Start Zwickau Jugendamt greift öfter ein
Artikel von: Redaktion
19.10.2016

Jugendamt greift öfter ein

Immer mehr Kinder kommen in Obhut des Jugendamtes. Laut Bildungsdezernat ist das allerdings ein deutschlandweites Problem. Foto: alexasfotos/ pixabay.com
Immer mehr Kinder kommen in Obhut des Jugendamtes. Laut Bildungsdezernat ist das allerdings ein deutschlandweites Problem.
Foto: alexasfotos/ pixabay.com

Landkreis. Das Jugendamt schlägt Alarm: Immer mehr Kinder und Jugendliche kommen in Obhut des Jugendamtes. In Zahlen heißt das: Durchschnittlich 380 Kinder und Jugendliche werden monatlich in diesem Jahr betreut. 2015 waren es 356. Demnach muss der Landkreis eine Million Euro mehr einplanen als im Vorjahr und kommt auf über 25 Millionen Euro im Bereich der Jugendhilfe nach SGB VIII.

„Der Anstieg rührt unter anderem auch daher, dass die Zahl psychisch kranker und suchtgefährdeter Eltern wächst“, erklärt Frank Schubert, Leiter des Dezernates Jugend, Soziales und Bildung.

Ausschlaggebend ist zudem ein Fall, bei dem ein Kind eine intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung in einer stationären Einrichtung erhält. „Dadurch entstehen

Frank Schubert, Dezernent für Jugend, Soziales und Bildung.  Foto: Alice Jagals
Frank Schubert, Dezernent für Jugend, Soziales und Bildung.
Foto: Alice Jagals

monatliche Kosten in Höhe von über 8.500 Euro“, so Schubert.

Der Schwerpunkt bei der Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder liegt in der ambulanten Leistung. Hier sind es vor allem Hilfen in Form von Lerntherapien. Die Kinder haben eine Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche oder auch Aufmerksamkeitsstörungen und Autismus.

Viele der Kinder benötigen sogar sogenannte Einzelfallhelfer. Das sind Betreuer, die allein nur für das eine Kind da sind. „Aufgrund der deutlichen Zunahme von komplexen massiven psychischen Störungsbildern, ist eine Beschulung ohne zusätzliche Hilfe nicht mehr möglich“, alarmiert der Bildungsdezernent.

Der Landkreis investiert eine Millionen Euro mehr in die Betreuung von Kindern und Jugendlichen. Doch woher kommt der steigende Bedarf? „In erster Linie schauen die Mitmenschen genauer hin als früher. Doch auch die Schulen und Kitas haben einen guten Überblick“, sagt Bildungsdezernent Frank Schubert. „Wird ein Verdacht auf Kindeswohlgefährdung dem Jugendamt gemeldet, dann gehen wir der Sache natürlich nach.“

Insofern sieht Schubert den Ursprung hauptsächlich im Elternhaus, sei es aufgrund von Drogenproblemen oder finanziellen Schwierigkeiten. Der Drogenkonsum sei nicht zu unterschätzen. Gerade bei Crystal beispielsweise merke man das den Betroffenen vorerst nicht an.

Weiterhin sei eine konsequente Erziehung der Kinder oft mangelhaft. Kinder bräuchten Vorbilder. Wenn bereits die Eltern in ihrer Kinderzeit kein gutes Bild vorgelebt wurde, dann sei es für sie umso schwerer, der nächsten Generation ein positives zu vermitteln.

Und auch, wenn die Zahlen steigend sind, so gibt Schubert an, dass das kein regionales, sondern ein deutschlandweites Problem sei.