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Artikel von: Redaktion
25.02.2016

Oelsnitz: Letzter Hunt vor 45 Jahren

Neuoelsnitz

Der Kaiserin-Augusta-Schacht Anfang des vorigen Jahrhunderts. Heute ist hier das Oelsnitzer Bergaumuseum untergebracht. Foto: Sammlung Bähr
Der Kaiserin-Augusta-Schacht Anfang des vorigen Jahrhunderts. Heute ist hier das Oelsnitzer Bergaumuseum untergebracht. Foto: Sammlung Bähr
. Vor genau 45 Jahren verließ am 31. März 1971 der letzte mit Kohle gefüllte Hunt den in 680 Meter Tiefe befindlichen Füllort des damaligen Karl-Liebknecht-Schacht und setzte damit den Schlusspunkt der am 7. Januar 1844 begonnen Steinkohlenära in der Region, die der Zwickauer Maschinenaufseher Karl Gottlob Wolf an der Ortsgrenze von Neuoelsnitz zu Niederwürschnitz begründete. Die bergmännische Entwicklung des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers prägte danach die gesamte Region, die beinahe alle Familien unserer Gegend beeinflusste.
Der Karl Liebknecht-Schacht, in dessen übertägigen Anlagen, die sich um den 50 Meter hohen Förderturm gruppieren, und vor nunmehr 30 Jahren das Bergbaumuseum eröffnet wurde, ist in den Jahren von 1869 bis 1874 vom Fürstlich-Schönburgischen Steinkohlenwerk abgeteuft worden und erhielt die Bezeichnung „Kaiserin-Augusta-Schacht“. Er stand mit am Anfang der Hauptgründerzeit des sächsischen Steinkohlenbergbaus, die bis etwa 1918 andauerte.
In dieser Zeit wurden in Zwickau und Oelsnitz – Lugau mehrere Bergbauunternehmen gebildet und neue Kohlenfelder erschlossen. Der Kaiserin-Augusta-Schacht ging am 1. Dezember 1895 in den Besitz des Steinkohlenbauvereins „Gottes Segen“ in Lugau, bis 1920 der sächsische Staat den Steinkohlenbauverein „Gottes Segen“ übernahm in Verbindung mit der Übernahme der Steinkohlen –Aktiengesellschaft Vereinigtfeld in Hohndorf und der Gersdorfer Kaisergrube. Das damit neu entstandene Bergbauunternehmen wurde zur Gewerkschaft „Gottes Segen“ Lugau umgewandelt.
Im Jahre 1922 begann die grundlegende Modernisierung des gesamten Gruben- und Übertagebetriebes des Kaiserin-Augusta-Schachtes, die sich bis Mitte der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts erstreckte und an deren Anfang der Bau des 50 Meter hohen Förderturmes mit einer elektrisch betriebenen Turmförderanlage stand. Dazu kam die vor neunzig Jahren errichtete Aufbereitungsanlage.
Zu Beginn der dreißiger Jahre wurde der Kaiserin-August-Schacht dann weiter verteuft und bei einer Tiefe von 146 Metern im liegenden standfesten Grundgebirge eine neue Hauptfördersohle mit einem modernen Füllort angelegt, in der Schachtröhre entstand eine zweite Förderanlage. Damit wurde der Neuoelsnitzer Schacht einer der leistungsfähigsten Schächte Deutschlands.
Im Ergebnis des vor 70 Jahren stattgefundenen Volksentscheids in Sachsen wurde das Unternehmen in Volkseigentum überführt und erhielt am 15. Januar 1949 den Namen VEB Steinkohlenwerk „Karl Liebknecht-Schacht“ Oelsnitz. Mit Wirkung vom 1. Januar 1960 wurden die bis dahin selbständigen Oelsnitzer Steinkohlenwerke „Karl Liebknecht“ und „Deutschland“ mit dem Albert-Funk-Schacht zusammengelegt zum VEB Steinkohlenwerk Oelsnitz, wobei der Karl-Liebknecht-Schacht bis zur Schließung vor 45 Jahren alleiniger Förderschacht war.
Nach dem letzten Fördertag wurden die Untertageanlagen abgebaut, Maschinen und Gerätschaften demontiert, Ausbauelemente entfernt und die gesamte Schachtanlage bergmännisch verwahrt.
Diese Arbeiten fanden bis Ende 1975 ihren Abschluss mit der Verfüllung der Schachtröhre. Vor 40 Jahren wurde im Übertagebereich die Aufbereitungsanlage abgebrochen und es wurde still im Schacht.