Start Manfred Körner (AfD): "Nicht locker lassen"
Artikel von: Judith Hauße
14.08.2019

Manfred Körner (AfD): “Nicht locker lassen”

Manfred Körner (AfD) im Gespräch mit WochenENDspiegel-Redakteurin Judith Hauße. Foto: Cindy Haase

Es wird eine Richtungswahl! Selten war der Gang zur Urne spannender, als er am 1. September sein wird. Bleibt die CDU stärkste Kraft in Sachsen? Wenn Ja, mit wem kann sie regieren? Wie stark wird die AfD, gewinnt sie vielleicht sogar? Was wird aus der schwächelnden SPD und den in Sachsen gegen den Trend eher schwachen Grünen? Gelingt in einem rot-rot-grünen Dreierbund ein Regierungswechsel? Welche Rolle wird die FDP einnehmen? Können die Freien Wähler wie in Bayern eine Rolle spielen?

Wer sich traut, darf für sich trommeln! Dieses Angebot macht der WocheENDspiegel sächsischen Landtagskandidaten. Sie beantworten kritische Fragen unserer Journalisten.

Heute: Manfred Körner, AfD-Direktkandidat, der im Wahlkreis Erzgebirge 2 für den Sächsischen Landtag antritt.

Hier geht es zum Trommelwirbel von Manfred Körner (AfD):

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Sie sind studierter Verwaltungswirt, arbeiten bei der Rentenversicherung. Kurz: Sie sind ein Berufs-Beamter. Wie wird aus einem Beamten ein Populist?

Auch als Beamter ist man ein Teil der Gesellschaft und insofern mit allen Lebensumständen konfrontiert. Da ich bereits seit frühester Jugend ein politisch engagierter Mensch bin, habe ich stets reges Interesse an gesellschaftlichen Themen entwickelt. Durch meine Tätigkeit bei der Deutschen Rentenversicherung hatte ich engen Kontakt zu Versicherten, so dass ich gerade in diesem Fachgebiet die Bodenhaftung nie verloren habe. Die Sorgen und Nöte der Menschen (Versicherten) standen bei mir – soweit dies möglich war – im Vordergrund. Eine Demokratie lebt von Vertrauen. Und Vertrauen entsteht durch die Nähe zum Bürger. Das als populistisch zu diskreditieren ist politisch töricht! Nebenbei erwähnt: ich war nicht von Beginn an meiner beruflichen Laufbahn Beamter. Begonnen habe ich mit zwei Lehren als Elektriker und Elektroniker. Auf dem zweiten Bildungsweg habe ich danach den Realschulabschluss und das Fachabitur absolviert, im Anschluss 18 Monate Grundwehrdienst geleistet und erst dann das Studium an der Verwaltungsfachhochschule begonnen und erfolgreich abgeschlossen.

Kommen Sie, die von der AfD kritisierte Inhaltslosigkeit der Aussagen anderer Parteien, wohnt doch auch den Ihren innen oder etwa nicht?

Als Opposition kritisieren wir nicht nur die regierenden Parteien, sondern wir unterbreiten konkrete Vorschläge in Form von Gesetzesvorlagen und ausführlich begründeten Anträgen im Sächsischen Landtag. Die AfD als Partei und auch die sächsische AfD-Fraktion werden durch die Medienlandschaft mit wenig sachlichen und oftmals negativ wertenden Beiträgen in der öffentlichen Wahrnehmung herabgesetzt. Man versucht, die AfD als unfähige Partei der Phrasendrescher (Stichwort: Populismus) darzustellen, welche kaum sachlich in den Parlamenten arbeiten würden sowie keine Vorstellung von einer Neugestaltung Sachsens/Deutschlands habe. Dass es gerade umgekehrt ist, erfahren die Menschen nicht. Deshalb kann ich nur jedem empfehlen, unser Grundsatzprogramm zu lesen sowie unsere Internetauftritte aufzurufen – oder ganz einfach – mit uns zu reden.

Im Falle Ihrer Wahl könnten Sie sich vorstellen, im Ausschuss Soziales und Verbraucherschutz, Gleichstellung und Integration mitzuarbeiten…. Nicht gerade die Kernkompetenzen Ihrer Partei oder?

Wenn ich mir die sogenannten „Kernkompetenzen“ der etablierten Parteien so anschaue, muss ich feststellen, dass wir hier auf allen Gebieten um Längen vorn liegen. Schauen Sie sich doch z. B. die CDU an, angeblich eine Partei mit Wirtschaftskompetenz. Aber gerade auf diesem Gebiet werden für den Wirtschaftsstandort Sachsen und Deutschlands fatale Entscheidungen getroffen. Man denke nur an den totalen Kohle und Atomausstieg sowie die einseitige Favorisierung der Elektromobilität. Entscheidungen, die in ihrer Einseitigkeit gesamtwirtschaftlich betrachtet, einen enormen Schaden anrichten. Erste mittelständische Zulieferbetriebe haben dies in der Region bereits zu spüren bekommen. Es werden Mitarbeiter entlassen, Betriebsstandorte ins Ausland verlagert oder Insolvenz angemeldet.Wir lehnen derart einseitige Maßnahmen ab und setzen stattdessen auf einen grundlastfähigen und regelbaren Energiemix, der bezahlbar ist und unsere Wirtschaft konkurrenzfähig hält. Dabei verlieren wir nicht den Blick für einen Umweltschutz mit Sinn und Verstand.

