Start Erzgebirge Jägerkaserne: Killen Jobs das Braunkehlchen?
Artikel von: Sven Günther
06.09.2017

Jägerkaserne: Killen Jobs das Braunkehlchen?

Diese Fläche geht es beim Streit. Foto: Gemeinde Zschorlau

Braunkehlchen kontra Arbeitsplätze?

Schneeberg/Zschorlau. Die GRÜNEN greifen das Landratsamt und die Gemeinde Zschorlau an, weil ein neues Gewerbegebiet auf dem Gelände der ehemaligen Jägerkaserne das seltene Braunkehlchen bedrohen würde.

Kreischefin Ulrike Kahl: “Noch vor fünf Jahren konnten Ornithologen auf dem Areal der Jägerkaserne zwischen Schneeberg und Zschorlau das seltene Braunkehlchen ausfindig machen. Dieses ehemalige Bundeswehrgelände bot über viele Jahre hinweg einen geschützten Lebensraum für bedrohte Wiesenbrüter-Arten, die ansonsten in den unteren und mittleren Lagen des Erzgebirges schon  sehr stark zurückgegangen oder ganz verschwunden sind.”

Nach dieser Einschätzung greift sie an, erklärt: “Doch fachliche Gutachten, die eine erhebliche Beeinträchtigung der dort lebenden Vogelpopulationen belegten, wurden seitens der Gemeinde und der zuständigen Behörden nicht berücksichtigt.”

Ihr Fazit: “Mit dem Herauslösen wertvoller Fläche aus dem größten Offenlan-Biotop des Erzgebirgskreises wird die dramatische  Situation der noch verbliebenen Arten weiter beschleunigt. Die Staatsziel-Bestimmung des Umweltschutzes im Grundgesetz sowie die nach Naturschutzrecht einzuholende Fachexpertise durch Artenschutzgutachten werden durch solche Entscheidungen vor Ort leider immer wieder unterlaufen. Wenn sich diese Praxis nicht ändert, wird auch das Erzgebirge Schauplatz eines stetig steigenden Artensterbens bleiben.”

Der Bürgermeister wehrt sich

Wolfgang Leonhardt, der Bürgermeister von Zschorlau, kann nur mit dem Kopf schütteln, versteht weder Inhalt noch Zeitpunkt der Kritik. Er sagt: “Fakt ist, dass wir seit 2011 Baurecht haben, gerade mit der Erschließung beginnen. Was Frau Kahl behauptet, ist schlichtweg falsch! Das Gewerbegebiet ist nie aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgelöst worden, sondern war zu keinem Zeitpunkt Bestandteil dieses geschützten Areals. Das wissen auch die GRÜNEN, die bei den Planungen ja mit am Tisch saßen.”

Er kritisiert weiter: “Es gibt darüberhinaus Gutachten, die belegen, dass das Braunkelchen von unserer nur fünf Hektar großen Fläche einfach auf das riesige Restareal ausweichen würde. Nicht zuletzt muss ich mich wundern: Frau Kahl sitzt mit im technischen Ausschuss des Kreistages. Da habe ich von ihr diese Kritik nicht gehört. Andere Grüne gehen schon seit Jahren auf mich los, meinen, ich würde mich an Gottes Schöpfung vergehen.”

 

Das Braunkehlchen gilt als bedrohte Vogelart.
Foto: DIE GRÜNEN