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Artikel von: Sven Günther
26.09.2022

Lautes Berggeschrey im Erzgebirge

Im Schatten der Annenkirche demonstrieren am 27. September erzgebirgische Unternehmer. Foto: Sandy Löwe/Stadt Annaberg-Buchholz

ERZ-Chefs: “Totalversagen der Bundesregierung”

Von Sven Günther
Erzgebirge. “Ich gehe davon aus, dass der Annaberger Markt aus allen Nähten platzen wird.” Busunternehmer und Organisator Udo Burkert aus Sehma.

“Jeden Tag werde ich mit den Existenzängsten der Menschen konfrontiert. Deshalb bin ich bei der Demonstration am Dienstag mit dabei, werde auch sprechen. Wir dürfen das Feld nicht politischen Gruppen überlassen, die aus der Not Kapital schlagen wollen.” Rolf Schmidt, OB von Annaberg-Buchholz

Jetzt gehen die Menschen auf die Straße, die es wirklich trifft. Am Dienstag (27. September) demonstrieren ab 16 Uhr rund 100 Unternehmer mit ihren Belegschaften aus allen Teilen des Erzgebirges in Annaberg-Buchholz. Das Motto: “Berggeschrey – Mit Herz und Verstand für unser Heimatland”. Einer der Organisatoren ist Udo Burkert, der bekannte Busunternehmer aus Sehma. Er erklärt: “Das Totalversagen der Bundesregierung bedroht und vernichtet beängstigend viele mittelständische Unternehmen sowie das Wohl der Bürgerschaft. Tausende Arbeitsplätze und Existenzen stehen auf der Kippe.”

Zunächst hatte er zu einem Unternehmerstammtisch auf den Pöhlberg geladen. “Ich hatte mit 30 Teilnehmern gerechnet”, sagt Burkert. “Es waren dreimal so viel. Alle haben sich bereiterklärt, für ihre Forderungen auf die Straße zu gehen.

90 Unternehmer kamen zum Stammtisch ins Berghotel Pöhlberg. Foto: Privat

FÜR POLITISCHE NUTZNIESSER GIBT ES KEINEN PLATZ!

Der Tenor der Veranstaltung: Vollkommen unparteilich, jedoch nicht unparteiisch fordert die Unternehmerschaft das Ergreifen und Umsetzen von sinnvollen und wirksamen Sofortmaßnahmen. „Wir haben uns zusammengeschlossen, um nicht tatenlos zuzusehen, wie eine vollkommen falsch ausgerichtete Politik, unsere Existenzen, unser Leben und unsere Heimat ruiniert und das schwer erarbeitete Vermächtnis unserer Vorfahren mit Füßen tritt“, so die Unternehmerschaft.

Die Organisatoren: “Arbeitgeber und Arbeitnehmer, alle Bürger sowie Vermieter, Rentner, Studenten und Auszubildende sind gleichermaßen dazu aufgerufen, die Protestaktion zu unterstützen und mit einem parteilich neutralem Verhalten, absolut friedlich, zu einem guten Gelingen dieser Veranstaltung beizutragen. Lasst uns gemeinsam ein friedliches, aber zugleich ausdrucksstarkes Zeichen aus dem Erzgebirge – unserer Heimat – nach Berlin senden! Nur gemeinsam sind wir stark und können etwas bewegen.“

Auch die IHK protestiert

Parallel zum Unternehmerstammtisch lud die IHK Erzgebirge zur Jahresempfang nach Thermalbad Wiesenbad ein. Etwa 100 Geschäftsführer, Inhaber und Führungskräfte waren der Einladung von Präsident Gert Bauer nach Thermalbad Wiesenbad gefolgt. Gert Bauer, selbst Geschäftsführer eines Textilunternehmens in Aue, stellte zu Anfang die Situation insbesondere im verarbeitenden Gewerbe in den Mittelpunkt. Besonderer Fokus lag hierbei auf den explodierenden Energiepreisen und der mangelnden Verfügbarkeit von Roh- und Hilfsstoffen wie Ad Blue, Salzsäure usw.

Bauer in seiner Rede: “Täglich höre ich Beispiele von Unternehmen, die kurz vor dem Aufgeben sind: Die zu erwartenden Ausgaben für Energie führen dazu, dass Betriebe nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können. Nicht verfügbare Rohstoffe und mittlerweile sogar Hilfsstoffe bremsen und stoppen ganze Industriezweige. Kredite aus der Corona-Krise belasten die Liquidität. Wichtig ist es, klarzustellen, dass ‘heilende Pflasterchen’ wie das sogenannte ‘Entlastungspaket’ keinem, wirklich keinem, echt und auf Dauer helfen wird und die Probleme nicht lösen kann. Es muss an der Wurzel gepackt und gelöst werden! Wir brauchen einen Energiepreis, der bezahlbar und kalkulierbar ist.
Erste Anzeichen dazu kommen aus Berlin, dass etwas in Vorbereitung ist, wenn nicht dann müssen wir dieser Grundforderung weiteren Nachdruck verleihen! Einen Termin kann ich ankündigen: Am 7.Oktober findet in der IHK Chemnitz ein Energiegipfel statt, bei dem mit Energieversorgern und politischen Entscheidern über Lösungen gerungen werden soll.”