Start Grand Prix auf dem Sachsenring: Rennwochende auf der Traditionsstrecke
Artikel von: Redaktion
04.07.2019

Grand Prix auf dem Sachsenring: Rennwochende auf der Traditionsstrecke

Der GP auf dem Sachsenring ist jedes Jahr aufs Neue eine Herausforderung – auch für die Polizei. Foto: Daniel Unger/Archiv

Von Doreen Müller-Uhlig

Seit 1998 findet der deutsche Grand Prix bereits auf dem heutigen sächsischen Kurs statt, insgesamt hat der „Große Preis von Deutschland“ jedoch schon eine über achtzigjährige Tradition! Auch andere Rennstrecken hatten vor dem Sachsenring schon die Möglichkeit einen deutschen WM-Lauf auszutragen, darunter 1991 bis 1994 der Hockenheimring, weitere drei Jahre in Folge der Nürburgring, bis 1998 der WM-Tross hier seine Zelte aufschlug.

Bereits 1961, als damals der erste ostdeutsche Grand Prix auf dem alten Sachsenring abgehalten wurde, herrschte eine große Faszination für diesen Sport. Bis heute ist die Faszination ungebrochen und zieht jährlich zahlreiche Besucher aller Länder nach Hohenstein-Ernstthal und Oberlungwitz.

Insgesamt wurden bisher 115 Grand Prix-Rennen für Solo-Motorräder auf dem Sachsenring seit 1961 ausgetragen. Davon 17 in der MotoGP, 16 in der 500cc-Klasse, 11 in der 350cc-Klasse, 9 in der Moto2, 24 in der 250cc-Klasse, 7 bei der Moto3, 26 in der 125cc-Klasse und 5 in der 50cc-Klasse.

Über acht strahlende Podiumsgewinner konnten wir uns seit dem Bestehen des neuen Kurses freuen, darunter Ralf Waldmann (1999 / 250cc), Steve Jenkner (2002 / 125cc), Stefan Bradl (2008 – 125 cc und 2011 Platz 2 in der Moto2), Sandro Cortese (2010 / 125 cc sowie Siege 2012 und 2016 in der Moto2) und Jonas Folger mit seinen zweiten Plätzen einmal in der Moto2 und 2017 nach einem großartigen Fight mit Marc Marquez in der Königsklasse.

Der Spanier gilt übrigens nach wie vor als ungeschlagener Sachsenring-König und ist damit gleichzeitig der erfolgreichste Fahrer, seit es den neuen Sachsenring gibt. Neun Siege in neun Jahren macht ihm keiner so leicht nach!

An diesem Wochenende könnte der Repsol Honda Pilot sogar noch einen drauf setzen. Nach seiner verpassten Rekord-Chance in Austin, hat der Marc Marquez die Möglichkeit sich seinen siebten Sieg in der MotoGP auf einer Strecke in sieben aufeinanderfolgenden Jahren zu sichern und würde damit mit Valentino Rossi gleichziehen, dem dies von 2002 bis 2008 in Mugello glückte.

Nur ein Fahrer hat mehr Siege in Folge als Fahrer der Königsklasse, auf einer Strecke zu verzeichnen: Giacomo Agostini in Spa-Francorchamps von 1966 bis 1973 und neun Siege in Imatra von 1965 bis 1973!

Doch wer Marc Marquez kennt, der weiß, dass sich der Rekordjäger in Deutschland nicht mit einem zweiten oder dritten Podestplatz zufriedengeben wird.

Anders „Il Dottore“ Valentino Rossi. Im letzten Jahren konnten seine Fans ihm das letzte Mal auf dem Treppchen zu jubeln, nach dem er sich von Platz 6 vorgekämpft hatte. Die Saison 2019 verlief jedoch alles andere als glücklich für den neunfachen Champion. Besonders nach dem unverschuldeten Ausfall in Assen braucht der Movistar Yamaha-Pilot einmal mehr ein gutes Resultat, um in der WM noch mitreden zu können.

Auch Andrea Dovizioso wird langsam unruhig werden, den Kontrahent Marc Marquez liegen bereits 44 Punkte vor ihm an der WM-Tabellenspitze! Der Sachsenring ist mit seiner kurzen Streckenführung und vielen Wechseln nicht gerade eine Ducati-Strecke. 2018 kam der Italiener nur als Siebter ins Ziel. Von insgesamt elf Starts fuhr er mit der Desmosedici fünf Top Five-Platzierungen ein, zweimal schaffte er es auf dem Sachsenring bisher aufs Podest.

Danilo Petrucci verpasste im vergangenen Jahr hingegen nur knapp das Treppchen, nachdem er zwei Runden vor Schluss von Maverick Vinales überholt wurde. Petrucci wurde Vierter und Vinales konnte sich trotz schlechtem Start als Dritter feiern lassen.

Aufregend wird es 2019 für die MotoGP-Neulinge im Feld. Nicht nur für Überflieger Fabio Quartararo wird es das erste Mal auf dem Sachsenring auf einem MotoGP-Bike sein, auch Joan Mir, Francesco Bagnaia und Miguel Oliviera feiern in diesem Jahr ihr Sachsenring-Debüt in der Königsklasse. Dabei weiß der 21-jährige Mir, wie es sich anfühlt hier auf dem Podest zu stehen. Der Suzuki Ecstar-Pilot siegte 2017 in der Moto3 und fuhr 2018 auf den zweiten Platz in der Moto2-WM.

Neben den Rookies wird man an diesem Wochenende auch Stefan Bradl genau im Blick haben. Der 29-jährige Honda-Testpilot und ServusTV-Experte durfte bereits im Mai mit einer Wildcard in der MotoGP an den Start gehen und wird bei seinem Heimrennen die Maschine des verletzten Jorge Lorenzo übernehmen. Zweimal beendete Bradl bisher ein Rennen auf dem Podium, einmal auf Platz 2 in der 125 cc-Klasse (2008) und in der Moto2 drei Jahre später. Während seiner Zeit als Stammfahrer in der Königsklasse war dem Deutschen ein Podestplatz verwehrt geblieben, mit der drittschnellsten Rundenzeit im Qualifying 2014 bleibt Bradl allerdings der erste deutscher Pilot, der sich in der MotoGP auf dem Sachsenring einen Startplatz in der ersten Reihe sichern konnte. Mit einer guten Platzierung am Sonntag will sich der Moto2-Weltmeister von 2011 nun um einem permanenten Startplatz bewerben.