Start Chemnitz Klinikum Chemnitz mit neuartiger Bestrahlung
Artikel von: Björn Wagener
23.11.2023

Klinikum Chemnitz mit neuartiger Bestrahlung

PD Dr. med. Gunther Klautke, Chefarzt der Klinik für Radioonkologie (links), und Prof. Dr. med. Vinodh Kakkassery, Chefarzt der Klinik für Augenheilkunde, neben dem CyberKnife . Foto: Klinikum Chemnitz

Erstmalig Patientin mit Tumor im Augeninneren bestrahlt

Chemnitz. Im Klinikum Chemnitz wurde die erste Patientin mit einem Augenmelanom erfolgreich behandelt. Die Augenklinik führte zuerst eine Vorbereitungsoperation durch. Dabei nähte sie kleine Markierungsclips auf die Lederhaut des Auges. Diese Clips markierten präzise die Position des Tumors im Inneren des Auges. Dadurch kann der Strahlentherapeut in der Radioonkologie den Tumor mit dem CyberKnife genau identifizieren und das Strahlenfeld entsprechend ausrichten.

3D-Ansicht der Einstrahlrichtungen aus dem Bestrahlungsplanungssystem des CyberKnifes. Grafik: Klinikum Chemnitz

Das CyberKnife, eines der modernsten Geräte für präzise Strahlentherapie, erfasst nicht nur mögliche Augenbewegungen durch die angebrachten Marker, sondern kann sie auch aktiv korrigieren. Durch die präzise Erfassung des Tumors im Submillimeterbereich werden Netzhautstrukturen und der Sehnerv optimal geschont, um die Funktionen des Auges, soweit es tumorbedingt möglich ist, zu erhalten.

Die Behandlung erfolgt üblicherweise mittels Einzeit-Stereotaxie, bei der die hoch-dosierte Bestrahlung in einer einzigen ambulanten Sitzung durchgeführt wird. Während der Bestrahlung wird das Auge betäubt, um sicherzustellen, dass der Tumor in derselben Position bleibt. Nach Abschluss der Therapie verbleiben die Markierungsclips am Auge, ohne den Alltag der Patienten zu beeinträchtigen.

Sehvermögen von Tumor-Patienten wird erhalten

„Dank enormer medizinischer Fortschritte sind wir in der Lage, das Sehvermögen vieler Patienten mit Tumoren im Inneren des Auges zu erhalten. Früher bot bei einem intraokularen Tumor nur die operative Entfernung des kompletten Augapfels eine Chance auf vollständige Heilung“, sagt Prof. Dr. med. Vinodh Kakkassery, Chefarzt der Klinik für Augenheilkunde und ausgewiesener Experte im Bereich der Augentumoren. “Der häufigste primäre intraokulare Tumor in Deutschland ist das Aderhautmelanom mit jährlich rund fünf Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. Menschen mit heller Iris- und Hautfarbe sind öfter betroffen. Das typische Erkrankungsalter liegt zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr. Jedoch trifft es auch immer wieder deutlich jüngere Patienten.”

Medizinphysiker Michael Schöpe (von links) und Jacob Sahlmann, PD Dr. Gunther Klautke und Prof. Dr. Vinodh Kakkassery im Kontrollraum bei der Steuerung des Bestrahlungsgerätes. Foto: Klinikum Chemnitz

„Wir sehen hier den klinisch bedeutenden Nutzen, dass immer mehr onkologische Patienten und jetzt auch die ersten Patienten mit Augentumoren von unserer Hochpräzisionsstrahlentherapie mittels CyberKnife profitieren. Um die Tumorzellen im Auge sicher abzutöten, ist eine Äquivalent-Strahlendosis von mindestens 60 Gray nötig. Durch die Präzisionsbestrahlung werden die angrenzenden empfindlichen Netzhautzellen, welche schon ab einer Äquivalentdosis von 35 Gray irreversibel geschädigt werden können, optimal geschont“, erklärt PD Dr. med. Gunther Klautke, Chefarzt der Klinik für Radioonkologie und stellvertretender Direktor des Onkologischen Centrums Chemnitz (OCC). 

In Deutschland gibt es nur acht CyberKnife-Geräte. Es besteht aus einem kompakten Bestrahlungsgerät mit einem Roboterarm. Der Linearbeschleuniger ermöglicht Strahlung aus verschiedenen Richtungen, ohne gesunde Organe zu treffen. Das CyberKnife erkennt und gleicht die Atem-Beweglichkeit von Tumoren aus. Es ist das einzige System dieser Art weltweit. Zusätzlich nutzt es ein Magnetresonanztomografie-Gerät für Bildinformationen. Dadurch kann das CyberKnife bewegliche Tumoren im gesamten Körper genau erkennen und behandeln.