Start Erzgebirge Kippt der Tag der Sachsen?
Artikel von: Sven Günther
23.01.2023

Kippt der Tag der Sachsen?

Unter dem Motto “Willkommen im Schacht” wird das Tag der Sachsen 2023 in Aue-Bad Schlema gefeiert. Oder nicht? Foto: TdS

Kostenexplosion beim Sachsentag!

Von Sven Günther
Aue-Bad Schlema. Stürzt der Tag der Sachsen in die Kostenfalle? LINKEN-Politiker Rico Gebhardt, Parteichef im Erzgebirgskreis und Vorsitzender der Fraktion im sächsischen Landtag, teilt mit, dass
Aue-Bad Schlema große Schwierigkeiten habe, die Finanzierung des größten Volksfestes im Freistaat finanziell zu stemmen. Gebhardt: “Obwohl vor Ort alles unternommen wird und der Wille groß ist, die Ausrichtung zu ermöglichen, steht die Finanzampel in Aue-Bad Schlema inzwischen auf gelb.”

Dann wird er grundsätzlich: “Neben der Frage, ob der Tag der Sachsen in diesem Jahr in Aue-Bad Schlema stattfinden kann, sollten die Staatsregierung und das Kuratorium des Tages der Sachsen Fragen beantworten. Die erste Frage lautet: Ist so ein ‘Volksfest der Sachsen’ noch zeitgemäß oder braucht es eine Neuausrichtung? Sollte ein Fest, was der Freistaat ausrichtet, nicht auch vollständig vom Freistaat bezahlt werden? Ist die Idee, die Veranstaltung insbesondere in kleinen Mittelstädten durchzuführen, noch richtig? Die Zeit ist reif, über eine Neuausrichtung des Tages der Sachsen nachzudenken. Ideen dazu gibt es sicherlich viele. Geld kann zwar den diesjährigen Tag der Sachsen in meiner alten Heimatstadt noch retten, aber auf Dauer braucht es eine tragfähigere Lösung.“

Sein Vorschlag: “Sollte der Tag der Sachsen zukünftig aus Gründen der Nachhaltigkeit in derselben Stadt stattfinden, die auch die Landesgartenschau ausrichtet?”

Jana Hecker schüttelt den Kopf: “Die Landesgartenschau ist eine Veranstaltung über einen langen Zeitraum. Der Tag der Sachsen findet nur an einem Wochenende statt. Die Kosten dafür würden auch anfallen, wenn das Fest in der Stadt der Landesgartenschau gefeiert würde.”

Die Kosten sind tatsächlich ein Problem. Das sieht man an den Zahlen, die Jana Hecker nennt. So müssen für den Sanitätsdienst 240.000 Euro statt 90.000 Euro gezahlt werden. Das Verkehrsleitsystem schlägt mit 500.000 Euro und nicht mit 350.000 Euro zu Buche. Hecker: “Früher waren die Angebote der Medienbetreiber kostenlos, mittlerweile sind diese ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Allein die Bühnen kosten 380.000 Euro. Alle Seiten sind derzeit bemüht, Lösungen zu finden, insofern bleiben wir optimistisch.

Aktuell plant man einen Spendenaufruf von Freistaat und Kommune zur Sponsorengewinnung. Jana Hecker: “Andererseits müssen die Kosten minimiert und überzogene Forderungen nachverhandelt werden, um den Eigenanteil der Kommune zu senken. Dafür wird nach Lösungen gesucht, die u.a. in Leistungseinschränkungen bei verzichtbaren Dienstleistungen liegen könnten.”

Rico Gebhardt verweist auf einen Deal. „Schließlich ist es seit Jahren ein offenes Geheimnis, dass Städte zur Durchführung des Tages der Sachsen mit dem Zuschlag für die Landesgartenschau ‘geködert’ werden.“
Die Referentin für Öffentlichkeitsarbeit der LINKEN-Fraktion, Anne Holowenko, erklärt: “Man sagt den Städten, dass, wenn sie den Tag der Sachsen ausrichten, der viel Arbeit und wenig Ertrag einbringt, sie dann die Landesgartenschau bekommen, bei der Fördermittel in hohen Summen fließen, von denen die Kommunen richtig profitieren.”

In der Tat. Von den zehn Städten, die seit 1996 Landesgartenschauen (LGS) ausrichteten, waren bisher sechs auch Veranstalter des Tages der Sachsen (TdS). Zittau (1999 TdS, 2001 LGS), Großenhain (2014/2002), Oelsnitz/E. (2010/2015, Reichenbach (2007/2009), Torgau (1996/20229, Löbau (2017/2012). Dazu kommt Frankenberg, dass die LGS 2019 ausrichtete, den TdS 2022 aus Kostengründen absagte.

Und Aue-Bad Schlema? Die Stadt bekommt 2026 die LGS.