Start Zwickau Kittelschürze wird zum Film- und YouTube-Star
Artikel von: Judith Hauße
12.12.2018

Kittelschürze wird zum Film- und YouTube-Star

Mit viel Liebe zum Detail – Die Filmausschnitte zeigen erste Impressionen aus dem Dederon-Film. Fotos: Ramona Markstein

Hartenstein. In den 1960-er Jahren war sie vor allem in DDR-Kleiderschränken von Hausfrauen gar nicht mehr wegzudenken, die Kittelschürze aus der Kunstfaser Dederon, dem allzeit vielseitigen Stoff, der nicht knittert, gut fällt und besonders schnell trocknet. Doch nicht nur Schürzen wurden daraus gefertigt, auch Oberhemden, Beutel oder Strumpfhosen ließen sich aus der Universal-Faser herstellen, mitunter auch für die Männerwelt. Schließlich trugen unter anderem auch Ärzte und Hausmeister Kittel aus dem Stoff. Heute gilt die Kittelschürze aus Dederon bei vielen als verpönt, für andere, vor allem junge Leute ist sie inzwischen eine coole Retro-Klamotte. Und so manch einer kann sich noch ganz genau daran erinnern, als Mutti oder Oma mit einer solchen Dederon-Schürze in der Küche standen.

Auch die Hartensteiner Künstlerin Ramona Markstein kennt die bunten Schürzen, trug sie selbst früher im Kindergarten und Werkunterricht. Inzwischen hat sich die 38-Jährige mit einem Film der Kult-Schürze gewidmet. Aus einem ganz bestimmten Grund, wie sie im WochenENDspiegel-Gespräch erzählt „Ich sammel gern Hinterlassenschaften der DDR-Alltagskultur und liebe es mit alten Dingen Geschichten zu erfinden. Die Dederonschürze bietet dafür viel Potential, weil sie zu DDR-Zeiten von sehr vielen Leuten getragen wurde und ein breites Spektrum an Assoziationen, Erinnerungen und auch Komik beinhaltet.“

Entstanden ist dabei schließlich eine erzgebirgische Heimatkomödie unter dem Titel „Dederon – Dr Stoff aus demm de Scherzen sei“. Diese lockte bereits zur Premiere in Hartmannsdorf vor einigen Wochen über 200 Menschen an. „Der Film kommt vor allem generationsübergreifend gut beim Publikum an. Es wurde viel gelacht und applaudiert. Die Älteren wurden an bestimmte Gegebenheiten aus dem DDR-Alltag erinnert. Aber auch die Jüngeren haben sich köstlich amüsiert“, freut sich Markstein. „Den Reiz des Streifens macht sicherlich auch die humorvolle Verschmelzung aus DDR-Vergangenheit und Gegenwart aus.“

So geht es im Film um drei Geschwister, die zusammen mit ihrer Mutter nach dem Tod der Oma neben Schulden auch jede Menge Dederon-Schürzen geerbt haben. „Mit ungewöhnlichen Ideen versuchen sie sich aus der Misere zu ziehen und erleben dabei eigenartige Geschichten mit den Schürzen, die mit der Zeit ganz unterschiedliche Personen auf den Plan rufen.“  Als Darsteller im selbstfinanzierten Film kommen insbesondere viele Freunde, Verwandte und Bekannte von Regisseurin Ramona Markstein vor, die ebenso zwei Rollen übernommen hat. Die Schürze selbst ist mit rund 30 gesammelten Exemplaren vertreten, die die Künstlerin im Internet, in Gebrauchtwarenläden sowie von Freunden und Bekannten zusammentragen konnte.

Nach der Premiere sollte der Dederon-Film eigentlich nur noch am 1. Dezember im Neuen Konsultat in Annaberg vorgeführt werden, doch aufgrund der großen Nachfrage wurde er zusätzlich schon zwei weitere Male im November gezeigt, im Vereinshaus in Thierfeld sowie im Mehrgenerationenhaus in Wildenfels. Außerdem stand er noch am 13. Dezember zur Jahresversammlung des Kunstverein Zwickau auf dem Programm. Und ab Weihnachten könnte sich der Film auch als YouTube-Star mausern. Denn dann ist der Film auch für alle anderen zu sehen.