Start Internationaler Museumstag: Reif fürs Museum
Artikel von: Redaktion
19.05.2016

Internationaler Museumstag: Reif fürs Museum

Museum Schloss Rochsburg
Wie das Schloss Rochsburg können auch viele andere Museen nicht ohne Förderung überleben.Foto: rp/Archiv

Mittelsachsen. Am 22. Mai findet der internationale Museumstag statt. Das nahmen wir zum Anlass einmal zu hinterfragen, wie es denn um die Museen in der Region Mittelsachsen bestellt ist.
„Für uns gestaltet sich die momentane Situation durchaus optimistisch“, sagt Lutz Hennig. Leiter des Museums Schloss Rochsburg. „Seit zwei Jahren ist bei uns ein leichter Aufwärtstrend zu beobachten“.

Auf die Frage, ob Museen noch „in“ seien, antwortete er: „Natürlich! Nur muss man die Angebote an die heutige Zeit anpassen.“ Die Frage, ob die Jugend noch ins Museum geht, bejahte er: „Aber ich würde sagen, auch da kommt es auf entsprechende Angebote an. Aber ohne Zuschüsse könnte kaum ein Museum existieren. Wir bekommen Zuschüsse vom Kulturraum Mittelsachsen.“
Hinsichtlich der Zusammenarbeit mit Schulen und ähnlichen Einrichtungen äußerte er: „Museen haben einen Bildungsauftrag. Die Zusammenarbeit mit Schulen ist jedoch sehr mühsam. Bemühungen in Kontakt zu kommen gibt es schon.“

Matthias Lehmann vom Eisenbahnmuseum Zum Prellbock in Lunzenau sagt zur derzeitigen Lage: „Da wir keinen Eintritt verlangen, sind wir nicht wirklich auskunftsfähig über Besucherzahlen.“ Hinsichtlich der Schwierigkeiten der Museen merkt er an: „Bei Ausstellungseröffnungen ist es extrem schwer, neues Publikum zu interessieren.“ Und speziell auf den Prellbock bezogen sagte er: „Noch zieht das Thema Eisenbahn und da werden unsere Kunstausstellungen schon auch gut bedacht. „Typische“ Museumsbesucher sind bei uns nicht so sehr vertreten, mehr die Ausflügler mit Mitnahmeeffekt.“

Auch ihn haben wir gefragt, ob Schulen und andere Einrichtungen das Angebot nutzen. Darauf entgegenete er: „Mehrfach wurde von unserer Seite eine Kooperation angestrebt und auch ausstellende Künstler für eine Unterrichtsstunde gewonnen, leider ohne die geringste Resonanz und nun war es das eigentlich.“ Ob Museen ohne Förderung überleben können und ob es dahingehend eventuell spezielle Strategien gibt, wollten wir wissen. „Wir überleben seit 18 Jahren unter Aufbietung großen persönlichen Einsatzes und Ignorierung der Leistungsgrenze“, sagte Lehmann dazu.

Carola Schwarze vom Schloss Rochlitz zur momentanen Situation der Einrichtung: „Nachdem unser Schloss viele Jahre wegen umfangreicher Baumaßnahmen nur eingeschränkt nutzbar war, stehen seit Eröffnung unserer Dauerausstellung 2013 etwa 3.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung. Nach dem langen Dornröschenschlaf wurde unser Schloss 2013 und -14 mit großen Ausstellungsprojekten und ebenso hohem Marketingetat wieder „an den Markt gebracht”. Klammert man diese Ausnahmejahre aus, hatten wir 2015 unser besucherstärkstes Jahr.“

Auf die Frage „Sind Museen noch “in”?“ antwortete sie: „Hier sehe ich den „Markt” gerade im Umbruch. Natürlich gibt es auch den klassischen Museumsbesucher, der sich intensiv über spezielle Themen informieren möchte. Die Zahl der Besucher, die etwas erleben möchte, nimmt jedoch deutlich zu. Für die Museen besteht die Kunst aus meiner Sicht darin, sich auf die veränderten Kundenbedürfnisse einzustellen, ohne ihren Anspruch als Vermittler von Wissen und Kultur aufzugeben. Unser Schloss ist kein vollgestopftes „Filzpantoffel-Museum”. Unseren Besuchern bietet sich eine moderne Ausstellung mit vielen Multimedia-Stationen, die man nach eigenem Gutdünken erkunden kann. Eine Vielzahl an Erlebnisangeboten ermöglicht, in eine Rüstung oder historische Kostüme zu schlüpfen, mittelalterliche Spiele zu probieren, sich beim Mittelalterkochkurs selbst an der Herstellung historischer Speisen zu versuchen und vieles mehr. Diese Mischung aus mittelalterlichem Ambiente, moderner, familienfreundlicher Ausstellung und Mitmach-Angeboten kommt bei den Besuchern gut an.

