Start Zwickau Marcel Schrötter im Interview
Artikel von: Redaktion
30.06.2019

Marcel Schrötter im Interview

Marcel Schrötter. Foto: Steffen Ullmann

Im zarten Alter von 2 Jahren machte Marcel Schrötter seine erste Bekanntschaft mit dem Motorsport. Als er 2012 in die Moto2-WM aufstieg, musste der Deutsche unterschiedliche Erfahrungen sammeln. Heute scheint er in der Moto2 angekommen zu sein. Grund genug, ihm einmal näher auf den Zahn zu fühlen. Doreen Müller-Uhlig sprach mit ihm:

Du hattest einen guten Start in dieser Saison, bist bei allen Rennen in die Punkte gefahren, standest mehrfach auf Pole und zweimal bisher auf dem Podest. Wie bewertest Du rückblickend Deine Entwicklung seit dem Du 2017 zu Intact GP gekommen bist?
Der Hauptpunkt, warum es besser läuft, ist einfach das Vertrauen, dass ich in mein Team habe. Ich weiß, dass das Motorrad funktioniert und mein Crew Chief Patrick alles überdacht hat. Das hat vorher bei den anderen Teams nicht immer gepasst und ich musste oft nachfragen. Dadurch verliert man viel Zeit und Energie, wenn man sich als Fahrer darüber Gedanken machen muss.

Mit Thomas Lüthi hast Du in diesem Jahr einen Teamkollegen an Deiner Seite mit dem Du Dich sehr gut zu verstehen scheinst. Was schätzt Du an ihm?
Wir kennen uns schon ziemlich lang – seit 2010, da waren wir bereits Teamkollegen bei Interwetten. Ich schätze an ihm, dass er eigentlich in jedem Jahr um den Titel mitgekämpft hat und das Jahr immer an der Spitze beendete. In der Moto2 permanent so weit vorn zu sein, ist schon ziemlich stark. Er bringt viel Erfahrungen mit, wodurch ich mir für mich selbst viel abschauen kann.

Tauscht Ihr zwei Euch gegenseitig aus oder betrachtet Ihr Euch eher als Konkurrenten?
Wir haben schon einen kleinen Konkurrenzkampf untereinander, auch wenn es anfangs lockerer war. Wenn man merkt, dass man im Rennen dicht beieinander ist und nicht um Platz 5, sondern 1 oder 3 kämpft, dann wird die Luft schon etwas anders in der Box. Dennoch haben wir ein gutes Verhältnis zueinander und auch jetzt bei den Tests unterhalten wir uns, was wir mit dem Setting probieren können und werten aus, wie es bei dem anderen funktioniert hat. Am Rennsonntag steht aber jeder für sich alleine.

Wenn Du Deine Leistung mit der von Thomas vergleichst, wo siehst Du Schwachstellen, die Du noch verbessern musst?
Zum Anfang des Jahres war es oft so, dass ich eigentlich der Schnellere war in den Trainings, aber Tom konnte einfach die Rennen besser managen als ich und sich besser vorn halten. Das ist auch der Punkt, wo ich mich selbst verbessern muss. Es ist wie ein Tauziehen manchmal. Tom hat mich oft geschlagen, jetzt bin ich dran ihn zu schlagen.

Im Moto2-Rennen von Barcelona musstest Du viele Positionen aufholen, nachdem Du durch eine Kollision mit einem Mitstreiter kurz nach dem Start auf den 18. Platz zurückgeworfen wurdest. Du hast gezeigt, dass Du Dich trotz dessen schnell wieder nach vorn arbeiten konntest.
Ich weiß, dass auch wenn ich von hinten starten muss, ziemlich gute Rennen machen kann. Bei mir passiert viel im Kopf und ich weiß, dass ich das anders angehen muss. Ich arbeite seit letztem Jahr dran, dass egal von wo ich starte, auch von der Pole, genauso fahren kann, als wenn ich „Wut im Bauch habe“. Rennen wie Barcelona zeigen mir, dass ich den Speed habe. Nun muss es mir gelingen, dass ich mich vorn halten kann.

Ausgerechnet vor dem Europa-Auftakt hattest Du Dich beim Training am Fuß verletzt und warst in den letzten Rennen nicht topfit. Inwiefern beeinflusst Dich das fahrerisch?
Man versucht schon die Zähne zusammen zu beißen. Es kommt auch drauf an, welche Verletzung man hat. Die letzten Jahre habe ich mich immer einmal im Jahr mit etwas rumschlagen müssen. Man versucht das zu umgehen. Die Moto2 ist aber verdammt eng und wenn da irgendetwas nicht so richtig funktioniert, kostet das Zeit.

Wenn Du an Euer Heimrennen auf dem Sachsenring denkst, wie gut glaubst Du, passt das Paket mit dem Chassis, Motor, Elektronik und den Reifen zu dem was Du auf dieser Strecke fahrerisch brauchst?
Das ist schwer zu sagen. Das Motorrad selbst passt gut, nur die neuen Reifen machen mir Sorgen. Der Test in Barcelona hat uns schon geholfen wieder mehr Vertrauen zu finden. Der Sachsenring ist ziemlich speziell, hat harte Bremspunkte und man ist immer in Schräglage. Aber es ist mein Heimrennen und es ist egal, wie schwierig es wird, ich werde 110 % geben, um ganz vorn dabei zu sein!

Wer wird beim Deutschland Grandprix vermutlich Euer härtester Gegner?
Letztes Jahr war Brad Binder auf der KTM ziemlich stark, in diesem Jahr hat auch er Probleme. Dafür sind die Speed Up-Fahrer stark. Navarro ist super drauf, das Motorrad scheint gut zu funktionieren und sie haben aus irgendeinem Grund die neuen Reifen gut im Griff. Auch für Tom ist es wie ein Heimrennen und er ist höchst motiviert. Die Hauptsache ist, meine Kontrahenten sind hinter mir.

Du erwähntest schon mehrfach Eure Probleme mit den neuen Reifen. Was genau macht die Schwierigkeit für Dich aus?
Der Hauptgrund ist die Größe, sie sind breiter. Das verändert die ganze Geometrie und es spielt komplett gegen meinen Fahrstil. Andere Fahrer wie Marquez können fahren, wie sie immer fahren wollen. Daran sieht man die Unterschiede. Die Reifen haben das Motorrad sehr verändert und wir müssen da vom Setting her noch etwas finden, dass ich mich ähnlich wohlfühle wie vorher. Es war einfach ein blöder Zeitpunkt als der Reifen kam. Ich hab mich unwohl gefühlt, auch durch die Verletzung und somit konnte ich nicht komplett alles geben. Wir kommen aber langsam wieder näher.

Hast Du eine Botschaft an die Fans, die zum Sachsenring kommen?
Ich wünsche allen Fans viel Spaß und vor allem gutes Wetter. Macht eine gute Stimmung! Feuert alle deutschsprachigen Fahrer an, vor allem mich am meisten. Ich werde mein Bestes geben, dass meine Fans mich vorne sehen.