Start Zwickau Ihr Schäflein, nun kommet
Artikel von: Redaktion
24.03.2016

Ihr Schäflein, nun kommet

Besonders in der Osterzeit beliebt: die Taufe. Doch gerade Familien freuen sich auf einen ruhigen Sonntag ohne Termine und lassen verstärkt den Gottesdienst aus. Foto: Frank Uhlig
Besonders in der Osterzeit beliebt: die Taufe. Doch gerade Familien freuen sich auf einen ruhigen Sonntag ohne Termine und lassen verstärkt den Gottesdienst aus. Foto: Frank Uhlig

Zwickau. Ostern steht vor der Tür. Viele verbinden das bunte Fest mit Ostereiersuche, Familienbesuchen und Geschenken. Dabei ist Ostern das höchste Fest der christlichen Kirche im Jahr schlechthin. Es ist die Auferstehung Jesu Christi, der nach dem Neuen Testament als Sohn Gottes den Tod überwunden hat.

Doch wie feiern wir heutzutage – im Zeitalter von ständiger Rufbereitschaft, des immer „Online Sein“ und den familiären und häuslichen Aufgaben – die Osterzeit? WochenEndSpiegel hat sich ein wenig umgehört.

Doch eines schon mal vorweg: Wer sich auch an Ostern eng mit der Kirche verbunden fühlt, muss in diesem Jahr eines beachten: In der Nacht zu Ostersonntag werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Das heißt, wer bei der Ostermette dabei sein möchte, der muss eine Stunde früher aufstehen. Im Dom beginnt die um 4.30 Uhr.

Zwickauer brauchen Zeit für sich
„Wir sind eher Weihnachts-Christen“, erzählt Pfarrer Frank Bliesener von der evangelischen Nicolai-Kirchgemeinde. Diese zählt rund 1.800 Gemeindemitglieder. In den Dom beispielsweise kommen durchschnittlich 40 Personen zu den Gottesdiensten. Dabei hat das Gotteshaus im Herzen von Zwickau eine Platzkapazität von 500. Zu Ostern sind es dann doch etwas mehr Besucher als sonst. „Doch zu Weihnachten kommen noch mehr Menschen – ob gläubig oder nicht – einfach auch aus Tradition in die Kirche. Hier finden sie nach dem ganzen Einkaufsstress die Geborgenheit. Sie wünschen sich den Zusammenhalt.“, weiß der 50-Jährige. Er weiß aber auch, dass die Menschen, die regelmäßig die Gottesdienste besuchen, aus eigener Überzeugung kommen. Eine bestimmte Zielgruppe gebe es hier nicht. Alle Generationen seien vertreten. Doch es sind  überwiegend Ältere.

Doch davon lässt sich Pfarrer Bliesener nicht einschüchtern. Seit neun Jahren ist er in Zwickau tätig. Zuvor arbeitete er in Dresden. Dort ist seiner Meinung nach der Zulauf in die Kirchen wesentlich frequentierter als in Zwickau. „Nach Dresden kommen natürlich auch mehr Touristen, die einmal die Kirchen dort besuchen möchten. Eventuell liegt es aber auch daran, dass Zwickau eine Arbeiter-Stadt ist. Viele sind sehr beschäftigt und brauchen gerade den Sonntag auch einmal Zeit für sich. Denen ist der Gottesdienst nicht so wichtig“, schätzt er, der selbst einen Termin freien Tag für sich und sein Privatleben pro Woche braucht.

Besprechungen und Besuche

Die Tradition macht´s: Zum Martinsfest (hier im Bild: Dom St. Marien) im November beispielsweise, gehen auch viele in die Kirche, die sonst nicht die Gottesdienste besuchen.Foto: Alice Jagals
Die Tradition macht´s: Zum Martinsfest (hier im Bild: Dom St. Marien) im November beispielsweise, gehen auch viele in die Kirche, die sonst nicht die Gottesdienste besuchen.Foto: Alice Jagals

Wer wenig mit der Kirche „am Hut“ hat, der meint sicherlich, ein Pfarrer hält am Sonntag eine Predigt und hat ansonsten Freizeit. Doch im Gegenteil. Am Beispiel von Pfarrer Bliesener  stehen neben Kirchenführungen vor allem viele Dienstbesprechungen an. Die Predigten werden ausgewertet und die nächste schon wieder vorbereitet. Es finden Konfirmantensprechstunden, Tauf- und Kirchengespräche sowie Krankenhaus- und Geburtstagsbesuche statt und zu den Seniorenkreisen werden die Leute abgeholt. Auch Baubesprechungen führt Bliesener, der Chef von 15 Mitarbeitern ist und zudem im Kirchenvorstand sitzt, durch. „Meine Tätigkeit ist wirklich sehr  umfangreich und dauert oft bis in die späten Abendstunden. Eigentlich müsste ich mehr Zeit haben. Zeit, um noch mehr zuzuhören und da zu sein  für andere. Da beißt sich die Katze ein wenig in den Schwanz.“

Rückläufige Konfessionen
Zwickau verzeichnet immer weniger (offiziell angemeldete) Gläubige. Waren es 2000 noch 22 Prozent der Zwickauer gaben 2015 lediglich nur noch 16 Prozent an, einer Konfession anzugehören.

Katholiken öfter in der Kirche
Pfarrer Markus Böhme von der katholischen Pfarrei Heilige Familie empfängt neben den Gottesdiensten innerhalb der Woche etwa 230 Menschen am Sonntag. Die katholische Gemeinde von Zwickau zählt insgesamt knapp 1.200 von denen etwa 300 die drei Gemeinden regelmäßig besuchen. „Ich denke aber, dass liegt daran, dass es bei den Katholiken schon so etwas gibt wie ein Sonntags-Gebot. Man sollte also schon den Gottesdienst besuchen“, sagt Böhme.
Auch hier ist die Altersstruktur bunt gemischt. Zudem werden Jugendfahren, Familien-Wochenenden und -Kreise angeboten. Seit vier Jahren stellt der 42-Jährige sogar seine Predigten in verkürzter Form auf Facebook.

Jugend wird einbezogen
Nicht nur die katholische Kirche geht auf die Jugendlichen zu. Der   CVJM, der christliche Verein junger Menschen, setzt seinen Schwerpunkt auf die örtliche Jugendarbeit in den 2.200 Vereinen, Jugendwerken und Jugenddörfern in ganz Deutschland. Vertreten ist er auch in Zwickau, Crimmitschau, Glauchau und Langenbernsdorf.

(von Alice Jagals)