Start Landratswahl: Klartext, Herr Gahler
Artikel von: Sven Günther
07.06.2022

Landratswahl: Klartext, Herr Gahler

Torsten Gahler tritt im Erzgebirgskreis für die AfD als Landratskandidat an. Mehr Infos unter www.facebook.com/gahler im Internet. Foto: AFD

Bitte kurz-konkret!

Region. Unter Politikern ist der Hang zur Ausführlichkeit ein weit verbreiteter. Der Eindruck hat sich manifestiert, dass man Dinge nicht klar benennt, ausweichend antwortet. Oft hört man Politiker bedeutungsschwanger raunen: „Es gibt keine einfachen Antworten.“
Schluss damit! Der WochenENDspiegel stellt den Landratskandidaten fünf Fragen, bittet um kurz-konkrete Antworten. Um dem Politik-Lavieren eine Grenze zu setzen, gibt es für jede Antwort nur Platz für 1000 Zeichen.

Also, Klartext, Torsten Gahler (AfD)

WOCHENENDSPIEGEL:
Schlechte Straßen, schlechtes Internet, zu wenig Lehrer, Ärzte, Polizisten und vor allem Fachkräfte. Auch Sie fordern in diesen Bereichen Verbesserungen. Was würden Sie anders machen, als die Landräte vor Ihnen?
TORSTEN GAHLER:
Wirtschaft und Bürger benötigen eine intakte Infrastruktur.
Anstatt in den kreisfreien Städten der Rückbau der mehrspurigen Straßen zu Fahrradwegen mit Schienenbett und etwas Fahrbahn zu forcieren, muss erstmal bei uns auf dem Land die grundhafte Sanierung der Straßen erfolgen – Schluss mit der Leuchtturmpolitik.
Ähnliches gilt beim Breitbandausbau.
Der Lehrermangel könnte durch Gründung einer Pädagogischen Hochschule im Erzgebirge beendet werden.
Die AfD hatte bereits 2017 einen Gesetzentwurf zur Landarztquote eingebracht. Leider haben die anderen Parteien erst 2022 diesen Entwurf wieder aufgenommen.
Als Landrat würde ich das Erzgebirgsklinikum stärken und die MVZ’s ausbauen. Polikliniken waren früher ein bewährtes Instrument.
Durch die Grenznähe und Drogenproblematik ist eine Verstärkung der Polizei im Erzgebirge geboten.
Dem Fachkräftemangel könnte durch gute Bildung, Infrastruktur und einem Wohneigentumsprogramm durch Freistaat und Kommunen entgegen gewirkt werden.

WOCHENENDSPIEGEL:
Oft kommt es vor, dass Investitionen aufgrund von Umweltauflagen ausgebremst werden. Wie würden Sie die Frage Jobs oder Natur entscheiden, wenn es keinen Kompromiss gäbe?
TORSTEN GAHLER:
Die Entwicklung der Wirtschaft muss im Einklang mit der Natur sein. Jedoch darf nicht der kleinste Käfer zum Verlust wichtiger Projekte führen. Wir stehen im Wettbewerb mit anderen Regionen und mit anderen Ländern. Insbesondere das Spannungsfeld Keilberg-Fichtelberg zeigt, dass die Region massiv darunter leidet, wenn ein überregionales Aushängeschild stagniert und nicht fortentwickelt werden kann. Deshalb ist Naturschutz wichtig – aber mit Augenmaß. Der Schlüssel zum Erfolg ist, wenn man schaut, was man ermöglichen kann, anstatt durch Verbote Sachen zu verhindern. Ermöglichungskultur statt Genehmigungsverfahren ist hier das Motto.

WOCHENENDSPIEGEL:
Als Landrat wären Sie auch für die Sicherstellung der medizinischen Versorgung verantwortlich. Würden Sie die einrichtungsbezogene Impfpflicht konsequent umsetzen, ggf. sogar Einrichtungen schließen?
TORSTEN GAHLER:
Die Position der AfD und auch meine Position ist da sehr konsequent und klar. Ich halte die einrichtungsbezogene Impfpflicht für falsch. Eine Umsetzung, mit Einrichtungsschließung oder Bußgeldern gegen Ungeimpfte, wird es mit mir nicht geben. Eine freiwillige Impfentscheidung hat immer Vorrang.
Den Mitarbeitern in den Pflegeberufen ist die Angst vor Jobverlust zu nehmen. Stattdessen gebührt ihnen uns Dank und Respekt. Gleiches gilt im übrigen für Angehörige der Bundeswehr. Es darf auch dort keine Impfpflicht geben. In anderen Berufen darf diese Impfpflicht nicht eingeführt werden. Bei Polizei und Berufsfeuerwehren wurde darüber nachgedacht. Auch da bin ich strikt dagegen.

WOCHENENDSPIEGEL:
Sollten mehr Windparks in Ihrem Landkreis gebaut werden?
TORSTEN GAHLER:
Nein. Der Erzgebirgskreis ist dafür zu dicht besiedelt und hat auch topographisch nicht die besten Voraussetzungen.
Ein weiterer Grundsatz muss lauten: Keine Windenergie über dem Wald. Solarenergie auf Dächern stellt für mich kein Problem dar, jedoch dürfen keine Solarparks auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen entstehen.

WOCHENENDSPIEGEL:
Glauben Sie, dass es gut für die Region ist, wenn ein Landrat in Dresden und in Berlin ständig auf geschlossene Türen trifft?
TORSTEN GAHLER:
Nein. Jedoch hatten wir in der Vergangenheit in Berlin eine „große Koalition“ aus CDU und SPD und in Dresden ebenfalls. Die Türen standen jederzeit offen, zumal wir einen CDU-Landrat hatten. Das Resultat sehen wir – marode Infrastruktur, Ärztemangel, Lehrermangel und Abwanderung.
Als neuer Landrat muss man erster Lobbyist, energischster Kämpfer und Stachel im Fleisch der Regierung sein, der jeden Tag der Regierung die Bedeutung des Erzgebirges, seiner Bürger, der Wirtschaft und der Landwirtschaft klar macht.
Ich werde um Gelder kämpfen, Visionen gestalten und formulieren und gemeinsam mit den Bürgern und Unternehmen werden diese Visionen realisiert.
Zur Zeit schaut man neidisch auf den Keilberg. In Zukunft sollte man neidisch vom Keilberg auf den Fichtelberg, auf das Erzgebirge und auf Sachsen schauen. sg