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Artikel von: Sven Günther
12.05.2017

Hoffnung für Mitarbeiter von Solarworld

Solarworld meldete in dieser Wochen Insolvenz an. Foto: Constanze Lenk

Solarworld: Hoffnungsschimmer nach der Pleite

Von Constanze Lenk und Sven Günther
Freiberg. Billig-Konkurrenz aus China gepaart mit Fehlern im Management. Auf diese Kernaussage reduziert sich die Begründung für die Insolvenz von Solarworld, die die 1200 Mitarbeiter in der Bergstadt um ihre Jobs bangen lässt.

Aber es gibt Hoffnung für die Mitarbeiter, weil sie gut ausgebildet und auf dem Arbeitsmarkt begehrt sind. Dazu wird versucht, einen neuen Investor zu finden, der das vorhandene Potential nutzt und die Firma neu ausrichtet. Spezialisierung auf innovative Technik heißt die Zukunftsperspektive. Produkte, mit denen die chinesische Billigware nicht konkurrieren kann.

Auch Freibergs Oberbürgermeister Sven Krüger wurde von der Insolvenznachricht überrascht, sagte www.wochenendspiegel.de:

Das ist ein harter Schlag für Freiberg, besonders für die Mitarbeiter. Durch die Insolvenz sind 1200 Arbeitsplätze betroffen. Viele Familien sind in großer Unsicherheit: Wie geht es weiter? Ich kann diese Unsicherheit nachfühlen, die Sorgen gehen mir nah.

Wir werden schnell das Gespräch mit dem Insolvenzverwalter suchen. Wir hoffen, dass Teile von SolarWorld fortgeführt werden können. Ich denke dabei unter anderem an die exzellente Forschung am Standort Freiberg, für die es einen Neustart geben kann. Wir sind zudem mit der Wirtschaftsförderung Sachsen seit längerer Zeit in Verbindung. Gemeinsam suchen wir für die Standorte, die SolarWorld bereits jetzt aufgeben wollte, neue Interessenten.

Uns ist aber klar, dass es Einschnitte geben wird. In Freiberg gibt es 20.500 Arbeitsplätze. Da sind 1.200 Arbeitsplätze, die derzeit bedroht sind, eine große Zahl. Doch die Chancen, in Freiberg neue Arbeitsmöglichkeiten zu finden, stehen gut. Freiberg ist ein robuster Wirtschaftsstandort mit geringer Arbeitslosigkeit. Viele Firmen in Freiberg, etwa in der Halbleiterindustrie, suchen derzeit Facharbeiter. Das eröffnet hoffentlich für viele Mitarbeiter der SolarWorld neue Beschäftigung. Uns ist aber auch klar: das wird in vielen Fällen Zeit dauern.

SolarWorld nimmt eine wichtige Rolle in Freiberg ein. Insgesamt haben wir über 730 gewerbesteuerzahlende Unternehmen in der Stadt. Ich bin deswegen zuversichtlich, dass Freiberg die Schwierigkeiten meistern kann. Wir prüfen gerade, wie sich die Insolvenz auf den Freiberger Haushalt auswirkt. Ich gehe allerdings mit dem heutigen Wissen davon aus, dass wir alle geplanten Investitionen des aktuellen Doppelhaushalt 2017/2018 umsetzen können.”

Dass viele Firmen Fachkräfte suchen, bestätigt auch die Agentur für Arbeit. Sprecherin Antje Schubert: “In Freiberg gibt es aktuell 635 freie Stellen, in Flöha 168, in Hainichen 438, in Rochlitz 349 und 631 in Döbeln. Die meisten Beschäftigungsmöglichkeiten bestehen im Bereich verarbeitendes Gewerbe, Arbeitnehmerüberlassung oder im Baugewerbe. Alternativen sind auch im Bereich Verkehr und Lager, sowie im Gesundheits- und Sozialwesen zu finden.  Grundsätzlich kann man aber sagen, Stellenangebote gibt es in fast allen Branchen.”

Sie hat eine weitere Nachricht, für die Solarworld-Mitarbeiter. Schubert: “Sobald der Antrag auf Insolvenzgeld gestellt wurde, kann man sagen, dass  die finanzielle Situation der Arbeitnehmer/innen bei Antragstellung und Entscheidung zum Insolvenzgeld für die nächsten drei Monate sichergestellt ist.”

Die mittelsächsische SPD-Bundestagsabgeordnete Simone Raatz hofft, dass der Stadtort in Freiberg erhalten bleibt, findet es gut und richtig, dass sich Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) eingeschaltet hat. Und sie greift die Bundesregierung an, sagt www.wochenendspiegel.de:

“Nach Jahren der intensiven Förderung der Photovoltaik-Branche durch die Bundesregierung ist der Insovenzantrag von Solarworld ein sehr negatives Signal nicht nur für Freiberg und Mittelsachen, sondern für den gesamten  Wirtschaftsstandort Deutschland. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich eine weitere Schlüsseltechnologie, wie bei Kuka (Robotertechnik), aus Deutschland verabschiedet.

Ich stehe deshalb bereits seit vielen Monaten im Austausch mit dem Bundeswirtschaftsministerium und habe meine Position deutlich gemacht. Damals hat man aber die Dramatik der Situation so nicht sehen wollen. Es wurde darauf verwiesen, dass es u.A. einen Workshop mit Vertretern der Solarindustrie gegeben habe und Vorschläge für die zukünftige Entwicklung erarbeitet worden seien. Dies hat aber, wie der Fall Solarworld deutlich zeigt, nicht gereicht. Es muss dringend eine Strategie her, wie man Schlüsseltechnologien in unserem Land halten will!“