Museum Schloss Rochlitz zum Kunsthandwerkermarkt 2016
Auf Schloss Rochlitz wird moderne und lebendige Museumskultur gelebt. Foto: rp/Archiv

Ob in Rochlitz auch Schulen und ähnliche Einrichtungen das Angebot des Schlosses nutzen, wollten wir wissen. Darauf antwortete Carola Schwarze: „Schon seit vielen Jahren gibt es im Bereich der Museumspädagogik die Reihen „Schloss Rochlitz hautnah – Erlebnisangebote für Erwachsene und Jugendliche“ und „Zeitreisen – Erlebnisangebote für Kinder“. Hierbei handelt es sich um buchbare Angebote. Diese werden sehr gut genutzt. Viele Schulen und Kindereinrichtungen sind treue Stammkunden. Eine gute Zusammenarbeit gibt es auch mit dem Gymnasium Rochlitz. Unter anderem entstanden hier im Bereich Geschichte Handreichungen für unser Erlebnisangebot „Die starken Frauen von Schloss Rochlitz”. Bei unserer jährlichen Gespensternacht unterstützen uns ebenfalls ideell und personell das Johann-Mathesius-Gymnasium sowie die Euroschule Rochlitz.“

„Aktuell kann ich mir das hier in Deutschland nicht vorstellen“, erwiderte Carola Schwarze auf die Frage, ob Museen ohne Förderung überleben können. „Museen werden wohl auf lange Sicht ein „Zuschussgeschäft” bleiben, wenn man die kulturelle Vielfalt beibehalten will.“

Der Kulturraum Erzgebirge-Mittelsachsen unterstützt die Einrichtungen finanziell. Dabei gibt es die Institutionelle Förderung und die sogenannte Projektförderung.
Die Institutionelle Förderung ist die Bezuschussung der laufend anfallenden Sach- und Personalausgaben einer Einrichtung. Bemessungsgrundlage sind die zuwendungsfähigen Gesamtausgaben der Einrichtung bzw. des Einrichtungsteils, der die Zuwendungsvoraussetzungen erfüllt.
Projektförderung ist die Bezuschussung der Ausgaben für eine bestimmte Maßnahme, die zeitlich und inhaltlich abgrenzbar ist. Bemessungsgrundlage sind die zuwendungsfähigen Gesamtausgaben der Maßnahme, sofern diese die Zuwendungsvoraussetzungen erfüllt.

Auch für das Jahr 2016 gibt es eine entsprechende Förderliste des Kulturraums Erzgebirge-Mittelsachsen. Hier einige Auszüge:

Institutionelle Förderung Museen und Sammlungen Landkreis Mittelsachsen
– Stadt Hainichen, Gellert-Museum: 23.705 EUR
– Große Kreisstadt Mittweida, Museum „Alte Pfarrhäuser“: 35.840 EUR
– Gemeinde Niederwiesa, Historische Schauweberei Braunsdorf: 18.460 EUR
– Mittelsächsische Kultur gGmbH, Museum Schloss Rochsburg: 175.000 EUR

Projektförderung Soziokultur Landkreis Mittelsachsen
– Förderverein zur Freizeitgestaltung „Erucula“ e.V. Mittweida, Radau im neuen Alt-An-Bau: 15.000 EUR

Projektförderung Musikpflege Landkreis Mittelsachsen
– Große Kreisstadt Mittweida, Sport- und Kulturbetrieb, KlangLichtZauber und KinderKlangZauber: 5.000 EUR
– Sächsischer Blasmusikverband e.V. Frankenberg/Sa., 22. Sächs. Probenlager für Bläser und Schlagzeuger: 1.500 EUR.

Die Liste über die geförderten Einrichtungen und Projekte sowie die Höhe der Zuschüsse können Sie hier einsehen.