Start Zwickau Fürs Klima muss man nicht schwänzen
Artikel von: Redaktion
24.05.2019

Fürs Klima muss man nicht schwänzen

Zahlreiche Plakate für den Klimaschutz zierten am Freitag Zwickaus Innenstadt. Fotos: Alice Jagals

Zwickau. „Da sind sie ja, die Schulschwänzer“, hört man nicht nur einmal am Straßenrand in der Innenstadt hören. Grund für diesen Satz: An diesem Freitagmittag wurde erstmals in Zwickau eine „Fridays For Future“-Demonstration organisiert. „Dass es erst um 13 Uhr losgeht zeigt doch, dass wir eben nicht dem Klischee entsprechen wollen, Schulschwänzer zu sein“, erklärt Jakob Oehler vom 40-köpfigen Organisationsteam.

Hinter ihnen liegt jede Menge Fleiß. „Der Aufwand, eine solche Demo zu organisieren, ist enorm“, erklärt der 17-jährige Schüler, der ein Megaphone in der Hand hält. „Seit einem Monat kommunizieren wir über Social Media und das neben der Schule.“ Doch sie haben es geschafft. 500 Kinder und Jugendliche aus Zwickau, Plauen, Werdau, Schneeberg und Crimmitschau wurden zur Demo angemeldet. Die Zahl dürfte letztendlich dennoch höher gelegen haben.

Unter ihnen waren auch Melanie Fliegner, Maria Steinbach und Lisanne Gütter aus dem Julius-Motteler-Gymnasium in Crimmitschau. Die drei Mädchen sind über ihren Schülerrat auf die Demo

Melanie Fliegner (li.) und Lisanne Gütter aus Crimmitschau beteiligten sich an der Demo.

in Zwickau aufmerksam gemacht worden. „Wir greifen dieses Thema oft in der Schule auf“, sagt Melanie. „Behandeln wir beispielsweise in Geografie den Hurricane, kommen wir wieder auf den Klimawandel zu sprechen. Und selbst in Englisch haben wir einen Vortrag über die globale Erwärmung gehalten.“ Also bastelten sie kurzerhand ihre Plakate und fuhren nach der Schule mit dem Zug nach Zwickau.

Doch was kann man mit 16 Jahren schon tun, um selbst der Klimaerwärmung entgegen zu wirken? „Wir reden in der Familie viel darüber, Müll zu vermeiden“, so Lisanne. „Ich achte darauf, dass auch regionale Produkte gekauft werden, selbst wenn ich aus Zeitgründen nicht immer mit meiner Mutter den Einkauf erledigen kann. Gehe ich selbst einkaufen, nutze ich eigene mitgebrachte Beutel, statt immer wieder eine Plastiktüte zusätzlich zu bekommen.“ Einen Führerschein wollen die drei Mädchen dennoch anstreben. „Aber gebe es bessere Möglichkeiten, würden wir so oft es geht auf andere Verkehrsmittel übergehen. Auch ein Elektroauto käme infrage“, sagt Lisanne.

Dass die Schüler ausgerechnet an diesem Freitag auf die Straße gingen, war bewusst so gesetzt. „Wir sehen die Wahlen am Sonntag als Anlass, unsere politischen Forderungen zu unterstreichen“, erklärt Pauline Pekrul vom Organisations-Team. Und die Forderungen, die vom Schumannplatz aus durch die Innenstadt bis zum Muldeparadies in mehr als zwei Stunden friedlich kundgegeben wurden, lauteten vordergründig „Ausstieg aus der Kohlekraft“ und „Energieversorgung aus erneuerbaren Energien“.

Tina Röpcke steht gerade mit ihrem Freund und ihrer Mutter vor den Zwickau Arcaden und zückt ihr Smartphone, um die Demo zu filmen. Sie hat ein Lächeln im Gesicht. Die Aktion sieht sie nicht als Schulschwänzerei. Im Gegenteil. Die Wahl-Engländerin wohnt seit neun Jahren in Birmingham. „Da gibt es eine solche ‚Fridays For Future‘-Demo noch nicht. Stattdessen gibt es beispielsweise Plastik-Sammel-Aktionen im Supermarkt. Dabei geben die Leute direkt nach dem Kauf die Plastikverpackungen im Markt ab. Da sammelt sich ein riesiger Berg an. Wahnsinn, wenn man das mal sieht.“