Start Zwickau Kunstsammlungen Zwickau retten sakrale Kunstwerke vor dem Zerfall
Artikel von: Judith Hauße
27.07.2018

Kunstsammlungen Zwickau retten sakrale Kunstwerke vor dem Zerfall

Detail_Hl._Barbara_von Peter Breuer während der Entölung von Dezember 2017.

Zwickau. Das spätgotische sowie frühbarocke Zeitalter hinterließ den Menschen entlang des Muldentals nicht nur eine faszinierende Archtitektur. Auch die in jenen Gebäuden befindlichen Kunstwerke weisen noch heute einen kulturgeschichtlich bedeutsamen Wert auf. Und das insbesondere für die Stadt Zwickau. Denn vor allem die spätmittelalterlichen sowie frühbarocken Werke in den Kunstsammlungen Zwickau geben noch heute das Bild der Blütezeit des kulturellen Lebens der Stadt wider.

Nicht zuletzt zählte neben den Silbergruben besonders auch das Schnitzhandwerk zum Reichtum Zwickaus,  wodurch zahklreiche verschiedene Kunstwerke den Räumlichkeiten der Kirchen ihr Gesamterscheinungsbild gaben. Jedoch wurden nach der Reformation u.a. Altarwerke, Skulpturen oder auch Heiligenfiguren aus den Kirchengemeinden der Region entfernt.

Hl. Urban, Michael Heuffner vor der Restaurierung.
Hl. Urban, Michael Heuffner nach der Restaurierung.

„Viele der Bildwerke wurden daher in die Götzenkammer der Zwickauer Marienkirche gebracht oder blieben bis ins 19. Jahrhundert auf Dachböden bis sie entdeckt worden“, wie Museumsleiterin der Kunstsammlungen Zwickau Petra Lewey im Gespräch mit dem WochenENDspiegel erläutert. „Der Zwickauer Altertumsverein nahm in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Kunstwerke an, so dass sie 1914 zur Eröffnung des König-Albert-Museums, den heutigen Kunstsammlungen, für jedermann zugänglich waren“.

Daher liegt es im Interesse des Museums, die sakrale Skulpturensammlung wieder in neuem Glanz erscheinen zu lassen. Und so arbeiteten die Kunstsammlungen Zwickau seit nunmehr 10 Jahren erfolgreich mit der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen im Freistaat Sachsen zusammen, um die Werke vor dem Zerfall zu retten.

„Die Sammlung befand sich in einem denkbar schlechten Erhaltungszustand. Angefangen bei verschmutzten sowie teilweise verloren gegangenen Farbfassungen bishin zu Ausbrüchen am Holz konnten Schäden an den Figuren festgestellt werden“, wie die Restauratorin Sieglinde Prehn zurückblickt.

Großer geöffneter Entölungskessel im Dezember 2017.

Schließlich ist es parallel auch aufgrund von Fördermitteln aus dem Konjunkturprogramm II (2010/2011) zunächst gelungen, den Raum der sakralen Skulpturensammlung für das Museum neu entstehen zu lassen. “Die Förderung der Bundesregierung mit Kofinanzierung durch den Freistaat Sachsen und Finanzmitteln der Stadt Zwickau ermöglichte die Sanierung der “Plastikhalle”, um eine Präsentation der Werke erreichen zu können. Damit hat die Sammlung ebenso auch überregionale Bedeutung erlangt”, freut sich die Museums-Chefin.

“Auch für die aktuell noch laufenden Restaurierungsmaßnahmen konnten zahlreiche Fördermittelgeldgeber sowie Sponsoren gefunden werden. Angefangen bei der Landesstelle für Museumswesen im Freistaat Sachsen, über den Förderkreis der Kulturstiftung der Länder bishin zur Gemeinde Reinsdorf und privaten Spenden.” 

Tränen fließen über das Gesicht der heiligen Maria – so ließe sich der Zustand der beschädigten Holzfiguren wohl am besten beschreiben. Der Grund: Ein Tränkungsverfahren mit ölhaltigen Mitteln, das die Holzstruktur eigentlich stärker und Holzwürmer abtöten sollte. Mit Folgen, wie Prehn erklärt:

„Das schadensausbildende Holzschutzmittel Puckelin setzte sich als tränenförmige zähklebrige Masse an der Holzoberfläche ab und verursachte Schäden bishin zum Totalverlust der Farbfassung“

Lange Zeit wurde daraufhin mit Hilfe eines Spezialistenteams aus Dresden ein geeignetes Verfahren entwickelt, das bis heute zur Extrahierung des giftigen Holzschutzmittels angewendet wird.

„Die Skulpturen stammen dabei überwiegend aus regionalen Kirchengemeinden, wie insbesondere Reinsdorf und werden nun nach und nach in einen Trommelbehälter gestellt, in denen Lösemittel bei Unterdruck berührungsfrei eingedampft wird“, so Prehn

Dieser Prozess nimmt allerdings viel Zeit und Kosten in Anspruch, so dass alle Figuren voraussichtlich erst bis 2020 restauriert werden können.

„Doch trotz der großen Herausforderung konnten bislang auch positive Ergebnisse erzielt werden, wie am Beispiel des Heiligen Urban und des Heiligen Jakobus von Michael Heuffner   aus der Reinsdorfer Figurengruppe in der Plastikhalle zu sehen ist“, so Lewey.