Start Erzgebirge Hilft die Politik den Busunternehmen?
Artikel von: Sven Günther
31.03.2020

Hilft die Politik den Busunternehmen?

Rene Lang nach einer Zertifizierung vor einem seiner modernen Reisebusse, die jetzt stillstehen! Foto: Privat

Busunternehmen wenden sich an Bundestag

Busunternehmen des Erzgebriges haben sich einem Hilferuf an den Vorsitzenden der CDU-/CSU Bundestagsfraktion, Ralph Brinkhaus, angeschlossen, machen auf die verzweifelte Lage aufmerksam und bitten um schnelle finanzielle Hilfe. Unter ihnen Rene Lang von LANG Reisen, der auch die Initiative “Vergessener Mittelstand” ins Leben gerufen hat.

Die Inhalte des Schreibens:

+ Wir Busunternehmen aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen möchten deshalb diesen Hilferuf auch zu unserem Hilferuf machen. Noch nie haben Busunternehmer mehrerer Bundesländer gemeinsam gekämpft und versucht, sich mit starker Kraft Gehör zu verschaffen. Doch diese Notsituation, in der sich aktuell ausnahmslos alle Busunternehmen befinden, macht es nötig, dass wir Busunternehmer alle Befindlichkeiten beiseite stellen und gemeinsam mit Ihnen und allen Mitgliedern des Deutschen Bundestages, mit den Ministern der einzelnen Bundesministerien und der Bundeskanzlerin nach einer Lösung zu suchen.

+ Es ist uns klar, dass die Gesundheit das wertvollste Gut jedes Einzelnen und daher schützenswert ist.

+ Trotzdem sind alle bisher angedachten oder auch bereits verabschiedeten Maßnahmen für unsere Branche und vor allem im Reiseverkehr nicht ausreichend.
Jedes Restaurant, jedes Fitnessstudio, jeder Spielzeugladen hat jetzt Einbußen. Aber in dem Moment, in dem das gesellschaftliche Leben wieder Fahrt aufnimmt, werden die Cafe´s gestürmt, die Fitnessstudios überrannt und die Menschen gehen wieder shoppen. Doch wann wird unsere Stunde 0 sein, wann werden wir wieder mit Gästen durchs Land fahren dürfen? Wann erteilen die Kultusministerien wieder Genehmigungen für Schulfahrten? Wann können wir wieder in andere Länder einreisen? Wann gewinnen die Senioren ihre Reiselust zurück? Wann haben die Menschen überhaupt wieder Geld, um sich Bus- oder Urlaubsreisen zu gönnen? Unzählige Fragen, auf die niemand heute eine Antwort geben kann.

+ Zudem tun sich vermehrt Probleme in der Nutzung der schon verabschiedeten Maßnahmen auf. Sehr viele unserer Kollegen und Mitunterzeichner haben von ihren Hausbanken in den letzten Tagen den Satz gehört „ihr seid nicht kreditwürdig“. Es sollen Liquiditätsplanungen für die kommenden 12 Monate abgegeben werden, auf deren Grundlage die Hausbanken entscheiden wollen…. Was sollen wir denn planen, wenn niemand prognostizieren kann, ab wann der Reiseverkehr sich erholt?

+ Kredite helfen zudem kaum einem Unternehmer weiter. Der Monat hat auch nach Corona nur 30 Tage in denen man einen Summe X im Reiseverkehr einfahren kann. Wo soll da, bei dann sicherlich auch noch zurückhaltendem Buchungsverhalten der Kunden, das Geld für Busraten und Kreditrückzahlungen kommen?

+ Kurzarbeitergeld haben die meisten Unternehmen inzwischen für Ihre Fahrer beantragt, es wird sich jetzt zeigen, wie schnell die Ämter bei der Bearbeitung vorgehen können bzw. ob man mit 67% die Fahrer halten kann. Von vielen Firmen haben wir Rückmeldungen, dass die Busfahrer ins LKW-Gewerbe abwandern wollen.

+ Ins Reiserecht einzugreifen wäre sicher ein gewaltiger und schwieriger Schritt. Natürlich ist es ärgerlich, wenn die Kunden auf allen Internetseiten immer nur aufgeklärt werden, wie sie ihre angezahlten Reisegelder zurückerhalten und welche Rechte sie haben. Wir Reisebusunternehmen sind genauso unverschuldet in die missliche Lage gekommen wie unsere Kunden!

+ Die Unternehmen haben im Winter mit den Anzahlungen gearbeitet, um über die schwachen Wintermonate zu kommen, um Kataloge zu drucken, Anzahlungen an Hotels, Reedereien o.ä. vorgenommen usw. Da jetzt die Kundengelder zurückgezahlt werden müssen, stehen viele Unternehmen auch dadurch am Abgrund. Andererseits heißt es aber auch, in jedem Fall das Vertrauen der Kunden zu behalten – wenn wir den Kunden jetzt Gelder nicht erstatten würden, buchen sie natürlich auch zukünftig nicht bei uns.

+ Wir stecken da also in einer großen Zwickmühle. Vielleicht wäre es hier eine Option, den Unternehmen zu gestatten, die Anzahlungen in Form von Gutscheinen abzurechnen oder einfach den Zeitraum der Rückerstattung viel weiter auszudehnen. Ansonsten wird alleine dadurch einigen Unternehmen nur die Insolvenz bleiben, um dann über die vorhandenen Insolvenzversicherungen den Kunden die Gelder zusichern zu können.