Start Erzgebirge Hart besaitet
Artikel von: Sven Günther
12.01.2023

Hart besaitet

Die erste Tour des Jahre: Vicente Patiz mit seiner Yamaha Xv 1100 Virago Chopper in Johanngeorgenstadt. Fotos: privat

Gitarren-Virtuose Vicente Patiz süchtig nach Adrenalin

Von Sven Günther
Region.
Hört man seine Musik, verschwimmt die Wirklichkeit. Klänge packen Sinne, führen sie in andere Sphären. Vicente Patiz. Gitarren-Virtuose. Verzauberer. Einer, der die Menschen mit seinen Harmonien die Realität vergessen lässt.

Sein Kapital: Flinke Finger, die filigran über Saiten tanzen – und doch gesteht er jetzt augenzwinkernd: „Ich bin süchtig nach Adrenalin!“

Ob mit Ski oder Bike: Keine Piste ist ihm zu steil, kein Sprung zu waghalsig. Vicente Patiz lächelt: „Wenn ich einen Nagel in die Wand schlagen will, kann ich mir auch auf den Daumen hauen…“ Sagen will er damit, dass immer und überall etwas passieren kann. „Ich liebe das Abenteuer, bin aber nicht leichtsinnig und weiß schon, was ich mir zutrauen kann.“

Auf Skiern, auf dem Rad – und auf dem Motorrad. Neben Familie und Gitarre Patiz‘ dritte Leidenschaft. Aktuell hat er zwei Maschinen in der Garage stehen. Eine KTM 950 Super-Enduro, mit der er durchs Gelände cruist und eine Yamaha Xv 1100 Virago Chopper. Der Musiker: „Auf die bin ich besonders stolz, weil sie meinem Vater gehörte und genau 30 Jahre alt ist. Papa fährt ja mit seinen 81 Jahren nicht mehr.“

Der Junior umso lieber. Patiz hat das Bike überholen lassen. Jetzt schnurrt es wie ein Kätzchen. Dreht man das rechte Handgelenk aber bodenwärts, faucht es wie ein Tiger. „Vor wenigen Tagen bin ich mit ihr durch das Erzgebirge gefahren, war unter anderem in Johanngeorgenstadt am größten freistehenden Schwibbogen der Welt,“ verrät er und gesteht: „Es war dann doch kälter als ich zunächst gedacht hatte. Aber einen richtigen Biker hält nichts auf.“

So erlebte er einige Motorrad-Abenteuer, heizte einmal nonstop 800 Kilometer in die Schweiz. Patiz: „Das größte war aber, als ich mit einigen Freunden auf chinesischen Enduro-Maschinen durch Laos getourt bin. Da gab es teilweise keine Straßen und wir mussten die Motorräder teilweise über Hindernisse tragen. Aber so kamen wir mit den Menschen in Kontakt, konnten die Landschaft genießen, die Freiheit spüren. Das ist für mich das wahre Biker-Vergnügen.“

Seit er 18 Jahre alt ist, genießt er das, sagt leise: „Naja, ich bin auch schon heimlich gefahren, als ich noch keinen entsprechenden Führerschein hatte. Ist wohl verjährt…“ Auch ein schwerer Unfall 1999, ein Auto hatte ihm die Vorfahrt genommen, konnte ihm die Motorrad-Lust nicht rauben. „Nee, ich habe mir gleich danach eine größere Maschine gekauft.“

Inzwischen sind die filigranen Finger gliedmaßenversichert, Patiz ist mit Papas Bike unterwegs und gibt zu: „Es ist ein überragendes Gefühl, mit einem Motorrad zu fahren, das so eine Geschichte hat. Man vergisst die Zeit, die Realität und genießt die Augenblicke.“ Wie die Zuhörer bei seinen Konzerten.

Vicente Patiz in seinem Element: Mit Gitarre und Bike.