Start Vogtland Impfpflicht? Kassenärztliche Vereinigung ist dagegen
Artikel von: Sven Günther
21.01.2022

Impfpflicht? Kassenärztliche Vereinigung ist dagegen

KVS-Chef Dr. med. Klaus Heckemann kritisiert Impfstoff-Falschmeldung und spricht sich gegen die Impfpflicht aus. Foto: KVS

KVS: Impfstoffe sind sind sicher!

Region. Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS), Dr. med. Klaus Heckmann, meldet sich mit einer Erklärung zum Thema Impfen zu Wort. Der Grund: Ein bundesweit im Umlauf befindlicher Brief, der sich gegen die einrichtungsbezogene Impfpflicht im Gesundheitswesen richtet. Laut KVS wurde er auch von zwei Freiberger Arztpraxen verbreitet.

Heckmann: “Die KV Sachsen bewertet diesen Text in Teilen als eine Verbreitung von Falschinformationen. Alle in der EU zugelassenen Impfstoffe – so auch die Coronavirus-Impfstoffe – durchlaufen ein standardisiertes Zulassungsverfahren, in welchem Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit anhand aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse geprüft werden. Zudem wird die Gefahr von Neben- und Folgewirkungen in Europa. insbesondere bei den mRNA-Impfstoffen, im Rahmen umfangreicher und globaler Datenerhebungen auch fortlaufend überprüft. Nationale und internationale Gremien mit Fachleuten werten diese Daten regelmäßig aus und passen die Impfstrategie an.”

Die Zahlen dazu können beim Paul-Ehrlich-Institut abgerufen werden. Laut Sicherheitsbericht vom 23. Dezember 2021 waren bei rund 123 Millionen Impfungen 26.196 Verdachtsfälle auf schwerwiegende Reaktionen gemeldet worden. 1919 Verdachtsfälle auf tödliche Ausgänge gab es.

Zitat: “In 78 Einzelfällen, in denen Patienten an bekannten Impfrisiken wie Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS), Blutungen aufgrund einer Immunthrombozytopenie oder Myokarditis im zeitlich plausiblen Abstand zur jeweiligen Impfung verstorben sind, hat das Paul-Ehrlich-Institut den ursächlichen
Zusammenhang mit der Impfung als möglich oder wahrscheinlich bewertet.”

Laut Paul-Ehrlich-Institut steht fest, dass in Quote der schwerwiegenden Impf-Nebenwirkungen im Bereich von 0,2 Prozent liegt.

Der KVS-Chef: “Es sollte selbstverständlich sein, dass jeder Bürger unseres Staates und damit natürlich auch jeder Arzt das Recht hat, eine Minderheitenmeinung zu vertreten. Problematisch wird es dann, wenn gegenüber Außenstehenden (in diesem Fall Patienten) diese offensiv verbreitet wird und so die Akzeptanz der Impfungen durch die deutliche Mehrheit desavouiert und damit die schon bestehende erhebliche Verunsicherung der Bevölkerung noch einmal verstärkt wird. Außerdem ist es auch äußerst unkollegial, dem überwiegenden Teil der Ärzteschaft damit – zumindest indirekt – ein unverantwortliches Handeln zu unterstellen.”

Und weiter: “Generell halten wir die Impfung der vulnerablen Gruppen, das heißt zumindest aller über 50-Jährigen, allerdings für sehr sinnvoll und möchten auch an dieser Stelle die Sachsen nochmals auffordern, diesen Schutz vor schweren Verläufen in Anspruch zu nehmen.”

Impfpflicht wird abgelehnt.

Dr. med. Klaus Heckmann äußert sich auch deutlich zur Impfpflicht, sagt:

a) eine allgemeine Impfpflicht in Deutschland nicht beschlossen werden sollte und
b) auch die bereits beschlossene einrichtungsbezogene Impfpflicht unbedingt, besonders unter dem Aspekt der neuen Erkenntnisse zur Wirkung bei der Omikron-Variante, noch einmal intensiv und ergebnisoffen hinterfragt werden muss.

Heckmann: “Gegenseitige Schuldzuweisungen und eher wenig sachliche ‘Argumentationen’ sind jedoch generell nicht zielführend. Schließlich müssen alle auch in einer Zeit nach Corona wieder miteinander arbeiten und leben können.