Start Chemnitz Helfer tierisch in Not: Tierasyl Chemnitz kämpft weiter ums Überleben
Artikel von: Redaktion
13.06.2018

Helfer tierisch in Not: Tierasyl Chemnitz kämpft weiter ums Überleben

Vereinschefin Denise Putsche und Vierbeiner wie hier Billy brauchen dringend Hilfe. Foto: Cindy Haase

Chemnitz. Ihre Herzen schlagen für Tiere in Not, doch nun sind sie selbst in Not geraten: Die Helfer des Tierasyl Chemnitz e.V. „Die Situation hat sich immer mehr zugespitzt“, blickt Vereinschefin Denise Putsche auf die letzten Jahre zurück. „Wir müssen jetzt schauen, dass wir uns sanieren“, ergänzt sie. Ansonsten sei das Weiterbestehen des Vereins, der jährlich zwischen 400 und 500 Tieren ein Zuhause auf Zeit gibt, gefährdet.

„Vor allem die Tierarztkosten fressen uns auf“, benennt sie die Hauptursache für die gestiegenen Ausgaben. Ende 2017 lagen diese bei 48.000 Euro. Dazu kommen Ausgaben für Personal, Gebäude und natürlich die Verköstigung der Tiere. Das summiert sich auf mehr als 100.000 Euro laufende Kosten. Die jährliche Förderung durch die Stadt in Höhe von 10.000 Euro nimmt sich dabei wie ein Tropfen auf den heißen Stein aus. Auf eine Erhöhung der städtischen Zuweisungen setzt Denise Putsche ihre Hoffnungen. „35.000 Euro pro Jahr würden helfen“, sagt sie. Alle Fraktionen des Stadtrates wurden kontaktiert und um Hilfe gebeten.

Auch Max sucht ein neues Zuhause. Foto: Cindy Haase

Die Zeichen dafür stehen offenbar auch nicht schlecht. „Für die Haushaltsdiskussionen zum Zweijahreshaushalt 2019/20 werden wir im Gespräch mit den Vereinen versuchen, eine Lösung zu finden“, so der SPD-Stadtrat und Bundestagsabgeordnete Detlef Müller gegenüber WochenENDspiegel. Müller sieht es als „Aufgabe einer Stadtgesellschaft, Steuermittel für den Schutz und die Pflege von Tieren einzusetzen.“ Susanne Schaper, Fraktionsvorsitzende DIE LINKE: „Eine Lösung wäre, neben den eigenen Aktivitäten des Vereins, den Zuschuss durch die Stadt zu erhöhen. Dies werden wir im Zuge der Vorberatungen zum Haushalt 2019/20 intensiv tun und gehen davon aus, dass wir eine Lösung finden werden.“

Naturgemäß stark dem Tierschutz verpflichtet sieht sich die Grüne Fraktion: „Wir fordern eine Umlage der Stadt in Höhe von einem Euro pro Einwohner/in an die Tierheime der Stadt. Das ist ein bundesweit anerkannter Richtwert“, so Stadtrat Tobias Tannenhauer. In Chemnitz fließt derzeit nur 55 Prozent dieser Summe.
„Sollten die Argumente nachvollziehbar sein, wovon wir ausgehen, sollte es fraktionsübergreifend Einigkeit in Bezug auf eine Anhebung der Förderung geben“, hießt es von Seiten der CDU-FDP-Fraktion auf WochenENDspiegel-Nachfrage. Man sehe die Unterstützung auch als Würdigung des Ehrenamtes in diesem Bereich.

Denn neben den zwei Festangestellten und vier geringfügig Beschäftigten ist es vor allem den vielen Ehrenamtlichen zu verdanken, dass Katzen und Kleintiere im Tierasyl ein schönes Zuhause bis zur Vermittlung an eine neue Familie finden. Vereins-chefin Denise Putsche, die aktuell in Elternzeit ist, widmet ihre komplette Freizeit ehrenamtlich dem Wohl der Tiere. Weiterhin unterstützen 220 Mitglieder durch ihren Vereinsbeitrag die Ziele der Helfer. „Das ist auch eine schöne Möglichkeit für Leute, die ebenfalls helfen wollen“, verrät Denise Putsche. Bei einem Mitgliedsbeitrag ab fünf Euro monatlich könnten sich Chemnitzerinnen und Chemnitzer, die ebenfalls etwas Gutes tun wollen, beteiligen.

Sie haben schon geholfen: Die Auszubildenden der Deutschen Telekom Service GmbH des 1. und 2. Lehrjahres haben im April einen Kuchenbasar, mit dem Ziel den Mitarbeitern eine Freude zu machen und die Einnahmen einem guten Zweck zu spenden. Schnell einigten sich die Tierfreunde auf den Verein „Tiere in Not e.V.“ in Chemnitz. Da die Begeisterung bei der Belegschaft so groß war, wurde die Spendenaktion um eine Futter-/Tierbedarfsammlung und einem Spendenaufruf an unserem Standort erweitert. Zusammen gekommen sind zum einen eine stattliche Summe von 620€ und eine Wagenladung Tiernahrung für ein ganzes Rudel hungriger Mäuler. Foto: Nicole Neubert

Immer hilfreich ist es auch, Tieren ein neues Zuhause zu geben. „Seit Februar stagnieren die Vermittlungszahlen“, bedauert Denise Putsche. Eine richtige Erklärung hat sie dafür nicht. Zwar kämen schon zu den Öffnungszeiten Interessenten, aber zu wenige Samtpfötchen finden dadurch ein neues Heim. „Wenn wir nichts vermitteln, fehlen diese Einnahmen“, verweist die Vereinschefin auf den Teufelskreislauf. Und da stehe nun auch noch die Sommerzeit bevor, in der die Vermittlungsquote erfahrungsgemäß ohnehin gering sei.

Dabei werde durch die Schutzgebühr von 90 Euro für einen Kater und 110 Euro für eine Katze ohnehin nur ein Teil der Kosten aufgefangen. „Immerhin sind die Tiere kastriert, gechipt, entwurmt und geimpft“, wirbt sie für die vielen bedürftigen Vierbeiner. Klar ist: „Dass momentan nicht absehbar ist, wie lange wir unter diesen Umständen den Fortbestand unseres Tierasyls gewährleisten können“, macht Denise Putsche deutlich. Wo im Falle einer Schließung die rund 500 bedürftigen Tiere pro Jahr unterkommen sollen, steht in den Sternen. Das Tierheim Chemnitz ist für solch einen tierischen Ansturm auf jeden Fall nicht gerüstet.ch

Mehr Infos zum Tierasyl
www.tierasyl-chemnitz.de

Spendenkonto
IBAN: DE45870500003510001841
BIC: CHEKDE81XXX
Sparkasse Chemnitz
Spenden mit Paypal: