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Artikel von: Sven Günther
31.01.2023

Image ERZ

Szenenfoto aus dem Erfolgs-Video „Weit weg von allem“, das auf YouTube über 200.000 Mal angesehen wurde und in dem das Erzgebirge auf humorvolle Art dargestellt wird. Foto: RME

Neue Studie zeigt, wie unsere Heimat gesehen wird

Von Sven Günther
Erzgebirge. Die Zahlen erschrecken. Laut Prognosen des Statistischen Landesamtes Sachsen könnte die Einwohnerzahl des Erzgebirgeskreises bis zum Jahr 2035 auf 286.680 fallen. 45.470 Menschen weniger im Vergleich zu 2020. Weniger Facharbeiter, weniger Lehrer, weniger Polizisten, weniger Krankenschwestern. Im Regionalmanagement ist man sich einig: “Damit Einwohner bleiben und Zuwanderer in die Region ziehen, muss man sowohl von innen als auch von außen als attraktiv wahrgenommen werden.”
Wie steht es aber mit der Attraktivität unserer Heimat? Dazu gibt es jetzt Zahlen einer repräsentativen Imageanalyse, bei der 3.873 Menschen und 609 Unternehmen im Erzgebirge, Sachsen, den neuen Bundesländern und Deutschland befragt wurden. Die Kosten für die Untersuchung: Knapp 25.000 Euro.
Die Quintessenz: Als guter Wirtschaftsstandort wird das Erzgebirge von Unternehmern nur von 39 Prozenzt wahrgenommen, in den alten Bundesländern nur von 29 Prozent. Hauptursache sind geringe Attraktivität (62 Prozent) sowie mangelhafte Infrastruktur und Erreichbarkeit (53 Prozent).

Die komplette Studie finden Sie hier

Viel mehr als nur Tourismus

„Wenn Menschen die Region nicht persönlich kennen und ausschließlich aufgrund eines schlechten Images bewerten, kann uns die zwingend notwendige Zuwanderung von Fachkräften nur schwer gelingen“, so die promovierte Projektleiterin Peggy Kreller. Auch wenn das Image nicht oder nur teilweise mit der Realität übereinstimmt, ist es jedoch der beste Weg im Regionalmarketing, positiv wahrgenommene Kriterien der Lebensqualität stärker in den Mittelpunkt von Marketingkampagnen zu rücken.
Hinterfragt man die Gründe für eine schlechte Attraktivität der Region, hat es für Erzgebirger in 64 Prozent der Fälle berufliche Ursachen wie fehlende oder passende Jobangebote; zu 43 Prozent spielt das soziale Miteinander eine Rolle, zu 41 Prozent politische Gründe.

Weitere Ergebnisse:

Erzgebirger zeigen höchste Verbundenheit
Während sich im deutschen Durchschnitt 68 Prozent stark mit ihrer aktuellen Wohnregion verbunden fühlen, sind es im Erzgebirge 80 Prozent , in Sachsen noch 75 Prozent . Das Erzgebirge punktet insbesondere im Hinblick auf Landschaft und Natur mit besten Noten und hoher Wichtigkeit, gefolgt von der Freundlichkeit des Umfelds und der Sicherheit im Alltag.

Innovative Projekte verbessern das Image des Erzgebirges
Für fast die Hälfte der Bevölkerung veränderten Medienberichte die Wahrnehmung der Region ins Positive, nur bei 14 Prozent ins Negative. Die größte positive Wirkung erzielten dabei Informationen, die den Start innovativer Projekte im Erzgebirge im Fokus hatten. Den größten negativen Einfluss auf die Attraktivität des Erzgebirges hatten die Ergebnisse der Bundestagswahl, bei der bis zu 30 Prozent AfD wählten.

Spontane Bilder im Kopf ändern sich kaum
Wie schon 2015 führen Natur, Volkskunst, Tourismus und Weihnachten die Top Nennungen an. An einen Industrie- und Wirtschaftsstandort denken nur 2,2 Prozent der Befragten. „Es muss uns über die eigenen Bemühungen hinaus gelingen, im Rahmen von Fachkräfte-Kampagnen des Freistaates als attraktiver Wirtschaftsstandort und lebenswerte Region für Zuwanderer wahrgenommen zu werden – und nicht als rein touristische Destination“, fordert Kreller.

Die Folgen der Studie
Die Ergebnisse wurden in verschiedenen Runden diskutiert und fließen in die strategische Ausrichtung von Regionalentwicklung und Fachkräftesicherung ein. Besonders deutlich brachte die Unternehmerin Steffi Cordier von der Papierfabrik Schönfeld, die zwischen ihrem Wohnsitz in Leipzig und den Unternehmensstandorten in Mittelsachsen und dem Erzgebirge pendelt, ihre Erfahrungen auf den Punkt: „Wir freuen uns, dass das Regionalmanagement Erzgebirge diese umfangreiche Studie in Auftrag gegeben hat. Anhand der Daten können alle Teilbereiche genau analysiert werden und Ursachen für die aktuelle Entwicklung gefunden werden. Man sieht die Aufgaben, die es künftig anzugehen gilt, um das Erzgebirge noch attraktiver für Familien, Touristen und Fachkräfte sowie Investoren zu machen.“