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Artikel von: Sven Günther
14.02.2019

Handwerkskammer kritisiert Azubi-Ticket

Kritisiert das Azubi-Ticket: Frank Wagner, der Präsident der Handwerkskammer Chemnitz. Foto: HWK

Azubi-Ticket & PlusBus: Abfahrt nicht wieder verpassen!

Von Sven Günther
Region. Das Azubi-Ticket kommt! Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) einigte sich mit ÖPNV und Landkreisen auf folgendes Modell:

Azubis können ab 1. August für 48 Euro monatlich mit Bussen und Bahnen zu Lehrstellen im Verkehrsverbund fahren. Wer zusätzlich ein anderes Verbundnetz nutzen muss, zahlt jeweils 5 Euro Extra. Die Hürde: Das Ticket gilt nur als Jahresabo (576 Euro)!

Ein Grund, warum es auch Kritik gibt. So sagt Frank Wagner, der Präsident der Handwerkskammer Chemnitz: “Wir begrüßen den Kompromiss, sehen ihn aber eindeutig als Zwischenschritt.” Er fordert die schnelle Einführung eines Bildungstickets für ganz Sachsen, ärgert sich: “Nicht zufrieden sind wir, dass das nun verhandelte Azubiticket immer für ein ganzes Jahr und für ausgewählte Landkreise abgeschlossen werden muss. Realität in der Ausbildung ist doch, dass Fachklassen und somit Berufsschulstandorte wechseln und dass die Lehrlinge dann in einen anderen Landkreis fahren müssen.”

Für Schüler einigten Dulig & Co. sich auf ein Freizeitticket ab Schuljahresbeginn. Mit ihm kann man für 10 Euro Montag bis Freitag ab 14 Uhr und an den Wochenenden mit Bussen und Bahnen unterwegs sein.

Der Wirtschaftsminister blickte auch in die Zukunft, sprach vom Ziel, einen sachsenweit gültigen Tarif einzuführen und versicherte, die Modelle PlusBus und TaktBus schrittweise zu etablieren.

PlusBus? Da hatte man schon im August 2017 mächtig aufs Gas getreten, verkündete mit großem Brimborium die Einführung der zusätzlichen Linien und Takte.

Neue Buslinien für 750.000 Euro pro Jahr

Noch ehe die Fahrer den ersten Gang eingelegt hatten, erstickte das Projekt zum Zuständigkeits- und Genehmigungsstau. Erst jetzt wurden erste Linien als Pilotprojekte im Nahverkehrsraum Leipzig und Oberelbe eingeführt.

Die Statements:

Verkehrsminister Martin Dulig:

„Der Öffentliche Personennahverkehr brennt den Menschen unter den Nägeln wie kaum ein anderes Thema. Die Menschen in unserem Land haben einen leistungsfähigen und sachsenweiten öffentlichen Verkehr verdient und sie sollen die Chancen der verschiedenen Verkehrsträger nutzen können. Daher bin ich mit dem jetzt gemeinsam erzielten Ergebnis sehr zufrieden. Denn wir brauchen Mobilitätskonzepte der Zukunft, wie wir sie gemeinsam in der ÖPNV-Strategiekommission vereinbart haben.“

Martin Dulig. Foto: SMWA

Andre Jacob, Geschäftsführer des Sächsischen Landkreistags (SLKT):

„Mit der Einigung ist der Weg jetzt frei, die ÖPNV-Angebote insbesondere im ländlichen Raum weiter auszubauen und eine noch bessere Anbindung an die Zentren zu erreichen. Damit wird ein wesentlicher Beitrag zu mehr Lebensqualität auch in der Fläche geleistet. Dies war den Landräten ebenso wichtig, wie das nun vorgesehene Azubi-Ticket, mit dem wir die Attraktivität unserer Ausbildungsstätten und Berufsschulen weiter erhöhen können.“

Mischa Woitscheck, Geschäftsführer des Sächsischen Städte- und Gemeindetags (SSG):

„Aus SSG-Sicht liegt ein gutes Verhandlungsergebnis vor. Wir werden das ÖPNV-Angebot im ländlichen Raum deutlich ausbauen, wir werden den ÖPNV in den Kreisfreien Städten ertüchtigen, um die Mehrverkehre aus dem ländlichen Raum aufzufangen und wir haben den Weg für den Sachsen-Tarif freigemacht. Für Schüler wird es zudem künftig deutlich günstigere Ticketangebote geben. Nun kommt es darauf an, die Finanzierung durch das Land sicherzustellen und die Einzelheiten in den ÖPNV-Zweckverbänden umzusetzen.“