Start Erzgebirge Harter Wettbewerb am Ausbildungsmarkt
Artikel von: Andre Kaiser
06.11.2015

Harter Wettbewerb am Ausbildungsmarkt

Siegfried Bäumler, Chef der Arbeitsagentur (re.) überreicht Siegmund Mehner, Geschäftsführer der ELEBA, das Zertifikat für sein Engagement. Foto: A. Kaiser
Siegfried Bäumler, Chef der Arbeitsagentur (re.) überreicht Siegmund Mehner, Geschäftsführer der ELEBA, das Zertifikat für sein Engagement.
Foto: A. Kaiser

Ehrenfriedersdorf. Der Wettbewerb am Ausbildungsmarkt im Erzgebirge wird immer härter. Dies belegen die jüngsten Zahlen der Annaberger Arbeitsagentur. So standen von Oktober 2014 bis September 2015 insgesamt 1.774 Jugendliche gegenüber 1.799 Ausbildungsplätzen, was einem Verhältnis von nahezu 1:1 entspricht. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren lag dieses noch bei 3:4. Bedeutet, dass in diesem Jahr knapp 200 Lehrstellen nicht besetzt werden konnten, da es zwar auf dem Papier genug Bewerber gab, sich allerdings nicht jeder automatisch für einen Ausbildungsplatz entschied, sondern manch einer beispielsweise den Weg eines Studiums einschlug.
Unbesetzt blieben vor allem Ausbildungsplätze für Verkäufer, Zerspanungsmechaniker, Restaurantfachleute, Elektroniker, Köche, Anlagenmechaniker, Tierwirte und Industriemechaniker. Besonders das Handwerk leidet unter dieser Entwicklung.
„Rund 30 Prozent aller Handwerksberufe des Kammerbezirkes Chemnitz sitzen im Erzgebirgskreis. Damit hat die Region die höchste Dichte an Handwerksbetrieben. Nachwuchsgewinnung wird hier groß geschrieben“, erklärt Siegfried Bäumler. Der Chef der Annaberger Arbeitsagentur: „Um für ausreichend Nachwuchs zu sorgen, müssen wir gemeinsam mit Kammern und Handwerksbetrieben eine Lanze für das Handwerk brechen und junge Menschen für diese Berufe begeistern.“

Eine Ansicht, die auch Steffen Böttcher von der Kreishandwerkerschaft Erzgebirge vertritt. „Die Karriere führt nicht nur über Gymnasium und Studium. Hier finde ich, sollte viel mehr Aufklärungsarbeit geleistet und der Stellenwert des Handwerks weiter aufgewertet werden. In unserer Lehrstellenbörse sind per 30.09.2015 etwa 400 offene Lehrstellen gemeldet gewesen. Die Gründe liegen dabei nicht nur in der demographischen Entwicklung. Vielen Jugendlichen fehlen die Informationen über die einzelnen Berufe im Handwerk. Daraus resultiert die immer größer werdende Bedeutung der Berufsorientierung und der Praktika in Unternehmen, um spätere Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Auch nimmt bei der Wahl des Ausbildungsplatzes die Mobilität der Jugendlichen  – auch im Hinblick auf den Standort der zukünftigen Berufe – einen höheren Stellenwert ein. Das Handwerk bietet mit seinen zahlreichen Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierechancen eine hervorragende Plattform. So können beispielsweise leistungsstarke Auszubildende im Handwerk schon parallel zur Berufsausbildung eine anspruchsvolle Aufstiegsfortbildung absolvieren. Dieses Angebot nutzen seit Jahren leistungsstarke Auszubildende verschiedener Berufsgruppen. Unsere Handwerksunternehmen suchen noch zukünftige Lehrlinge. Ein Einstieg ist auch jetzt noch möglich.“

Dass es am Ausbildungsmarkt nicht leichter geworden ist, davon kann man auch in der ELEBA Elektro- und Haustechnik GmbH in Ehrenfriedersdorf berichten. Nachdem 2009 und 2012 die Lehrstellen unbesetzt blieben, hat man es nun mit großem Engagement und auch über alternative Wege geschafft, Azubis zu gewinnen. Dass in dem Unternehmen mit derzeit 88 Mitarbeitern Ausbildung einen großen Stellenwert einnimmt, zeigen die Zahlen. So wurden in dem Betrieb seit 1991 weit über 100 Lehrlinge im handwerlichen und im kaufmännischen Bereich ausgebildet – ein würdiger Anlass für den Chef der Arbeitsagentur, die Firma für hervorragendes Engagement in der Ausbildung und zur Nachwuchsförderung auszuzeichnen.

 

Zahlen und Fakten zum Ausbildungsmarkt im Erzgebirgskreis

Die Agentur für Arbeit Annaberg meldete, dass im Zeitraum von September 2014 bis Oktober 2015 insgesamt 1.774 Jugendliche auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle waren, ein Minus von 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dem gegenüber standen 1.799 registrierte Ausbildungsplätze zur Verfügung, ein Plus von 1,2 Prozent.

Insgesamt 17 Bewerber im gesamten Kreis sind gegenwärtig noch unversorgt, 196 Ausbildungsplätze konnten nicht besetzt werden.

Der Blick in die einzelnen Regionen zeigt, dass es doch gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Altlandkreisen gibt. So wurden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum beispielsweise in Annaberg (-6,1 Prozent) und Schwarzenberg (-10,1 Prozent) weniger Berufsausbildungsstellen gemeldet, hingegen in Zschopau (+28,2 Prozent)  deutlich mehr. Ähnliches Bild bei den Bewerbern. Annaberg musste ein Minus von 8,5 Prozent kompensieren, Zschopau hingegen verzeichnete ein Plus von 21,8 Prozent, hatte also 32 Ausbildungssuchende mehr zur Verfügung.

Positiv: Trotz dieses Anstiegs blieb in Zschopau kein Bewerber unversorgt. Das Gleiche gilt für Schwarzenberg, wo ebenso die Bewerberzahl (+9,9 Prozent) gestiegen ist.