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Artikel von: Sven Günther
22.03.2019

Genosse Schäfer-Gümbel will zur Milliarden-GmhH

Wirbel um den SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel und dessen geplanten Wechsel zur bundeseigenen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Der WochenENDspiegel fragte Carsten Körber, den CDU-Bundestagsabgeordneten aus Zwickau, der im Aufsichtsrat der GIZ sitzt, ob der SPD-Mann aus Hessen neuer GIZ-Personalvorstand wird. Foto: Büro Schäfer-Gümbel

Herr Körber, wird Thorsten Schäfer-Gümbel Personalvorstand der GIZ?

Von Sven Günther
Zwickau/Berlin. Die Schlagzeile in BILD sorgte für Diskussionen: “200.000 Euro Jahresgehalt: Spitzenjob als Belohnung für Wahlverlierer!”
Gemeint war Thorsten Schäfer-Gümbel, der SPD-Chef von Hessen und Vize-Bundesvorsitzende der Genossen. Er legte alle Ämter nieder, soll als Personalvorstand in den Vorstand der bundeseigenen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) wechseln.

Die Nachricht löste eine Diskussion aus. BILD schreibt, dass laut Koalitionsvertrag die SPD den GIZ-Posten besetzen darf. Worte wie Postenschieberei machten die Runde, weil Schäfer-Gümbel trotz dreier Wahl-Debakel (2009, 2013, 2017) einen Job bekommen soll, der ihm ein Plus von 50.000 Euro pro Jahr in die Taschen spülen würde.

Ein Mann, der bei dieser Personalie den Daumen senken könnte, ist der Zwickauer CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Körber, der im Aufsichtsrat der GIZ sitzt.

Er sagte dem WochenENDspiegel: “Die Personalentscheidung obliegt der Entscheidung des GIZ-Aufsichtsrats, der hierüber in seiner nächsten Sitzung am 9. April beraten wird. Ich bitte Sie diesbezüglich um Ihr Verständnis, dass ich mich zu meiner vertraulichen Tätigkeit als Aufsichtsratsmitglied nicht weiter äußern kann.”

GIZ. Drei Buchstaben, hinter denen eine gigantische GmbH steckt. Ein gewaltige Gesellschaft, die kaum einer kennt!

Die Zahlen: 19.000 Mitarbeiter. 2,4 Milliarden Euro Etat. JÄHRLICH! Das Geld kommt in erster Linie aus dem Entwicklungsministerium.

Die GmbH gehört zu 100 Prozent dem Bund, ist für die Regierung in Sachen Entwicklungshilfe aktiv. Carsten Körber: “Aktuell betreut die GIZ 1.548 laufende Projekte weltweit.”

Der Zwickauer CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Körber sitzt im Aufsichtsrat der GIZ. Foto: Büro Körber

Er nennt folgende Beispiele:

+ Bessere Arbeitsbedingungen für 11.000 Ägypterinnen und Ägypter: Dazu gehört u.a. die Schulung von Vorarbeitern in Sachen Sozialkompetenz und moderner Führung, die Realisierung von Ideen wie einer App, mit der Angestellte Ideen beim Management einreichen können oder die neue kostenlose Kinderbetreuung in Unternehmen.

+ Bekämpfung der extrem hohen Jugendarbeitslosigkeit und des Mangels an beruflichen Perspektiven in Nordafrika. Durch die GIZ haben von 2015 bis 2017 rund 38.000 Menschen Arbeit gefunden. Rund 420 Agrar-Start-ups werden seit 2016 direkt oder indirekt im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums gefördert.

+ Mehr politische Mitbestimmung für 34 Millionen Menschen – Good Governance. Die GIZ ist tätig im den Bereichen Verwaltung, Recht und Justiz, engagiert sich mit wirkungsvollen Strategien im Kampf gegen Korruption und fördert den verantwortungsvollen Umgang mit öffentlichen Finanzen. In fragilen Staaten fördert sie den Aufbau des Sicherheitssektors.

+ Klimafreundlicher Kaffee aus Costa Rica:. Eine der nationalen Klimaschutzmaßnahmen (Nationally Appropriate Mitigation Actions, NAMAs) besteht darin, den Anbau von klimafreundlichem Kaffee zu fördern. Die GIZ berät das Land bei der Umsetzung der Maßnahme. Bislang haben mehr als 3.000 Kaffeeproduzenten an den Schulungen teilgenommen und sich mit den klimafreundlichen Methoden vertraut gemacht.

Auf der Internetseite der GIZ finden sich weitere Aktivitäten:

+ In Nigeria wurden 2400 Kinder aus den Boko-Haram-Gebieten im Nordosten in Internaten in anderen Landesteilen untergebracht und unterrichtet, bekommen so Zugang zu Bildung und psychologischer Betreuung.

+ Über einen Zeitraum von drei Jahren wird erprobt, wie sich Arbeits- und Lebensbedingungen im Kleinstbergbau in der Demokratischen Republik Kongo verbessern lassen.

+ Besserer Schutz vor dem steigenden Meeresspiegel und Extremwetterereignissen in Vietnam, wo auch 3000 Reisbauern geschult wurden, um neue oder und längst vergessene Sorten anzubauen.

+ In Tunesien werden Fachkräfte für die Solarenergie spezialisiert.

+ Das Projekt “Frauen bewegen die Stadt” wird in Ghana gefördert, in dem 600 Busfahrerinnen ausgebildet werden.

+ Die GIZ unterstützt in Indonesien die Antikorruptionskommission, entwickelte u.a. App, die Informationen über bestimmte öffentliche Einrichtungen zugänglich macht. Über diese Bürger-App sind mittlerweile Daten von 48.000 Lokalverwaltungen, 404.000 Schulen und 2.777 Krankenhäusern zugänglich.

Mehr GIZ-Projekte finden Sie hier

https://www.giz.de/de/mediathek/112.html

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