Start Erzgebirge Kunsthandwerker öffnen ihre Türen
Artikel von: Sven Günther
23.03.2018

Kunsthandwerker öffnen ihre Türen

Vom 23. bis zum 25. März öffnen europaweit Betriebe aus dem gestaltenden, traditionellen und restaurierenden Handwerk ihre Türen im Rahmen der Europäischen Tage des Kunsthandwerks (ETAK).

 

 

Digitalisierung bietet Kunsthandwerk neue Chancen

Von Sven Günther
Region. Vom 23. bis zum 25. März öffnen europaweit Betriebe aus dem gestaltenden, traditionellen und restaurierenden Handwerk ihre Türen im Rahmen der Europäischen Tage des Kunsthandwerks (ETAK). Erstmals unterstützen alle drei sächsischen Handwerkskammern und das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) gemeinsam sächsische Handwerksbetriebe bei der Öffentlichkeitsarbeit für diese dezentralen Aktionstage und 60 Firmen im Bereich der Handwerkskammer Chemnitz öffnen ihre Tore. Welche, finden Sie hier http://chemnitz.kunsthandwerkstage.de/

WocheENDspiegel sprach mit Sachsen Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD).

Die Welt tickt digital. Können Sie trotzdem für das analoge Handwerk, speziell das Kunsthandwerk, eine Lanze brechen?
Martin Dulig: Das sächsische Kunsthandwerk leistet seit Generationen gute Arbeit und genießt einen exzellenten Ruf.
Es kann sich vor den Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung heute nicht verschließen. Zugleich wird es beim Handwerk immer auf das handwerkliche Können und den schöpferischen Akt ankommen. Ich sehe deswegen auch keinen Gegensatz zwischen Digitalisierung und Handwerk. Es geht vielmehr darum, Tradition in die Moderne zu führen.
Unsere Handwerksbetriebe sind eine tragende Säule der Wirtschaft und ein verlässlicher Partner bei der Ausbildung junger Menschen.
Martin Dulig: Es ist deswegen wichtig, das Handwerk weiter zu fördern. Die Digitalisierung bietet unseren Handwerkern die Chance, weltweit neue Absatzmärkte zu erschließen. Auf diesem Weg unterstützen wir sie nach Kräften mit unserer Strategie „Sachsen Digital“.

Was ist Ihre Meinung zu den Europäischen Tagen des Kunsthandwerkes?
Martin Dulig: Die Europäischen Tage sind eine phantastische Möglichkeit, geschickten und kreativen Handwerkern aus allen Branchen über die Schulter zu schauen, die oft nur im Verborgenen wirken – vom Dudelsackbauer in Nordsachsen, dem erzgebirgischen Lederhandschuhmacher bis hin zum Lausitzer Schleifermeister. Sie erklären Arbeitstechniken und erzählen so manche Anekdote aus Firmengeschichte und Berufsalltag. An dieser Stelle vielen Dank an alle Handwerker, die Ateliers und Werkstätten öffnen. Vorbeischauen lohnt sich!

Interview mit Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig zum Tag des Europäischen Kunsthandwerks. Foto SMWA

Wie vermitteln Sie Ihren sechs Kindern, dass Handwerk wichtig ist?
Martin Dulig: Handwerk spielt bei uns zu Hause schon immer eine große Rolle. Wir bemühen uns, viele Dinge selber zu machen und unseren Kindern handwerkliche Kniffe weiterzugeben. Ich selbst komme auch aus einer Handwerksfamilie. Mein Vater war gelernter Gärtner, viele meiner Geschwister haben einen Handwerksberuf gelernt. Einer meiner Brüder ist Zimmermann, eine anderer Schmied.

Und selbst? Haben Sie zwei linke Hände oder sind Sie handwerklich begabt? Immerhin haben Sie Maurer mit Abitur gelernt….
Martin Dulig
Das stimmt: Ich habe selbst Maurer gelernt und die Erfahrung gemacht, wie es ist, eine Mauer zu bauen, zu verputzen, zu malern oder zu tapezieren. Diese Erfahrungen möchte ich nicht missen. Ich gebe aber auch zu, dass ich es genieße, die Dienstleistungen von professionellen Handwerkern in Anspruch zu nehmen. Mir fehlt mittlerweile die Zeit, alles selber zu machen.

Im Handwerk, speziell im Kunsthandwerk, gibt es viele kleine Firmen, die oft über eine hohe Belastung bei Dokumentationspflicht, bürokratischen Aufwand bei Arbeits- oder Brandschutz etc. klagen. Wäre da eine Entlastung nicht wünschenswert?
Martin Dulig: Es ist sicherlich ein Problem, wenn Zeit nicht für die eigentliche Arbeit, sondern für Statistiken benötigt wird. Doch ein gewisses Maß der Bürokratie muss sein, denn sie bietet auch Rechtssicherheit und Schutz. Zugleich müssen wir dafür sorgen, dass die Belastungen nicht überhandnehmen. Wir haben uns daher bei den vergangenen Koalitionsverhandlungen in Berlin dafür stark gemacht, dass es hier Entlastungen gibt.

Zuletzt: Smartwatch oder Automatik?
Martin Dulig: Ich trage aus voller Überzeugung eine Nomos-Uhr aus Glashütte. Sie stellt eine perfekte Verbindung von sächsischem Traditionshandwerk, Manufakturarbeit, einer tollen Ästhetik und einer modernen Technik dar.