Start Erzgebirge Im Erzgebirge fehlen 1760 Wohnungen
Artikel von: Sven Günther
26.10.2015

Im Erzgebirge fehlen 1760 Wohnungen

Der Schlüssel zum Erfolg: Wohnungen neu bauen. Und leerstehende Wohnungen sanieren. Andernfalls droht im Erzgebirgskreis eine Wohnungskrise, warnt das Pestel-Institut. Dass es demnächst mehr Schlüsselübergaben geben muss, ist für die Wissenschaftler keine Frage mehr. Foto: Tobias Seifert

Erzgebirgskreis auf dem Wohn-Prüfstand
Annaberg-Buchholz. Das Pestel-Institut Hannover hat den Erzgebirgskreis auf den “Wohnprüfstand” gestellt, herausgefunden, dass es Defizite gibt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass im Erzgebirgskreis in diesem Jahr 4400 Asylbewerber untergebracht werden müssen. “Wenn es bei einem starken Flüchtlingszuzug bleibt, muss sich der Erzgebirgskreis auch in den kommenden Jahren darauf einstellen, dass noch mehr Wohnungen gebraucht werden“, sagt Pestel-Institutsleiter Matthias Günther. Allein in diesem Jahr würden 1760 Wohnungen zusätzlich gebraucht. Günther: “Um die für Asylbewerber zusätzlich benötigten Wohnungen zu ermitteln, gilt die Formel: 100 Flüchtlinge, die in den Erzgebirgskreis kommen, benötigen im Schnitt 40 Wohnungen.”
Und weiter: Es ist daher notwendig, in erster Linie das Sanieren von leerstehenden Wohnungen enorm zu forcieren. Aber auch beim Neubau von Wohnungen muss mehr getan werden. Im Schnitt wurden in den vergangenen Jahren im Erzgebirgskreis lediglich rund 490 Wohnungen pro Jahr fertiggestellt.”
Zwei „Mangelerscheinungen“ diagnostizieren die Wissenschaftler bei der Wohnungsmarkt-Analyse für den Erzgebirgskreis: „Es fehlen bezahlbare Wohnungen. Vor allem aber Sozialwohnungen. Also vier Wände für die Menschen, die sich teure Wohnungen in der Regel nicht leisten können: Rentner, Alleinerziehende, junge Menschen in der Ausbildung, einkommensschwache Haushalte und eben auch Flüchtlinge“, macht Matthias Günther deutlich.
Hinter der Untersuchung steht die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt. Die IG BAU hat gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) und dem Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB) die Wohnungsmarkt-Analyse in Auftrag gegeben.
Um private Investoren zu gewinnen, schlagen die Wissenschaftler steuerliche Anreize (z.B. bessere Abschreibungsmöglichkeiten) vor.
Und sie warnen! Günther: “Es muss dringend etwas passieren. Andernfalls droht eine Wohnungskrise, die das Potenzial hat, an vielen Orten zu erheblichen sozialen Spannungen zu führen.”