Start Erzgebirge IHK: Stimmung in der Wirtschaft ist hervorragend
Artikel von: Sven Günther
22.12.2017

IHK: Stimmung in der Wirtschaft ist hervorragend

Die Wirtschaft in der Region muss sich nicht verstecken. Expansionen, Neugründungen und damit verbundene Perspektiven machen die Region Chemnitz – Erzgebirge – Zwickau auch für Rückkehrer immer interessanter. Wie es konkret um die wirtschaftliche Situation bestellt ist und womit man Weggezogene zurück locken kann, besprachen wir mit Hans-Joachim Wunderlich, dem Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Chemnitz.

Herr Wunderlich, wie ist zum Jahresende und mit Blick auf 2018 die Stimmung in der regionalen Wirtschaft?

Die Stimmung ist hervorragend. Bei der letzten Konjunkturumfrage schätzten 95 Prozent ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend ein, nur 5 Prozent der befragten Unternehmen waren unzufrieden. Das sind Rekordwerte.

Was hat zum Wachstum beigetragen und in welchen Branchen spiegelt sich das besonders wider?

Neben den Konsumausgaben tragen das Auslandsgeschäft und die Investitionen zum Wachstum bei. Im Branchenvergleich fallen die Einschätzungen im Bau und bei den Dienstleistern am positivsten aus, hier spiegelt sich die starke Binnennachfrage am deutlichsten wider. Der private Verbrauch profitiert dabei insbesondere vom anhaltenden Beschäftigungsaufbau sowie steigenden Löhnen und Gehältern. Der Bausektor, besonders der Hochbau und das Ausbaugewerbe, wird zusätzlich durch niedrige Zinsen angeregt. Beim Export kommen zusätzliche Impulse insbesondere aus der Eurozone, von denen vorrangig die Industrie profitiert.

Welche Geschäftsrisiken hat die Kammer im Fokus?

Mit Blick auf die Geschäftsrisiken bereitet der zunehmende Fachkräfteengpass den Unternehmen am meisten Sorge. Rund jedem zweiten Unternehmen gelingt es nicht, offene Stellen innerhalb von zwei Monaten zu besetzen. Zudem steigen natürlich mit Blick auf die zunehmende Digitalisierung die Arbeitsplatzanforderungen. Die im internationalen Vergleich hohen Rohstoff- und Energiepreise – auch in Folge der deutschen Energiewende – bereiten ebenfalls Sorgen.

Welche Anforderungen stehen vor den Unternehmen bei einer Wirtschaft 4.0 und der weiteren Digitalisierung in der Region?

Digitalisierung ist in unseren Unternehmen gegenwärtig ein „heiß” diskutiertes Thema – sowohl hinsichtlich der Anforderungen als auch der Chancen. Schwerpunkte sind beispielsweise die Vernetzung der Prozesse und Systeme, Angebote zusätzlicher Dienstleistungen zum eigentlichen Produkt. Der Mensch steht bei diesen Prozessen immer im Mittelpunkt. Insofern werden Personalentwicklungs- und Weiterbildungskonzepte immer wichtiger. Die IHK Chemnitz unterstützt gemeinsam mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Chemnitz mit aktuellem Know-How sowie Anschauungs- und Erprobungsmöglichkeiten. Wir bieten Digitalisierung zum Anfassen.

Viele Unternehmen stehen schon heute vor der Frage, ob, wann und an wen sie ihr Unternehmen weitergeben. Wie sieht es mit der Unternehmensnachfolge in Südwestsachsen aus? Gerade das kann ja auch für Rückkehrer interessant sein.

Der Generationswechsel steht in vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen bevor. Dennoch ist das Thema „Unternehmensnachfolge” in vielen Köpfen noch nicht verankert. Immer mehr Unternehmen müssen mangels familien- oder unternehmensinterner Interessenten externe Nachfolger suchen.

Aber Unternehmer gehen mit ihrer Situation nicht gerne an die Öffentlichkeit. Die bundesweite IHK Unternehmensbörse „nexxt-change”, die sowohl Verkaufsangebote als auch Kaufgesuche enthält, kann da helfen. Für Rückkehrer lohnt sich die Börse auf alle Fälle. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass es vor allem in unserer Region immer mehr potente Kaufinteressenten gibt!

Rund um das Thema Unternehmensnachfolge bietet die IHK Chemnitz ein breites Leistungsspektrum mit individuellen Beratungen, Nachfolgesprechtagen und Veranstaltungen in der Region an.

Was erwartet die IHK Chemnitz von der neuen Bundesregierung?

Wir wünschen uns natürlich möglichst zügig eine handlungsfähige Regierung, die die Weichen für eine positive Zukunft stellt. Jetzt wo es uns wirtschaftlich gut geht, müssen wir an unserer zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit arbeiten. Dafür erwarten wir im Bund und Land stärkere Investitionen in Bildung und in eine moderne Infrastruktur, anstatt in „verspätete” Wahlgeschenke. Zudem erwarten wir substanzielle Entlastungen bei der Bürokratie und stärkere Impulse bei den Themen Innovationen und Digitalisierung. Ich denke da beispielsweise an eine steuerliche FuE-Förderung.

Was würden Sie Rückkehrinteressierten mit auf den Weg geben?

Die Region Chemnitz ist eine wundervolle Region zum Arbeiten und Leben mit guten Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Viele kleinere Firmen bieten tolle Perspektiven, die überregionale Vernetzung des Arbeitsmarktes ist sehr stark ausgeprägt. Hier brummt der industrielle Motor Sachsens. Schauen Sie unbedingt auf die regionalen Jobbörsen „chemnitz-zieht-an.de”, „vogtlandjob.de”, „jobpot” in Zwickau aber auch auf die Karriereportale in Mittelsachsen und im Erzgebirge.

Gibt es spezielle Programme, die die IHK Rückkehrern bietet?

Wir unterstützen aktiv die verschiedenen Pendleraktionstage in der Region. So sind wir beispielsweise Partner des 1. Job- und Karrieretages in Mittelsachsen. Am 28.12.2017 werden in Freiberg 40 Unternehmen ihre Stellen gezielt für Pendler offerieren. Zwischen Weihnachten und Neujahr finden ebenfalls Pendleraktionstage im Erzgebirge statt.

Das beste Förderprogramm für Rückkehrer heiß wohl: „günstige Lebenshaltungskosten” und „Heimat”!

Vielen Dank für das Gespräch!