Start Chemnitz Künstler Christian Lang: Eine Betrachtung
Artikel von: Sven Günther
27.07.2018

Künstler Christian Lang: Eine Betrachtung

Christian Lang vor einem seiner Bilder. Foto: Olaf Haubold

Was sehen Sie?

Von Sven Günther

„Wenn ihr‘s nicht fühlt, ihr werdet‘s nicht erjagen…“
(Goethe, „Faust Der Tragödie erster Teil, 1808. Nacht, Faust zu Wagner)

Chemnitz. Das Gemälde hat Dynamik, Kraft, zieht einen in seinen Bann. Mit Öl hat es Christian Lang auf Leinwand gemalt, vorher unzählige Skizzen entworfen, über die Farben nachgedacht. Irgendwann, nach vielen Stunden, der letzte Pinselstrich – und der Name…
Christian Lang: „Mir ist es wichtig, dass die Menschen, die meine Kunst betrachten, sich selbst ein Bild machen. Das Gesehene auf sich wirken lassen. Sie sollten ihre eigenen Gedanken kreisen lassen, bis ein Einstieg möglich ist. Egal ob es sich um Gemälde, eine Grafik oder eine Plastik handelt.“
Maler, Grafiker, Bildhauer. Seit 1985 ist Christian Lang, der vor wenigen Tagen 65 Jahre alt wurde, als Künstler aktiv, hat sich längst einen erstklassigen Namen nicht nur in Chemnitz gemacht. Auch der Rentner-Geburtstag, ändert nichts an seiner Einstellung, seiner Aktivität. Lang: „Nein, das ist keine Grenze, keine Zäsur. Meine Arbeit ist sozusagen altersüberfließend.“
Arbeit, die den feinsinnigen Mann ständig beschäftigt, inspiriert, zum Nachdenken bittet. Lang: „Dabei geht die Inspiration immer voraus, das Medium folgt. Verlangt etwas nach Geradlinigkeit, werde ich zum Grafiker, schreit es nach dem Fließenden, erwacht der Maler, ruft es nach Formen, bin ich als Bildhauer gefragt.“
Seinen Stil hat er schon vor Jahren gefunden, ist kein Freund des Realismus à la Helnwein oder Dali. „Natürlich kann auch ich realistisch arbeiten. Das gehört zum Handwerk“, sagt Lang, der Free-Jazzer als Beispiel nennt, die natürlich auch „Blowing in the Wind“ locker spielen könnten.
ABER NICHT WOLLEN! Wie Lang, der sagt: „Ich habe den Bezug zum Realismus irgendwann verloren, liebe heute eine Verdichtung durch starke Reduktion und bevorzuge eine straffe Übersetzung. Je mehr man reduziert, umso dichter wird ein Werk.“
Werke, die auch die Jugend erreichen. „Meine Wahrnehmung ist, dass sich immer mehr Jüngere mit der Kunst beschäftigen, ohne sich durch gleichgeschaltete digitale Medien beeinflussen lassen. Eine schöne Entwicklung, die ich auf vielen Studienreisen, aber auch in Chemnitz beobachte.“
Chemnitz, Langs Heimat. Der Künstler: „Nach getaner Reise ist es gut in einer Stadt zu sein, wo sich der eigene Lebensmittelpunkt befindet, in der man sich wohlfühlt und die weltweit einzigartig ist.“
Einzigartig? Lang erklärt: „Chemnitz steht auf einem 290 Millionen Jahre alten permischen Regenwald. Eine extreme Besonderheit. Man könnte sagen: Wischt man die Asche weg, kommt der Edelstein zum Vorschein.“
Ob dieser Glanz genügt, um den Titel Europäische Kulturhauptstadt zu bekommen?
Christian Lang ist skeptisch, sagt leise: „Ich fürchte, die Konkurrenz ist zu stark. Ich finde auch den Slogan ‚AUFbrüche. Opening Minds. Creating Spaces‘ offen gestanden ziemlich albern. Aber darüber sollte sich jeder seine eigenen Gedanken machen.“
Wie über die Langschen Bilder. Das, was auf dem Foto hinter ihm hängt, trägt übrigens den Titel „Vereisung II“ und hängt in der Albrecht-Mugler-Stiftung.