Start Immer auf die Kleinen!
Artikel von: Sven Günther
07.03.2023

Immer auf die Kleinen!

IHK-Hauptgeschäftsführer Christoph Neuberg. Foto: IHK Chemnitz/K.Mohr

IHK schaut auf die Kleinstunternehmen

Von Sven Günther
Region. Schaut man auf das Große und Ganze, erkennt man einen positiven Trend. Der Geschäftsklimaindex der IHK klettert nach dem Tiefpunkt im Herbst auf aktuell 102 Punkte. Das ist zwar immer noch schlechter als Anfang 2022, aber die Richtung stimmt. 1.665 Unternehmen aus Industrie, Baugewerbe, Handel, Dienstleistungen, Verkehr sowie Gast- und Tourismusgewerbe mit mehr als 98.000 Beschäftigten hatten sich beteiligt.

Die Zahlen sah auch Hauptgeschäftsführer Christoph Neuberg, fragte sich aber, ob das auch kleine Unternehmen mit weniger als fünf Beschäftigten so sehen. Das sind 87 Prozent aller Firmen. Er beauftragte eine Analyse und bekam als Ergebnis: Nein, die Lage der Kleinen ist deutlich schlechter. Zwanzig Prozent sind mit der aktuellen Geschäftslage unzufrieden, während der Durchschnittswert bei 15 Prozent liegt.

Im Detail wird deutlich, dass die Probleme mit sinkender Mitarbeiterzahl größer werden. Die Möglichkeiten Engergie zu sparen (59 zu 72 Prozent) oder Kosten weiterzugeben (51 zu 73 Prozent) sind bei kleinen Unternehmen schlechter.

Das Fazit der IHK: Angesichts der Daten überrascht es nicht, dass die Unsicherheit auf Seiten der Kleinstunternehmer hoch ist. Für jeden Zweiten ist angesichts der Kostensteigerungen auch und insbesondere im Energiesektor zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzbar, ob das Geschäftsmodell noch zukunftsfähig ist. In der Grundgesamtheit aller Befragten sind es 42 Prozent. Neben den Energie-, Kraftstoff- und Rohstoffpreissteigerungen stellen die Arbeitskosten und die Inlandsnachfrage die größten Geschäftsrisiken dar.

Fest steht laut IHK auch: Die Bürokratie trifft kleine Unternehmen härter als große. Bürokratie, ein Thema, das die IHK schon lang beschäftigt.

Lieferkettengesetz nicht umsetzbar

Selbst Regelungen, die dem Anschein nach kleine und mittelständische Firmen nicht betreffen, wirken sich negativ aus. Wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Firmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern (ab 2024 ab 1.000 Mitarbeiter) werden damit verpflichtet, nachzuweisen, dass sie mit Produkten arbeiten, die unter Einhaltung der Menschenrechte und des Umweltschutzes hergestellt werden.

Das Problem: Die Dokumentationspflicht wird an die Zulieferer durchgereicht, sodass auch kleine Firmen entsprechende Nachweise erbringen müssten. Wie zum Beispiel an das Unternehmen IMM electronics aus Mittweida, das elektronische Lösungen entwickelt.
Einer der Geschäftsführer, René In der Stroth, sagt: „80 Prozent der Rohprodukte stammen aus Asien. Wir können einfach nicht nachvollziehen, wie jedes einzelne Teil hergestellt wird.“ Schon jetzt ist ein Mitarbeiter nur mit dem Thema Normen und Richtlinien beschäftigt. Drohen wegen des Lieferkettengesetzes gar hohe Bußgelder, müsste überlegt werden, Aufträge abzulehnen.

Die IHK bietet dazu am 9. März von 14 Uhr bis 15.30 Uhr ein Webinar an.

Martin Witschaß, Geschäftsführer Standortpolitik der IHK: „Es wird auch nicht leichter. Wir wissen, dass die EU auch an einem Lieferkettengesetz arbeitet. Und das wird noch engmaschiger sein, als es das deutsche schon ist. Unser größter Kritikpunkt ist, dass die großen Firmen auch die Haftungsfrage an die kleinen weiterreichen und bei denen dann eine hohe Rechtunsicherheit herrscht. Das wurde im Gesetzgebungsverfahren, trotz unserer geäußerten Bedenken, nicht berücksichtigt.“