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Artikel von: Sven Günther
31.03.2020

Helden des Alltags: Die Urlaubs-Betrater

Ronny Scherer vom sonnenklar Reisebüro Aue berät mit seinem Team Urlauber, die nicht reisen können. Foto: privat

Helden des Alltags: Die Urlaubs-Betrater

Region. Sie sind Verkäuferinnen, Krankenschwestern, Ärzte oder Busfahrer. Menschen, die auch in der aktuell schwierigen Zeit ihren Job machen; Helden des Alltags, die im WochenENDspiegel zu Wort kommen. Wie die Mitarbeiter vom sonnenklar Reisebüro in Aue

Wenns im Urlaub nur nach Balkonien geht…

Aue. „Hallo, wir würden gern eine Reise in die Türkei buchen.“ Solche oder ähnliche Sätze haben die Reiseprofis aus dem sonnenklar Reisebüro in Aue noch vor zwei Monaten am Tag gehört. Doch jetzt sind die Anfragen eher „Was wird denn aus unserer Reise?“ oder „Wir möchten kostenfrei stornieren!“

Auch bei einer Notbesetzung und geschlossenem Büro sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Aue und Schwarzenberg dabei alle E-Mails zu beantworten und Telefongespräche anzunehmen. „Wir wollen unsere Kunden in dieser schwierigen Situation bestmöglich informieren und beruhigen“, sagt Inhaber Ronny Scherer. Doch das ist nicht immer einfach. Die Vorschiften ändern sich teilweise stündlich und durch fehlerhafte Hinweise im Fernsehen werden den Kunden mitunter falsche Vorgehensweisen nahegelegt.

„Bevor wir handeln können, muss eine verbindliche Information des entsprechenden Reiseveranstalters vorliegen. Diese stornieren derzeit nach und nach alle Urlaubsreisen je nach Veranstalter bis Ende April, denn bis dahin gilt derzeit das Reiseverbot der Bundesregierung“, erklärt er weiter. Täglich kommen dann für die einzelnen Kunden die Stornobestätigungen. Durch die Überlastung der Veranstalter kann das einige Tage dauern. Jede Abreise ab Ende April kann aktuell noch nicht kostenfrei storniert werden und das Reisebüro-Team muss die Anrufenden um Geduld bitten.

„Wir hoffen natürlich, dass alle Daheimgebliebenen ihr Geld schnellstmöglich zurückerstattet bekommen“, wünscht sich Jens Fiedler, Büroleitung in Schwarzenberg. „Wir haben so viele verständnisvolle Kunden; die meisten haben schon angekündigt, dass sie im Sommer vorbeikommen um eine neue Reise zu buchen. Das freut uns sehr.“
Das ganze Team hofft, dass sich die Situation im Frühsommer verbessert hat. Derzeit sind alle Mitarbeitenden in Kurzarbeit, denn wo keine Buchungen sind, gibt es keine Einnahmen. Bei kostenlosen Stornierungen geht ebenfalls die Provision verloren.

Doch nicht nur die Reisebüros leiden unter der Situation. Kreuzfahrtschiffe liegen bis Ende April in den Häfen, Fluggesellschaften streichen zahlreiche Flüge und Hotels in beliebten Touristenorten wie Mallorca, Ägypten oder der Türkei müssen auf unbestimmte Zeit schließen. Gerade in Gegenden wie Hurghada in Ägypten, wo der Großteil der Bevölkerung vom Tourismus lebt, ist dies eine Katastrophe. Die Auswirkungen sind derzeit nicht abzusehen

Doch wie kann man den Reisebüros in dieser Situation helfen? „Wichtig ist, dass alle erstmal die Nerven behalten und sich nicht verrückt machen lassen. Sobald wir Informationen haben, melden wir uns Schritt für Schritt bei den Kunden und Kundinnen. Hier wird keiner allein gelassen. Und die Gäste, die anstatt einer Stornierung für die Reisen jetzt im März und April, eine Umbuchung auf einen späteren Zeitpunkt in Betracht ziehen, denen sind wir besonders dankbar.“

Doch aktuell gilt: Auch wenn Viele lieber im traumhaften Sandstrand liegen würden: Bleibt daheim, wenn ihr könnt. Macht es euch zu Hause gemütlich. Nur so können wir alle gemeinsamen eine Katastrophe unterbinden.