Start Zwickau Kolumne: Homeoffice mit Kindern
Artikel von: Redaktion
22.04.2020

Kolumne: Homeoffice mit Kindern

Von Alice Jagals. Wem da draußen geht es noch so? Wer hat auch aufgehört, die Wochen zu zählen, in denen alle irgendwie ständig Zuhause sind? Ich bin so ein Kandidat. Mir war nicht bewusst, dass Osterferien waren, also hat der Große hin und wieder seine Schulaufgaben auf den Tisch gelegt bekommen. Nicht einmal er, 7 Jahre, wusste, dass Ferien sind. Wieso auch? Täglich grüßt ja das Murmeltier.

Noch läuft es bei uns recht gut. Aber auch nur deshalb, weil mein Partner aufgrund der Corona-Krise Zuhause ist. Doch erinnere ich mich an meine Elternzeit, so weiß ich: Kinderhüten ist kein Urlaub. Das scheint bei vielen auch langsam so zu dämmern, zumindest, wenn man Berichte von Eltern in den sozialen Netzwerken oder gar in Zeitschriften liest.

Hier stellen sich immer mehr die Frage: „Warum regt sich keiner auf?“ Ja, warum eigentlich nicht? Familien mit Kindern, vor allem mit kleinen Kindern, werden tatsächlich völlig außer Acht gelassen in der ganzen Krise. Klar, bekommen diejenigen Ausfallgeld, die ihrer Arbeit nicht nachgehen können, weil ihnen keine Notbetreuung oder generell eine Betreuung zur Verfügung steht. Doch würden sie arbeiten gehen können, hätten sie auch wesentlich mehr in der Tasche.
Und was ist mit denen, die tatsächlich von Zuhause arbeiten können – also wie ich – und deren Partner – und das wird bald auf mich zukommen – regulär auf Arbeit geht? Ich kenne ein derzeitiges Modell: Da steht die Mutter Früh um 4 Uhr auf, um überhaupt erstmal etwas zu schaffen, um anschließend das eine Kind zu bespaßen und das andere zu beschulen. Bei uns springt mittlerweile meine Mutter für den Deutschunterricht via Skype ein, denn sie ist Lehrerin.

Ich dagegen bin wieder meinem „Laster“ zum Opfer gefallen: Ich bin zur Eule mutiert und mache ein bisschen Nacht zum Tag. Doch da herrscht wenigstens Ruhe. Und was gibt es noch Positives abzugewinnen? Unsere zwei Kinder scheinen sich pudelwohl Zuhause zu fühlen. Dennoch, liebe Politiker: Der Kontakt via Skype oder Whatsapp ersetzt keineswegs den wohl bisher einzigen Wunsch meiner Kinder: Endlich wieder die Großeltern zu besuchen, denn beide Familien leben ländlich und sie könnten sich so richtig austoben. Ich wüsste auch gar nicht, wo sie sich das Virus hätten einfangen sollen, denn wir leben seit „weiß-nicht-wie-viel Wochen“ zu viert allein. Zumindest diese Lockerung sollte endlich einsetzen. Eine andere Lösung hätte ich auf dem Gebiet aber auch nicht in petto. Leider!