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Artikel von: Sven Günther
21.03.2019

Kein Vergleich! Beckmann!

TV-Moderator Reinhold Beckmann überzeugt in der Alten Brauerei Annaberg-Buchholz mit Gitarre und Stimme. Foto: Sven Günther

Der Mensch im Moderator Beckmann

Von Sven Günther
Annaberg-Buchholz. Woher rührt er eigentlich, dieser unerklärliche Hang, Dinge vergleichen zu wollen? Wohl wissend, dass man nicht zufriedener werden wird, nagt eine Überlegung ständig im Kopf, am Mittwochabend in der Alten Brauerei Annaberg-Buchholz, den Künstler auf der Bühne sehend und hörend:

Wie WER hört er sich an, dieser Beckmann, der TV-Moderator, Fußball-Experte, Sensibel-Interviewer?

Klingt der Gitarrensound hin und wieder, ein wenig vielleicht dann und wann, nach Element of Crime? Hört man in den Texten Lindenberg oder Reinhard Mey? Erinnern Gitarrenspiel und Stimme nicht an…na, wie heißt er doch gleich..?

Nach über zwei Stunden gelingt es nicht, die ? durch ! zu ersetzen und die zufrieden machende Erkenntnis dringt durch: Kein Vergleich. Beckmann.

Tatsächlich lieferte der Fußball-Experte am Abend, an dem sich die Nationalmannschaft in Wolfsburg gegen Serbien testend mühte, eine reife Leistung ab. Kein oberflächlich euphorisierendes Konzert, keine ekstatischen Mitklatsch-Fans. Stattdessen ausgereifte Unterhaltung mit Tiefgang, die dem Publikum den Menschen im Moderator Beckmann skizzierte.

Launig ging er auf den Zwinker-Zwist zwischen Annaberg und Buchholz ein, unterhielt die Zuhörer mit Schmonzetten aus seiner WG-Zeit, stellte seine Aktion “Nestwerk” für benachteiligte Kinder vor und war immer souverän in der Lage, Gitarrenstimmpausen eloquent zu überplaudern. Angenehm, unaufgeregt ohne routiniert zu wirken.

Einen Seitenhieb auf Donald Trumps Fönfrisur konnte Beckmann sich nicht verkneifen, erheiterte das Publikum (“Ganz früher kannte man CD nur als Seife”) mit Gags und berichtete, wie er, Beckmann, 1983 als freier Journalist den Panikrocker Udo Lindenberg 48 Stunden lang bei dessen DDR-Auftritt im Palast der Republik begleiten durfte, nur, weil die etablierten TV-Journalisten, so Beckmann, beim NDR nach acht Stunden eine gewerkschaftlich verordnete Pause hätten antreten müssen, für den Dauer-Dienst am Rocker damit ungeeignet waren.

Mit den Liedern seiner neuen CD “Freispiel” erklärte er seine Haltung zur Flüchtlings-Krise, verneigte sich vor der Liebe und nahm die Gäste in der gut besuchten Alten Brauerei mit, stimmte sie nachdenklich, ließ sie lächeln, machte sie zufrieden.

Nicht zuletzt, weil der Fußball- und TV-Moderator Beckmann im Doppelpass mit seinem Gitarristen Johannes Wennrich exzellentes instrumentales Können zelebrierte, mit Folk, Jazz, Reggae und Liedermacher-Sound überzeugte. Kurz: Der Musiker Beckmann muss keinen Vergleich scheuen.

Reinhold Beckmann stellte in der Alten Brauerei Annaberg-Buchholz seine neue CD “Freisspiel”. Foto: Haberland