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Artikel von: Constanze Lenk
30.03.2019

Glasarche wurde persönlich von Humboldt verabschiedet

„Du wirst der erste Popstar der Wissenschaft werden“. Mit diesen Worten verabschiedete TU-Prorektor Prof. Dr. Urs Peuker den berühmtesten Studenten der Bergakademie, Alexander von Humboldt, am 29. März auf dem Freiberger Schlossplatz.
Dort war seit Ende Januar eine gläserne Arche aufgestellt, die zu dessen 250. Geburtstag an den großen Entdecker erinnern sollte. Mit einem symbolischen Event wurde das Kunstwerk nun „verabschiedet”. Dazu hatte der Geschäftsführer des Freiberger Studentenwerkes, Thomas Schmalz, eine eigens für das Jubiläumsjahr angefertigte historische Uniform angelegt und berichtete in Gestalt von Humboldt auf humorvolle Weise von dessen Zeit in Freiberg.
Humboldt studierte an der Bergakademie von Juni 1791 bis Februar 1792 Montanwissenschaften und absolvierte das Pensum von eigentlich drei Jahren in acht Monaten. Hierbei fuhr er täglich in verschiedene Freiberger Gruben ein, darunter auch in den „Familienschacht“ in der Innenstadt, und lernte dort die praktische Arbeit eines Bergmannes kennen. Aufgrund seiner Beobachtungen der Pflanzenwelt untertage verfasste er später ein Buch über die „Florae fribergensis“, zu dem am 14. Mai eine Ausstellung in der Freiberger Universitätsbibliothek eröffnet wird. Er hörte dabei die Vorlesungen des damals sehr bekannten Freiberger Gelehrten Abraham Gottlob Werner und übernahm dessen „neptunistisches“ Weltbild, nach dem der Erdkörper aus festem Gestein, z.B. Granit, besteht, auf dem sich Sedimentgesteinsschichten aus dem Meer übereinander abgelagert haben. Erst nach seiner Erkundungsreise nach Südamerika von 1798 bis 1804 revidierte Alexander von Humboldt diese Vorstellung und erkannte vulkanische Prozesse im Erdinnern als eigentliche Ursache der Entstehung und Formung der Erdkruste und ihrer Schichten.
Humboldt wurde schon zu Lebzeiten als „Wissenschaftsfürst“ gefeiert. Durch Deutschland zieht sich ein dichtes Netz von Humboldtstraßen und -alleen, es gibt zahlreiche Humboldt-Plätze, Humboldt-Brücken und Humboldt-Schulen. Fast 300 Pflanzen und mehr als 100 Tiere wurden bis heute nach ihm benannt. Besonders markant: die Humboldt-Pinguine, die an der südamerikanischen Pazifikküste, an der der sogenannte „Humboldtstrom“ vorbeiführt, beheimatet sind.
Unter dem Motto „Freiberger lesen ihr Humboldt-Lieblingstexte“ hatte zuvor Daniela Walther vom TU-Institut für Industriearchäologie, Wissenschafts- und Technikgeschichte über „Alexander von Humboldt in Sibirien“ im Campus-Café referiert, dabei ging es um eine weitere große Forschungsreise Humboldts nach Zentralasien (1829).
Für den 14. Juni, dem Tag des Studienbeginns 1791, ist eine Festveranstaltung zu Humboldts Ehren in der Alten Mensa in Freiberg geplant. Dabei werden Diplomaten aus den von Humboldt bereisten Ländern erwartet. An seinem Geburtstag, dem 14. September, wird gemeinsam mit dem Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft e.V. eine Bergparade auf Humboldts Spuren durchgeführt. Ein anschließendes Konzert der Gruppe „Seconda Pratica“ soll mit südamerikanischen Musikstücken an seine Reisen durch diesen Kontinent erinnern. Fotos: Matthias Herrmann