Start Erzgebirge Gefühlte Erinnerungen: Junge Textilkünstlerin webt im Kampf gegen Demenz
Artikel von: Judith Hauße
06.12.2018

Gefühlte Erinnerungen: Junge Textilkünstlerin webt im Kampf gegen Demenz

Theresa-Marleen Weiß (27) an ihrem Webstuhl an der Fakultät für Angewandte Kunst Schneeberg. Foto: J. Hauße

Es ist ein für die Krankheit Demenz nicht unbekanntes Bild. Die Erinnerungen an die schönsten Ereignisse im Leben eines Menschen verblassen in vielen Fällen immer mehr je weiter die Erkrankung fortgeschritten ist. Für die Angehörigen ein ebenso herber Einschnitt, der in vielen Fällen auch die Kommunikation stark beeinträchtigen kann, zumal die Ausprägung des Krankheitsmusters unterschiedlicher nicht sein könnte. In der Demenztherapie gilt daher vor allen Dingen, Erinnerungen wieder wachzurufen.

Eine Studentin der Fakultät für Angewandte Kunst in Schneeberg hat sich diesem Thema auf eine ganz besonders kreative Art und Weise gewidmet. Die Textilkünstlerin Theresa-Marleen Weiß entwickelte für ihre Abschlussarbeit an der Westsächsischen Hochschule Zwickau ein gewebtes Buch, das reich an Erinnerungen zum Anfassen und Fühlen ist. Entstanden ist dabei schließlich auch ein Hilfsmittel im Bereich der Selbsterhaltungs- und Erinnerungstherapie für Menschen mit Demenz, wie die 27-Jährige im Gespräch mit WochenENDspiegel erklärt. „Das Ziel war es, Materialien und Stoffe zu finden, die für die Lebensgeschichte der an Demenz erkrankten Menschen stehen.“

Zum Tag der offenen Tür der Fakultät für Angewandte Kunst Schneeberg am 8. und 9. Dezember sind die gewebten Bücher von Theresa-Marleen Weiß zu sehen. Fotos: Theresa-Marleen Weiß

Mit den insgesamt vier gewebten Buchexemplaren ihrer Abschlussarbeit hat die junge Textilkünstlerin Theresa-Marleen Weiß (27) im Kampf gegen die Krankheit Demenz etwas einzigartiges geschaffen. Denn mit Hilfe der einzelnen Materialien, wie unter anderem Borsten eines Rasierpinsels, Schleifpapier, Nylonstrümpfe oder Haarnadeln, wurden die Bücher individuell auf die Lebensgeschichte und Vorlieben der betroffenen Menschen abgestimmt. Sprich, Materialien, mit denen versucht werden soll, das Leibgedächtnis über die Sinne anzuregen, Einfluss auf das Gedächtnis zu nehmen um somit Erinnerungen wieder hervorzurufen. Nicht zuletzt hat sich die 27-Jährige hierfür auch bei der Anordnung und Vorgehensweise eine besondere Technik einfallen lassen. „Jedes der Bücher hat aufgrund des Einsatzes von Doppelgewebe eine Vorder- und Rückseite, sie lassen sich auf- und zuklappen und geben dadurch den Menschen und deren Angehörigen die Möglichkeit, ihre eigene ganz spezielle Ordnung sowie immer wieder neuen Gesprächsstoff zu entdecken.“

Doch dass eine Textilkünstlerin wie Theresa-Marleen ihre Abschlussarbeit dem Bereich der Demenztherapie gewidmet hat, kommt nicht von ungefähr. Denn insbesondere durch den aufgrund eines bundesweiten Projektes gegen Demenz entstandenen Kontaktes zwischen Kerstin Klöppel von der AWO Erzgebirge und Professor Jörg Steinbach von der Fakultät für Angewandte Kunst Schneeberg konnten die Studenteninnen und Studenten für das Thema Demenz sensibilisiert werden. Eine zwar außergewöhnliche Zusammenarbeit, doch anhand der Abschlussarbeit von Theresa-Marleen mit einem durchaus innovativen Ergebnis.