Start Erzgebirge Herr Wanderwitz, sind Sie der Quoten-Ossi?
Artikel von: Sven Günther
15.03.2018

Herr Wanderwitz, sind Sie der Quoten-Ossi?

Er steht lächelnd neben Bundesinnenminister Horst Seehofer. Marco Wanderwitz, der CDU-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Chemnitzer Land/Erzgebirge II ist zum Parlamentarischen Staatssekretär ernannt worden. Kurz nach seiner Ernennung gab Wanderwitz www.wochenENDspiegel.de ein Interview. Foto: Büro Wanderwitz

Marco Wanderwitz: Unser Mann in der Regierung

Von Sven Günther
Berlin/Stollberg. Er steht lächelnd neben Bundesinnenminister Horst Seehofer. Marco Wanderwitz hält die Ernennungsurkunde zum Parlamentarischen Staatssekretär in den Händen. Er, Wanderwitz, der CDU-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Chemnitzer Land/Erzgebirge II, ist damit neben Familienministerin Franziska Giffey der zweite ostdeutsche Politiker und einzige Sachse in der Bundesregierung, wird unter Seehofer im Ressort Bau und Heimat tätig sein.
Kurz nach seiner Ernennung gab Wanderwitz www.wochenENDspiegel.de ein Interview.

WochenENDspiegel:
Sie sind 42 Jahre alt, wie andere neue Parlamentarische Staatssekretäre auch ein eher junger Politiker. Ist dieser Trend ein Zeichen des Umbruchs innerhalb der CDU?

Marco Wanderwitz:
Die Union stellt sich in der Tat gerade für die nächsten Jahre neu auf. Auch die jungen Ministerpräsidenten sind Teil dessen. Ich freue mich, Teil des Teams Zukunft zu seien.

WochenENDspiegel:
Unter Minister Seehofer werden Sie für die Bereiche Bau und Heimat zuständig sein. Was muss man sich darunter (speziell unter dem Begriff Heimat)  vorstellen? Welchen Hintergrund hat die Etablierung dieses neuen Ressorts?

Marco Wanderwitz:
Bau und Raumordnung ist ein klassisches Ressort. Bei Heimat geht es vor allem um die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in der Fläche, die Zukunftsfähigkeit eines lebenswerten ländlichen Raumes. Dass das die Menschen bewegt, und wir hier als Politik aktiver agieren müssen, kann man ja mit Händen greifen.

WochenENDspiegel:
Glauben Sie, dass man in den letzten Jahren zu sehr durch die Berliner Brille agiert, sich mehr von urbanen Befindlichkeiten hat leiten lassen, statt ländliche Sorgen ernst zu nehmen?

Marco Wanderwitz:
Teile der Politik sicher. Aber es ist auch eine große Kraftanstrengung nötig, für die man erst einmal Anlauf nehmen mußte in gewisser Weise.

WochenENDspiegel:
Was qualifiziert Sie für die Aufgabe oder sind Sie so etwas wie der Quoten-Ossi?

Marco Wanderwitz:
Ich bin ja nun schon einige Zeit Parlamentarier und kenne die Abläufe. Mein Wahlkreis ist ein ländlicher. Und als Jurist ist das Bundesinnenministerium naheliegend. Dass wir Sachsen in der Regierung weiterhin vertreten sind, halte ich für sehr wichtig.

WochenENDspiegel:
Apropos Horst Seehofer, apropos CSU. Sie vertreten in der CDU eher eine liberalere Linie. Werden Sie mit dem Minister aus Bayern klarkommen?

Marco Wanderwitz:
Ich würde mich nicht als Liberalen bezeichnen. Auch nicht als Konservativen. Ich bin Christdemokrat. Maß und Mitte sind meine Leitplanken. Das christliche Menschenbild das Fundament. Ich kenne Horst Seehofer aus unserer gemeinsamen Zeit im Bundestag seinerzeit ganz gut. Und ich freue mich, von ihm noch das eine oder andere lernen zu können.

WochenENDspiegel:
Können Sie als Parlamentarischer Staatsekretär mehr für Ihre Heimat herausholen?

Marco Wanderwitz:
Ich denke schon, dass ich für unsere Region den einen oder anderen Pflock zusätzlich einschlagen kann. Aber ich bin natürlich für das ganze Land zuständig.

WochenENDspiegel:
Sie kommen aus dem Erzgebirge, kennen die Probleme von Hartz-IV-Empfängern. ABER auch die von Mindestlohnbeziehern, die ihr Miete, ihre Heizung, das Auto für die Fahrt zur Arbeit bezahlen müssen, vielleicht einen nervigen Chef und täglich Stress haben. Am Ende bleibt nicht mehr als der Hartz-IV-Satz (wenn überhaupt) zum Leben übrig – und die Grundsicherung zur Rente bekommen beide. Vor diesem Hintergrund: Wie schätzen Sie die Äußerung von Jens Spahn „Hartz-IV-Empfänger sind nicht arm“ ein?

Marco Wanderwitz:
Armut ist der Definition nach relativ. Ich sage, und auch dafür habe ich schon manches Mal Widerspruch bekommen, bleibe aber dabei, bei uns in Deutschland gibt es Wohlhabende und weniger Wohlhabende. Arme gibt es in Afrika. Wir haben hier ein soziales Netz, das verhindert, dass Menschen und Bodenlose fallen. Es ist mit vielen Einschränkungen verbunden, aber es wird ja auch sozusagen von den Nachbarn bezahlt. Wichtig ist in der Tat, und hier müssen wir nachbessern, dass, wer arbeitet mehr hat, als wer nicht arbeitet, wer sein Leben lang gearbeitet hat, mehr hat, als wer das nicht getan hat. Das haben wir im Koalitionsvertrag auch angelegt.