Start Mittelsachsen Kampf dem Borkenkäfer
Artikel von: Uwe Wolf
25.06.2020

Kampf dem Borkenkäfer

Die Arbeit mit dem Schäleisen beim Entrinden der Bäume ist überaus anstrengend. Foto: Uwe Wolf

Region. Es ist ein Kampf gegen eine Übermacht, den Feldwebel Marcus Bayer und seine Kameraden in den hiesigen Wäldern führen. Ihr Gegner ist der Borkenkäfer. Er ist winzig, kaum zu sehen und richtet verheerende Schäden in den Wäldern an. Die Fichten sind für ihn eine leichte Beute.

Marcus Bayer gehört zu 50 Soldaten die derzeit dem Staatsbetrieb Sachsenforst bei der Schadensbeseitigung von mit Borkenkäfern befallenen Fichten hilft. Im Einsatz sind Soldaten aus unterschiedlichen Bundesländern. Die Soldaten aus Sachsen kommen von der Offiziersschule des Heeres Dresden und der Unteroffiziersschule Delitzsch. Vorrangig entrinden die Soldaten frisch befallene Bäume. Teilweise entasten Soldaten auch die gefällten Bäume und schneiden sie auf Länge. „Der Einsatz ist notwendig wie man sieht“, so Marcus Bayer, der dabei auf die befallenen und bereits gefällten Bäume verweist. „Der Einsatz macht viel Spaß, auch wenn er anstrengend ist.“ Immerhin wird alles in Handarbeit realisiert. Das Fällen mittels Kettensägen und Keilen, das Entasten und Teilen der Stämme mit der Kettensäge und letztendlich das Entrinden. Dort kommt das Schäleisen zum Einsatz, was schon recht schweißtreibend ist.

Anlässlich eines Vor-Ort-Termins im Revier Falkenau (Forstbezirk Chemnitz) dankte Sachsens Forstminister Wolfram Günther der Bundeswehr. Er wies in dem Zusammenhang darauf hin, dass Soldaten vor allem in Gegenden eingesetzt würden, an denen – verteilt über größere Flächen – noch wenige Bäume befallen sind. „Mit dieser sehr gezielten und frühzeitigen Hilfe können wir verhindern, dass sich der Borkenkäfer dort flächig ausbreitet“, so Günther.
Seit 8. Juni sind die Soldaten schon im Einsatz im Wald. Bisher wurden über 600 Kubikmeter Fichtenholz entrindet. „Wir sind alle freiwillig hier. Es gab eine Anfrage, wer mit will und die Plätze waren schnell belegt“, sagte Feldwebel Marcus Bayer, der Gruppenführer in der Unteroffiziersschule Delitzsch ist. „Für alle ist es eine schöne Abwechslung.“ Das bestätigt auch Oberstleutnant Eric Gusenburger, Leiter Informationsarbeit Landeskommando und Sprecher der Bundeswehr in Sachsen. „Für die Soldaten bringt der Einsatz in der Natur viel Abwechslung, auch wenn er hart ist. Sie lernen neue Leute kennen und erhalten Einblick in ein ganz anderes Berufsbild. Eine Prämie oder dergleichen gibt es für die Teilnehmer nicht. Für alle ist es ein ganz normaler Dienst.“
Zugleich hob der Minister die herausgehobene Rolle der forstlichen Dienstleister hervor. »Forstunternehmer

„Wir sind mitten im Katastrophenjahr und steuern in ein dramatisches Jahr rein“, so Forstminister Günther. „Wir haben das 3. Jahr eine Dürresituation und brauchen jede Hand, um die weitere Ausbreitung des Borkenkäfers zu vermeiden.“

Dürre, Stürme und die milden Winter haben die Ausbreitung des Schädlings begünstigt. Forstwirtschaftsbetriebe, Sachsenforst und die Soldaten versuchen, befallene Bäume zu fällen und zu behandeln, bevor die Larven des Käfers ausfliegen können. „Die Forstwirtschaft befindet sich im Katastrophenmodus. Aktuell stellen unsere Forstleute außerordentlich große Mengen an Borkenkäfern fest“, so Günther. In den Monitoringfallen sind wesentlich mehr Käfer als 2019. „Wir sind dieses Jahr aber eher dran. Unter den Rinden finden wir Überwinterungskäfer und die Larven. Somit können wir deren Ausfliegen und den Befall weiterer Bäume verhindern“, erläuterte Mike Eller, stellvertretender Geschäftsführer von Sachsenforst.
Im Einsatz sind Soldaten aus unterschiedlichen Bundesländern. Die Soldaten aus Sachsen kommen von der Offiziersschule des Heeres Dresden und der Unteroffiziersschule Delitzsch.

Die Waldschutzsituation in Sachsens Wäldern ist weiterhin außerordentlich angespannt. Der Buchdrucker, der gefährlichste heimische Nadelholzborkenkäfer an der Baumart Fichte, vermehrt sich trotz größter Anstrengungen der meisten Waldbesitzer nahezu unverändert weiter. Aktuelle Kennzahlen wie auch Ergebnisse aus Fallenfängen oder registrierten Befallsflächen zeigen ein noch nie dokumentiertes Gefahrenpotenzial.
Ähnlich sieht es beim Kupferstecher aus, dem kleinsten Borkenkäfer, der vorwiegend im schwachen Holz bzw. den Baumkronen zu finden ist. Spezielle Modellrechnungen, wie das von der Universität für Bodenkultur in Wien entwickelte Modul PHENIPS, helfen Förstern wie Waldbesitzern die Käferentwicklung im Jahresverlauf im Auge zu behalten. Dabei zeigt sich, dass mit einem erneuten Hauptschwarm der Käfer in den nächsten Tagen zu rechnen ist. uw

Mit Kettensäge und Keilen werden die vom Borkenkäfer befallenen Bäume gefällt. Foto: Uwe Wolf
Auch Sachsens Forstminister Wolfram Günther versuchte sich mit dem Schäleisen am Entrinden der Bäume. Foto: Uwe Wolf
Auch das Teilen der Stämme ist für die Soldaten eine kräftezehrende Arbeit. Foto: Uwe Wolf