Start Zwickau Große Ritter auf großen Pferden sind Humbug
Artikel von: Uwe Wolf
22.10.2015

Große Ritter auf großen Pferden sind Humbug

Der Ortschronist Rolf Kirchner mit dem 5. und letzten Band der Ortschronik von Wolkenburg-Kaufungen. Foto: Uwe Wolf
Der Ortschronist Rolf Kirchner mit dem 5. und letzten Band der Ortschronik von Wolkenburg-Kaufungen. Foto: Uwe Wolf

Wolkenburg. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken, vor allem wenn man sich so intensiv mit der Geschichte von Wolkenburg-Kaufungen befasst wie Ortscchronist Rolf Kirchner. Jetzt stellte er seinen letzten Ergänzungsband zur Geschichte von Wolkenburg-Kaufungen vor. Dessen Titel lautet: „Chronik von Wolkenburg-Kaufungen, Band 8, Die Jahre 2000 bis 2014“. “Es ist der letzte Band weil ich keinen weiteren vorgesehen habe”, so Rolf Kirchner, der für seine Chronistentätigkeit altersbedingt einen Nachfolger sucht.

Im neuen Chronikband sind über 100 teilweise großformatige Fotos enthalten. Neben aktuellen Bildern aus den Jahren 2000 bis 2014 sind auch Fotos von den einstigen drei Brücken am Steinbruch und Fotos aus den Jahren 1898 bis 1908 zu sehen. Kirchner erinnert auch an das Jahrhunderthochwasser und an Baumaßnahmen wie beispielsweise den Malitexabriss. “Ein halbes Jahrhundert beschäftige ich mich mit der Heimatgeschichte. Damals, als ich angefangen habe, gab es keine Chronik, keine Festschriften und nicht mal eine Schreibmaschine” erinnert sich Rolf Kirchner. Als großes Problem in der Geschichtsforschung bezeichnete er die Fälschungen, denn es ist oftmals schwer, Dichtung und Wahrheit auseinander zu halten.

“1989 gab es Ausgrabungen auf dem Ullrichsberg. Damals wurde Schmiedeschlacke gefunden. Allerdings wurde früher nur Holzkohle zum Schmieden und Schmelzen verwendet. Also ist der Fund nicht dem Bergbau zuzuordnen”, erklärte Kirchner. Er wies auch darauf hin, dass Uhlsdorf einst Ullrichsdorf hieß und deshalb der Berg nicht Ullersberg, sondern Ullrichsberg hieß. Als Mär bezeichnete er die Darstellung der Ritter und ihrer Pferde im Film, wo stets große Ritter auf großen Rössern werden gezeigt. “Das ist Humbug. Die Pferde waren damals klein und die Leute waren längst nicht so groß wie heute”, so der Ortschronist. “Vermutlich waren die Pferde ponyähnlich.” Er hat zum Vergleich ein Hufeisen aus dem 14. Jahrhundert. Das ist knapp halb so groß wie ein Hufeisen aus dem 19. Jahrhundert.

Auch zum Brand der Burg Drachenfels in Chursdorf bei Penig hat Rolf Kirchner interessantes zu bieten. “Als die Burg brannte, war das Feuer so heiß, dass sogar Felsgestein geschmolzen ist”, sagte Kirchner. Er zeigte einen Stein, der geschmolzen war und auf der Fläche, wo einst die Burg stand, gefunden wurde. Im 14. Jahrhundert soll die Burg zerstört worden sein. Nach anderen Quellen soll die Burg erst 1488 abgebrannt sein.
Interessant auch, dass vor drei Jahren im Bach in Richtung Bräunsdorf Gold gefunden wurde. Es war kein Flittergold, also dünne Plättchen, sondern kleine Nuggets. “Es ist gut, bei der Geschichtsforschung Bodenfunde mit einzubeziehen. Diese können Geschriebenes belegen aber auch widerlegen”, so der Ortschronist. Im letzten Chronikband hat Kirchner auch von sich selbst Dinge eingearbeitet, so Buchpräsentationen und Zeitungsartikel über ihn. So wird das Gesamtwerk abgeschlossen.

Von den seit 1998 regelmäßig stattgefundenen Vortrags- und Gesprächsabenden hat Rolf Kirchner eine Mappe angefertigt. In ihr finden sich alle Themen der Abende wieder, beginnend bei der Besiedlung von Wolkenburg-Kaufungen bis zur Malitexentwicklung. uw