Start Erzgebirge "Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber...."
Artikel von: Redaktion
11.10.2015

“Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber….”

 

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Schneeberg. Unter dem Motto “Tradition statt Invasion” fand am Samstag (10.10.15) in Schneeberg eine Demonstration statt. Rund 1200  Demonstranten kamen laut Polizeiangaben. Ausschreitungen gab es nicht. Verstörend war die Veranstaltung trotzdem für viele Beobachter.

Zu Beginn wurde ein Ausschnitt der “Aktuellen Kamera” (Nachrichtensendung der ehemaligen DDR) gespielt. Anschließen folgte das Zitat von DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht: “Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten”.  Auch verschiedene Zitate von Bundeskanzlerin Merkel dröhnten durch die Lautsprecher.

Angemeldet wurde die Demonstration von Stefan Hartung (NPD). Schon 2013 organisierte er Demonstrationen in Schneeberg. Zu dem Zeitpunk waren damals ca. 300 Flüchtlinge in Schneeberg untergebracht. Bei den sogenannten Lichtelläufen wurde gemutmaßt, welche Krankheiten und Straftaten auf die Bürger von und um Schneeberg zukommen werden. Nichts ist davon eingetreten und es wurde schnell ruhig in Schneeberg. Derzeit sind 1098 (stand Freitag 09.10.15) Asylbewerber in Schneeberg untergebracht. “Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber seit die da draußen in dem ECE einkaufen, gehe ich da nicht mehr hin. Sind mehr von denen als von unseren dort”, sagte ein Teilnehmer der Demo in Schneeberg.

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Auf der Bühne hat nun der Gastredner Dr. Björn Clemens das Wort. “Ich bin heute zu ihnen gekommen, mit diesen Worten kam damals der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher nach Prag. 5000 Kehlen schrieen damals. Als ich das als Kind sah wusste ich, dass ist der Todesschrei für das System. Das hat uns nicht gut getan ….”. Ruhe bei den Bürgern, die zur Demonstration gekommen sind. Wenige Sätze später spricht Clemens wieder davon, wie toll das damals war, als die Bürger auf die Straße gingen “um die Regierung zu stürzen” wie er sagt. “Das ist auch wieder möglich, das haben wir in der Hand” schmettert er über den Marktplatz. “Wir sind das Volk”-Rufe erklingen.

“Der Islam ist keine Religion sondern eine Ideologie. Also auch nicht im Grundgesetz verankert. Der Islam gehört nicht nach Deutschland und sollte hier auch nicht geduldet werden. Wems nicht passt, der kann ja gehen und die Merkel gleich mitnehmen”, so Clemens weiter. Die Demonstranten jubeln und rufen “Merkel muss weg, Merkel muss weg”. Es ist eine Stimmung wie man sie bereits von den anderen Demonstrationen kennt. Einige Bürger stehen am Rande und schütteln den Kopf. Sie sind gekommen, um einfach mal zu schauen was wohl wieder so erzählt wird. Warten müssen sie nicht lange.

“Sie werden euch die Wohnungen wegnehmen, euch enteignen, jetzt wird uns auch das Geld noch weggenommen.” Buh – Rufe von den Demonstranten. Die Stimmung heizt sich langsam auf. Man kommt in Fahrt, die Stimme wird lauter und reißerisch werden Mutmaßungen verbreitet.

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“Es gibt noch nicht viel Gewalt, aber das geht jetzt los”. Informationen? Hintergründe? Aufklärung? Alles das fehlt bei dieser Demo. Scheint aber auch niemand zu vermissen. Immerhin kann man so eh viel besser Frust ablassen. Eine ältere Dame kommt am Rande vorbei und spricht einen Polizisten an. “Was stehen sie denn hier so rum? Da müssen sie doch mal was machen. Sowas muss man doch verbieten. Wie kann denn sowas sein …?” Antwort bekommt sie keine. Auch andere Anwohner laufen sehr schnell, fast schon ängstlich schnell an der Demonstration vorbei.

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“Freigeist” steht auf dem Banner, der vor dem Demonstrationszug getragen wird. “Freigeist kritisiert und bietet Lösungen. Gemeinsamer Dialog, Aktionen und auch Spaß – zusammen etwas Neues schaffen ! Schluss mit “alternativlos”” So beschreibt sich Freigeist bei Facebook. Kritisiert wurde ja immerhin auch reichlich, Lösungen wurden deutlich aufgezeigt, geredet wurde viel und Spaß machte man auch. Alles in allem, wohl sehr zutreffend. Die nächste Demo soll wohl schon in 14 Tagen in Aue stattfinden. Das sind wohl dann die gemeinsamen Aktionen, von denen die Rede ist.

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Pressemitteilung der Polizei dazu:

Schneeberg – Polizei sichert Versammlungsgeschehen

Die Polizeidirektion Chemnitz sicherte am Samstag, unterstützt von Einsatzkräften der Sächsischen Bereitschaftspolizei, eine Demonstration in Schneeberg ab. Die Versammlung mit dem Thema „Tradition statt Invasion“ begann mit einer Auftaktkundgebung gegen 18 Uhr auf dem Marktplatz. Der Kundgebung schloss sich ein Aufzug durch das Stadtgebiet an.

Gegen 21.15 Uhr endete die Versammlung, an der nach Angaben des Veranstalters ca. 1 200Personen teilnahmen, wieder auf dem Marktplatz.
Störungen im Zusammenhang mit dem Versammlungsgeschehen gab es nicht. Zeitweise kam es an der Aufzugstrecke zu Verkehrsbehinderungen. Insgesamt waren rund 200 Beamte im Einsatz.