Start Erzgebirge "Knallhart-Richter" Stephan Zantke erklärt seinen Bestseller
Artikel von: Sven Günther
09.11.2018

“Knallhart-Richter” Stephan Zantke erklärt seinen Bestseller

“Knallhart-Richter” Stephan Zantke erklärt im WochenENDspiegel, warum er sein Buch geschrieben hat. Foto: riva verlag

Die Fälle lassen mich bis in Grab nicht los

Von Sven Günther
Zwickau. “Wenn Deutschland so scheiße ist, warum sind Sie dann hier?” Die Frage, die Amtsrichter Stephan Zantke dem Libyer Mohamed F. (29) im Prozess wegen diverser Taten (Beleidigung, Bedrohung, Sachbeschädigung) entgegenhielt, sorgte für Schlagzeilen, seine strengen Urteile brachten ihn die Namen “Richter Gnadenlos” oder “Knallhart-Richter” ein.
In jedem Fall sorgten sie dafür, das der Jurist unter die Schriftsteller ging. Zantke: “Vertreter des riva Verlags der Münchner Verlagsgruppe sprachen mich an, weil die Verantwortlichen der Meinung waren, dass ich etwas zu sagen hätte.”
Hatte Zantke, der eigentlich davon träumte, ein Kinderbuch zu schreiben. Jetzt erzählt er zehn Fälle, die er selbst verhandelt hat. Zantke “Es sind Geschichten die mich bewegen, Fälle, die mich bis ins Grab nicht loslassen werden.” Der Jurist hatte das Gefühl, den Lesern einen Einblick zu geben, wie Justiz, wie Prozesse funktionieren, was Richter machen. “Die meisten Menschen können sich nicht vorstellen, was es vor Gericht alles gibt”, sagt Zantke.

In seinem Vorwort schreibt der Jurist: “Jeder Richter findet seinen eigenen Kompass, wenn er ein Urteil fällt. Ich habe dabei ein Prinzip. Es basiert auf dem Gedanken, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient. Begeht also jemand eine kleinere Straftat zum allerersten Mal, werde ich ihn in der Regel verwarnen. Beim zweiten Mal bekommt er einen Schuss vor den Bug. Eine Strafe, die ihn spüren lässt, dass es wehtun kann, wenn man das Recht bricht. Steht jemand zum dritten Mal bei mir vor Gericht, wird er eine harte Strafe bekommen. Für einige Kollegen gelte ich deswegen als Hardliner. Ich sehe mich nicht als Hardliner. Ich sehe mich als jemanden, der das Recht durchsetzt. Ich bin der Überzeugung, dass die Justiz die Mittel, die ihr zur Verfügung stehen, auch einsetzen muss. Sonst wird sie zahnlos.”

Die Geschichten sind fesselnd geschrieben, von Ghostwriter Dennis Sand in Form gebracht und in der 2. Auflage, die seit einigen Tagen für 17 Euro zu haben ist, von Fehlern befreit. Ein Buch, das an die Bestseller des  Strafverteidigers Ferdinand von Schirach (“Schuld”, “Verbrechen”) erinnert. Zantke: “Ich habe sie sehr gern gelesen. Von Schirach ist schon so etwas wie ein Vorbild für mich.”

Mit seiner Einstellung eckt Zantke an, ist kein Sprecher des Amtsgerichts mehr, was er unkommentiert lässt. Er schreibt: “Für linke Medien war ich »Richter Gnadenlos«, ein AfD-Sympathisant, der einen Flüchtling zu hart bestrafte. Für rechte Medien war ich ein »Geistesbruder«. Ich will weder das eine noch das andere sein. Meine Urteile beruhen nicht auf einer politischen Gesinnung. Sie beruhen auf dem Gesetz. Wer eine Straftat begeht, wird bestraft. Ob er links oder rechts steht, ob er ein Deutscher oder ein Migrant ist, das spielt für mich keine Rolle. Vor dem Gesetz sind wir alle gleich.”