Start Erzgebirge Füsse hoch! Eric Frenzel macht Schluss
Artikel von: Sven Günther
14.03.2019

Füsse hoch! Eric Frenzel macht Schluss

Ruhe nach dem Sturm. Weltmeister und Wochenendspiegel-Kolumnist Eric Frenzel kann die Füße hochlegen. Die Saison ist für ihn zu Ende. Foto: Peplies consult

Eric Frenzel: Ruhe nach dem Sturm

Er sprang seiner Form hinterher, rätselte, warum ihm auf der Schanze die Leichtigkeit so schwer fiel. Bis zum ersten Wettkampf bei der Nordischen Ski WM in Seefeld. 130, 5 Meter segelte der Erzgebirger weit, ließ sich in der Loipe nicht überraschen. GOLD. Seinen 2. Titel holte sich der WochenENDspiegel-Kolumnist im Team mit Fabian Rießle und gewann dazu Silber mit der Mannschaft. Jetzt ist die Saison für ihn gelaufen.

Zeit der Ruhe
Von Eric Frenzel
Vor der Weltmeisterschaft hatte mich ein Infekt fest im Griff und ich konnte gerade noch so vor dem Start der Wettkämpfe die Viren besiegen. Nach dem Weltmeistertitel bin ich nun schon wieder oder vielleicht immer noch im Bann der Erreger: „Influenza A“ sagt der Mannschaftsarzt und wir alle wissen, dass diese Entwicklung das Saisonende einläutet.

Die letzten Weltcuprennen werden  ohne mich stattfinden. Der oberste ärztliche Rat heißt Auskurieren und keine Risiken eingehen, zumal die Saison und die Vorbereitungen auf die Weltmeisterschaften in Seefeld genug kräftezehrend waren.
Ich liege also auf dem Sofa in Flossenbürg und schaue mir fortan den Wintersport im Fernsehen an, bin bei meiner Familie und genieße es, die Kinder beim Spielen um mich zu haben. Es kehrt Ruhe ein, von der ich meine, dass ich sie mir auch verdient habe.

Wenn die Kinder am Vormittag in der Schule und im Kindergarten sind und Laura beim Einkaufen, lasse ich mir die letzten zwei Jahre durch den Kopf gehen, die mit ungewöhnlichen Saisonverläufen einhergingen. Immer bedingt durch das Springen waren es durchwachsene Saisonleistungen bis die Großereignisse kamen, bei denen mir immer der große Wurf gelang: Olympiasieg in Pyeon Chang und Weltmeistertitel in Seefeld. Nicht nur auf meine Laufleistung, sondern auch auf meine Nerven konnte ich mich immer verlassen und es hat sich ausgezahlt, keine Energie mit Hadern und Jammern zu verschwenden, sondern jeweils bis zur letzten Minute an den Dingen zu arbeiten.

Trotzdem mache ich mir in aller Ruhe Gedanken um die Zukunft und um die zukünftige Herangehensweise bei der Saisonvorbereitung, wenn es um das Springen geht. Die Sprungleistung basiert auf mehreren Aspekten, die sich auf Körper und Material, sprich Skischuhe, Bindung und Ski beziehen. In jeder Saison aufs Neue sind Abstimmungsfragen zu lösen. Die Schuhhärte im Zusammenspiel mit der Bindung sind die Komponenten, mit denen der Flug sozusagen gelenkt wird; durch diese beeinflusst der Sportler den gesamten Flug vom Absprung bis zur Landung. Fehlt der innere Zugang zu diesen Dingen, fehlt das Gefühl für auch nur eine der Komponenten, geht der Sprung nicht weit.

Dass dies zweimal in den Saisons der Fall war, bringt mich zum Nachdenken. Ich werde mit meinen Trainern sprechen, wir müssen unser System zur Fehlererkennung und Fehlerbehebung optimieren.  Dass ich trotzdem Olympiagold und Weltmeisterlorbeer gewinnen konnte, verstellt nicht den Blick dafür, dass gehandelt werden muss.
Wir werden das nun in Ruhe angehen, denn in ihr liegt bekanntlich auch die Kraft.