Start Zwickau Joachim Schmidt aus Zwickau ist der letzte Laternenmacher Deutschlands
Artikel von: Judith Hauße
19.10.2018

Joachim Schmidt aus Zwickau ist der letzte Laternenmacher Deutschlands

Jedes Jahr zeigt Joachim Schmidt (59) die einzigartige Handwerkskunst des Laternenmachens in seinem Stand auf dem Zwickauer Weihnachtsmarkt und strahlt dabei sogar über Landesgrenzen hinaus. Foto: Holzlaternenmanufaktur Leonardt & Schmidt

Zwickau. Wenn der Zwickauer Weihnachtsmarkt in wenigen Monaten wieder öffnet, dann leuchtet sein Stand vermutlich am hellsten. Joachim Schmidt ist der wohl letzte Laternenmacher Deutschlands und begeistert die Menschen Jahr für Jahr vor allem auf Mittelalter- und Weihnachtsmärkten mit seinen flackernden Unikaten. Seine Handwerkskunst gilt damit nicht zuletzt auch zu einer der seltensten im ganzen Land. Im Gespräch mit WochenENDspiegel erzählt er, wie es um die Geschichte seines Berufes steht. „Der Laternenmacher entstand in früherer Zeit aus dem Beruf des Klempners, weil diese die blechernen Laternen mit hörnernen bzw. gläsernen Wänden gefertigt haben. Später wurden Laternen auch aus Holz gebaut, die u.a. auch der Stellmacher herstellte.“

Der 59-Jährige hat schon als kleines Kind die Liebe zum Holz entdeckt. Heute hat er sein Hobby zum Beruf gemacht, den es in dieser Art nur einmal gibt. „Ich bin vor 25 Jahren viel auf historischen Mittelaltermärkten unterwegs gewesen. Dort wollte ich meinen damaligen Stand besonders ausleuchten. Jedoch gab es zu dieser Zeit keine Laternen, so dass ich begann, mir selbst eine zu bauen.“

In seiner Zwickauer Manufaktur stellt Joachim Schmidt (59) seine strahlenden Unikate in liebevoller Handarbeit her. Foto: Judith Hauße

„Ungefähr 250 Arbeitsschritte braucht es, um eine Laterne zu bauen, verrät der Laternenmacher. „Der ganze Prozess nimmt meist sehr viel Zeit in Anspruch. Angefangen beim Glasschneiden, dem Bohren und Fräsen der Deckel bis hin zum Biegen des Bleches etc. Deswegen kommt für mich eine Massenproduktion gar nicht erst in Frage.“ Nicht zuletzt ist jede von Joachim Schmidts Laternen ein Unikat, das in seiner Manufaktur in Zwickau in liebevoller Handarbeit gefertigt wird. Ob große Laternen, Kinderlaternen, elektrische Laternen, Holzlaternen mit Bleiverglasung oder Gravur – jedes Jahr entwirft der 59-Jährige immer neue Designs in seiner Werkstatt.

Doch nicht nur die Menschen der Region sind von seiner einzigartigen Handwerkskunst begeistert, auch über Landesgrenzen leuchten seine Laternen im wahrsten Sinne des Wortes hinaus. In Österreich, der Schweiz und sogar in den USA kennt man den letzten Laternenmacher Deutschlands. Insbesondere nach Weihnachten, im Zeitraum zwischen Januar und März, so sagt er, gehen die meisten Aufträge eines Jahres ein. Darüber hinaus ist er ebenso auch bei den traditionellen Nachtwächtergilden, wie zum Beispiel in Sachsen, Bayern, im Harz, an der Küste in Rostock oder auch in Frankreich eine bekannte Adresse. „Ich habe die klassische Nachtwächterlaterne nach altem Vorbild gebaut. Ob nun die Nachtwächter oder Türmer, ich freue mich immer wieder, wenn ich sehe wie meine Laternen in den Gassen leuchten“, wie Schmidt stolz erklärt.

Und so einzigartig wie seine Laternen, bleibt letztendlich auch allein das Handwerk ein seltenes, wenn nicht sogar das einzige seiner Art. „Es ist schade, dass in unserer schnelllebigen Zeit viele alte Handwerkstechniken unserer Altvorderen verloren gegangen sind“, sagt Schmidt. „Jedoch stelle ich zum Glück fest, dass die Künste der alten Handwerkskunst durchaus noch nicht ganz in Vergessenheit geraten sind, denn immer mehr Menschen möchten von der billigen Massenware Abstand nehmen und verlangen nach handgearbeiteten Qualitätswaren.“

Noch zehn Jahre will Joachim Schmidt selbst in seiner Werkstatt Holzlaternen bauen. Danach sei eine nächste Generation an der Reihe. Seinen persönlichen Favoriten hat er bereits schon im Auge. Ihm will er in Zukunft die Leidenschaft zum Handwerk weitergeben. „Es wäre schön, wenn mein Sohn das Geschäft übernehmen würde.“