Konkret: Der Landtag hat gerade das neue Integrationsgesetz verabschiedet. Hätten Sie unterschrieben?

Grundlage des Integrationsgedanken ist die UN-Behinderten-Konvention, die seit 2008 von 177 Ländern ratifiziert wurde. Die Grundaussage ist die Gleichberechtigung von Behinderten und Nichtbehinderten. Dies kann ich so auf jeden Fall unterschreiben. Dann wird es jedoch schon schwieriger, wenn man sich einzelne Forderungen betrachtet, wie z. B. den Abbau von Behindertenwerkstätten, Auflösung von Förderschulen oder das Wahlrecht für geistig behinderte Menschen. Solche Maßnahmen halte ich für nicht sinnvoll. Aus diesem und weiteren Gründen, die hier den Rahmen sprengen würden, hätte ich nicht unterschrieben, denn auch bei diesem verantwortungsvollen Thema steht bei der AfD Sinn und Verstand vor Ideologie.

Auch den Passus, dass jetzt Menschen, „die auf Grund einer psychischen Krankheit oder einer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung ihre Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht besorgen können“ Politiker wählen dürfen?

Siehe Antwort zu Frage 4.

Bei den Wählern steht Ihre Partei offenbar nicht für Integration, sondern für Abschottung und Nationalismus. Warum geben Sie nicht zu, dass Deutschland – speziell das Erzgebirge – ohne Zuwanderung wirtschaftlichen Ruin erleiden wird?

Mit Zuwanderung lässt sich das Problem des Fachkräftemangels nicht lösen. Wir brauchen Menschen aus der Region, die hier ihre Wurzeln haben, die sich mit ihrer Heimat identifizieren. Dies ist nur möglich, wenn Kinder wieder als Zukunftschance und nicht als Armutsrisiko gesehen werden. Es ist daher eine entsprechende Wertschätzung, vor allem finanziell geboten, damit sich Familien wieder für mehr Kinder entscheiden. Eine gute Schul- und Berufsausbildung, die entsprechend unterstützt wird (Azubiticket, Ausbildungsbeihilfen usw.) macht eine Zuwanderung – so wie sie von den etablierten Parteien verstanden wird – also eine massenhafte Zuwanderung in unsere Sozialsysteme überflüssig. Neben den jetzt schon bestehenden Schwierigkeiten der Sozialsysteme wird genau diese falsch verstandene Zuwanderung das Ende unserer sozialen Strukturen – so wie wir sie kennen – bedeuten.

Gegen ein Zuwanderungssystem, wie es in Kanada oder Australien praktiziert wird, ist dagegen nichts einzuwenden! Darüber hinaus wird nicht der Facharbeitermangel zum wirtschaftlichen Ruin des Erzgebirges führen, sondern die derzeitige, links-grüne Wirtschafts- und Energiepolitik. Man muss nicht viel von Wirtschaft verstehen, um zu erkennen, dass die weltweit höchsten Energiepreise nicht gerade ein Standortvorteil für eine Industrienation sind. Auch die Automobilzulieferer im Erzgebirge werden durch die einseitigen Verbote von Verbrennungsmotoren nach und nach ihre Werktore schließen. Gerade im Erzgebirge werden wir eine noch nie dagewesene Deindustriealisierung mit ungeahnten Folgen erleben. Noch ist jedoch Zeit gegenzusteuern.

Auf Ihrem Wahlplakat steht als Forderung: Heimat braucht Zukunft – Belebung des ländlichen Raum. Eine Forderung aller Parteien, die die AfD bei denen oft als Plattitüde kritisiert, trotzdem selbst benutzt und wieder besser als andere mit Inhalten füllt?

Uns wundert es sehr, dass Regierungsparteien, die seit 30 Jahren die Geschicke unseres Landes in den Händen hielten, nun unsere seit Jahren vergeblich vorgetragenen Forderungen plötzlich 1:1 übernehmen. Wenn man Wahlplakate der CDU sieht, ist man geneigt zu glauben, es handle sich hierbei um Forderungen einer Oppositionspartei. Die notwendigen Schritte, um den lange vernachlässigten ländlichen Raum endlich wieder voranzubringen (Ärztemangel, Lehrermangel, öffentlicher Nahverkehr, schnelles Internet) wurden von uns im Landtag mit entsprechenden Anträgen und Gesetzesvorlagen gemacht. Alles wurde von den regierenden Parteien stets einstimmig abgelehnt. Daher sind jetzt deren Forderungen mehr als unglaubwürdig! Man könnte solch ein Vorgehen auch als dreist bezeichnen! Daher wird die AfD nicht locker lassen und sich für eine Wende hin zur Vernunft und Sachverstand einsetzen, damit unsere Kinder noch in einem Land aufwachsen können, das ihnen eine sichere Zukunft bietet!