Karl May in Amerika
Weltbekannter Autor reiste erst 1908 in die USA und nach Kanada
Hohenstein-Ernstthal. Pünktlich zum Geburtstag von Karl May öffnete am Samstag die neue Sonderausstellung „Karl May in Amerika – Fantasie und Wirklichkeit“ im Karl-May-Haus ihre Pforten. In der neuen Exposition dreht sich alles um die Reise von Karl- und Klara May 1908 nach Amerika. Damit reiste May wirklich in die USA nur viel später als er es immer gesagt hat. Karl May hat bis an sein Lebensende hartnäckig beteuert, dass er in seiner Jugendzeit außereuropäische Reisen unternommen hat. Als Egon Erwin Kisch im Mai 1910 in einem Interview fragte: „Herr Doktor, es ist auch gegen Sie der Vorwurf erhoben worden, Sie hätten überhaupt keine überseeischen Reisen unternommen“ antwortete der Schriftsteller: „Ach, das ist Unsinn. Ich habe schon als siebzehnjähriger Junge gereist.“ „In Wirklichkeit verhielt es sich anders. Erst 1899/1900 bereiste er den Orient und im Herbst 1908 dann erstmalig die USA“, so Kurator Hartmut Schmidt.
„Die Daten der Amerikareise sind bekannt und mehrfach dokumentiert. Sie dienten als Grundgerüst für die diesjährige Sonderausstellung im Karl-May-Haus. Ergänzt werden sie durch Dokumente, Bilder, historische Postkarten und indianische Gegenstände, die May und seine Frau Klara vom Amerikaaufenthalt mitbrachten.“ So gibt es unter anderem interessante Originalfotos von der Überfahrt über den Atlantik und vom Aufenthalt an einigen seiner Reiseziele. Laut Schmidt war auch schon 1897 in einer Zeitung zu lesen, Karl May wolle wieder den Atlantik überqueren, um Winnetous Grab zu besuchen, bei den Apatschen einzukehren und einen Grizzly aus den Rocky Mountains mitzubringen. „All das stimmte nicht. Alles entsprang der Fantasie Karl May’s“, so Hartmut Schmidt. Die Orientreise sorgte für einen Wandel bei Karl May. Dabei rückte er auch von der Old Shatterhand Legende ab. Allerdings beharrte er weiterhin auf seine Frühreisen, die es jedoch nie gegeben hat.
Amerika rückt in den Fokus
Nach mehreren Sonderausstellungen im Karl-May-Haus über Mays Orientreise rückt nun Amerika erstmalig in den Fokus. Der Karl-May-Verlag, das Museum und private Sammler haben aus ihren Beständen Exponate zur Verfügung gestellt. Damit dürfte die Ausstellung in dieser Komplexität erstmalig über die Reise informieren und ein breites Publikum ansprechen. „Die Ausstellung ist überaus interessant und wissensreich“, so Andre‘ Neubert, Leiter des Hauses. „Es ist nach dem großen Erfolg der Winnetou-Ausstellung die zweite Ausstellung im neuen Depot.
“Seinen Worten nach hat sich in Bezug auf Karl May im Museum und dessen Umfeld noch mehr getan.” Andre‘ Wolf hat das Trafohäuschen gegenüber dem Karl-May-Haus schön gestaltet. Die große Winnetoufigur ist beim Vorbeifahren gut zu sehen. Weiterhin gibt es in der ständigen Ausstellung neue Module zu Freunden und Feinden von Karl May. Und außerdem haben wir nun eine Medaillenvitrine in der obersten Museumsetage”, erklärte der Museumsleiter. Ergänzend zur Sonderausstellung erscheint zeitgleich ein Begleitheft, in dem die wichtigsten Stationen der Reise in Wort und Bild vorgestellt werden. Hartmut Schmidt fügte augenzwinkernd hinzu, dass Karl May vermutlich doch in jungen Jahren schon in Amerika war – in Amerika bei Penig.