Start Grundstein wird zuhause gelegt
Artikel von: Redaktion
20.08.2015

Grundstein wird zuhause gelegt

Für rund 2.290 Mädchen und Jungen im Landkreis Zwickau startet am Montag der erste Schultag. 538 Lehrer sorgen dafür, dass Lesen, Rechnen und Schreiben im Nu gelernt wird. Foto: djdPILOT-PEN

Landkreis Zwickau. Wenn am Samstag die Jungen und Mädchen ihre Zuckertüten in den Händen halten, beginnt für sie eine neue Zeit. Denn die Zeit des Spielens und Trödelns ist dann endgültig vorbei. WochenEndSpiegel wollte deshalb wissen, wie gut unsere Knirpse auf die Schule vorbereitet sind und hat sich deshalb bei Fachleuten umgehört.

Doch schnell wurde deutlich, dass der Weg zum Schulbeginn schon ein Jahr zuvor anfing. Zunächst mit den Anmeldungen in den Grundschulen. Übrigens war in dieser Woche der Termin für die Schüler des Folgejahres. In den Kindergärten wird in der Regel ein sogenanntes Vorschuljahr angeboten Die Schulvorbereitung findet wöchentlich statt. Wie aus dem Amt für Schule und Soziales zu erfahren war, gibt es feste Zeiten zu denen sich die Kinder mit den Erziehern treffen. Gelernt wird allerdings nicht wie in der Schule, sondern alles findet spielerisch statt. So umfasst das Vorschuljahr die Bereiche Selbstwahrnehmung, die Zeitvorstellung, den musischen Bereich, Heimatkunde, sowie einen kognitiven, motorischen und mathematischen Bereich.

Zusätzlich findet in dem Vorschuljahr eine Vorschuluntersuchung statt. Diese wird durch einen Amtsarzt des Landratsamtes vorgenommen. Für dieses Schuljahr wurden rund 2.700 Schüler im gesamten Landkreis untersucht. Das waren die Kinder, die zwischen dem 1. Juli 2008 und 30. Juni 2009 geboren worden sind. Darunter waren auch einige Kinder von Asylbewerbern dabei. Die genaue Anzahl kann nicht genannt werden, da diese nicht explizit erfasst wurde. Das Problem dabei: Die Kinder verstehen oft kein oder nur wenig Deutsch.

Die sprachlichen Tests können nur eingeschränkt durchgeführt werden. Oft dienen die Eltern als Übersetzer, wenn diese etwas Englisch sprechen oder es ist ein Übersetzer dabei. Viele Dinge können auch durch Zeigen erklärt werden. „Da es sich bisher nur um wenige Kinder handelte, kann eine Aussage zu Entwicklungsunterschieden zu in Deutschland aufgewachsenen Kindern nicht getroffen werden“, erklärt die Amtsärztin des Landkreises Zwickau, Carina Pilling.

Arndt Schubert, Pressereferent der Regionalstelle Zwickau der Sächsischen Bildungsagentur, bestätigt die geringe Anzahl an Asylbewerberkindern, die zu Beginn des Schuljahres eingeschult werden. „Doch wir sind selber gespannt, was noch auf uns und die Lehrer zukommt“, sagt Schubert. „Um den Mehraufwand zu bewältigen, wurden extra qualifizierte Lehrer eingesetzt. An mehreren Schwerpunktschulen, wie beispielsweise der Nicolaigrundschule im Zentrum von Zwickau gibt es sogenannte DAZ-Klassen. DAZ, das bedeutet „Deutsch als Fremdsprache“.

Dabei werden in der Regel zwei Schuljahre, also nicht nur Grundschulklassen – zusammengelegt. Innerhalb der ersten zwölf Wochen wird nur Deutsch gesprochen bzw. wird sich mit der Sprache befasst. Anschließend werden sie in den Regelklassen, beispielsweise in Mathematik, unterrichtet.

„Wahnsinniger Anstieg“

Um diesen Bereich abzudecken, wurden im Landkreis verstärkt so genannte DAZ-Lehrer eingesetzt. „Sollten wir uns überschätzt haben, kann dieses Personal auf jeden Fall auch anders eingesetzt werden“, sagt Schubert und nennt dabei unter anderem Vertretungsunterricht. Insgesamt 24 DAZ-Klassen gibt es im Landkreis in diesem Schuljahr. Allein zehn davon in Grundschulen. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2013/14 waren es sieben, 2014/15 waren es 14 Klassen. „Das ist ein erheblicher Anstieg“, so Schubert.

Kinder auf dem Prüfstand
Im Rahmen der Vorschuluntersuchung werden Hör- und Sehvermögen, Aufmerksamkeit, Feinmotorik (Malen, Stifthaltung), Körperkoordination, Sprache, visuelle Wahrnehmung und Mengenvorwissen überprüft.

Abschließend wird der Körper untersucht. In Abhängigkeit vom Leistungsvermögen und vom Alter des Kindes dauert die Untersuchung 45 bis 60 Minuten. Falls ein Kind zur Untersuchung nicht mitmacht, erhält es einen neuen Termin. Das käme allerdings sehr selten vor.

Probleme in der Feinmotorik
Seitens der untersuchenden Ärzte wird eingeschätzt, dass Sprachprobleme und Probleme der Feinmotorik wahrscheinlich zugenommen haben. Genaue Daten seien allerdings noch in der statistischen Auswertung.

Doch so schätzt es auch Arndt Schubert ein. So nehmen doch die Aufnahmeverfahren an Förderschulen zu. „Die Probleme werden später oft in der Schule oder im Kindergarten gesucht. Doch der Grundstein wird im familiären Umfeld gelegt. Das beginnt von Anfang an. Das sollte niemand vergessen“, betont er. Oft seien es schwierige Familienstrukturen, die oftmals Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten hervorbringen.

Ob und in welche Schulart ein Kind mit dem erreichten Schulalter auch eingeschult wird, entscheidet letzten Endes die aufnehmende Schule, in die das Kind von den Eltern angenommen wurde. Generell haben auch die Eltern das alleinige Bestimmungsrecht, wenn es darum geht, das Kind einzuschulen, auch wenn es nach Meinung von Fachleuten noch zurückgesetzt werden sollte. Sollte das Kind dennoch immer wieder sitzen bleiben, so wird es nach zwei Durchläufen in die nächst höhere Stufe durchgewunken.

Von Alice Jagals

(20. August 2015)