Start Martin Henselin – Kumpel seit 1951
Artikel von: Redaktion
29.12.2015

Martin Henselin – Kumpel seit 1951

Dieses Foto ist 22 Jahre alt und zeigt den ersten gewählten FCE-Vorstand im Juli 1993 mit (von links) Lothar Schmiedel, Eberhard Wiosna, Lutz Lindemann, Vizepräsident Martin Henselin, Bertram Höfner, Präsident Uwe Leonhardt, Roland May und Helge Leonhardt. Aufnahme: Fotostudio LORENZ Zschorlau/Archiv
Dieses Foto ist 22 Jahre alt und zeigt den ersten gewählten FCE-Vorstand im Juli 1993 mit (von links) Lothar Schmiedel, Eberhard Wiosna, Lutz Lindemann, Vizepräsident Martin Henselin, Bertram Höfner, Präsident Uwe Leonhardt, Roland May und Helge Leonhardt. Aufnahme: Fotostudio LORENZ Zschorlau/Archiv

Im Sport geht es oft hoch her, ja richtig zur Sache. Das ist auch in einem Verein mit rund 6.000 Mitgliedern wie dem FC Erzgebirge nicht anders. Umso wertvoller sind da Fans, die quer durch alle Lager Ansehen und Respekt finden, trotzdem nie ein Blatt vor den Mund nehmen und obendrein in der Leitung Verantwortung übernehmen. Leute wie Martin Henselin, der seit über 60 Jahren kaum ein Heimspiel verpasste, seit fast 40 Jahren den „Schachtausweis” in der Tasche hat und seit 25 Jahren in den Gremien mitarbeitet. Am 26. November wurde er auf der FCE-Mitgliederversammlung erneut und mit überwältigender Mehrheit in den Ehrenrat gewählt.

Geboren am 25. Mai 1937 in Ueckermünde am Stettiner Haff, zog die Familie 1944 ins Erzgebirge, woher seine Mutter stammte. Martin lernte in Schlema Papiermacher, war über 15 Jahre lang im Werksverein Rotation Linksaußenstürmer und erinnert sich noch lebendig an die ersten Spiele seiner Wismut-Elf im damals nagelneuen Grotewohlstadion: „Manchmal standen wir Jungs 1951 aber auch auf den Hängen, weil die ,Pfänge’ fehlten für die billigste Karte. Mitglied im Verein wurde ich dann übrigens für die Abteilung Ringen, weil mein Sohn Mike dort bei Herbert Wende trainierte.” Anfang der Neunzigerjahre engagierte sich Henselin, damals in der Gastronomie tätig, politisch und für den demokratischen Wandel. Saß im Stadt- und im Kreisparlament, war stellvertretender Bürgermeister seiner Heimatstadt Aue. Doch mal im Vorstand seines Herzensvereins mitzuarbeiten, daran dachte der streitbare Abgeordnete und Fan im Traume nicht…

Vizebürgermeister Henselin (rechts) gratuliert Geschäftsführer Lothar Bösecke und seinem Team im Frühjahr 1996 zur Gründung des WochenSpiegels für das Erzgebirge. „Seither hat Eure Zeitung den FC Erzgebirge und überhaupt den Sport in der Region immer unterstützt. Nicht nur uns Fußballer, sondern auch Ringer, die Handballer des EHV, Wintersportler und viele andere Disziplinen und Vereine. Nicht zu vergessen, seit Gründung vor fast 20 Jahren ist WochenSpiegel auch FCE-Sponsor im Förderkreis”, kommentiert Martin dieses Bild. Foto: Archiv
Vizebürgermeister Henselin (rechts) gratuliert Geschäftsführer Lothar Bösecke und seinem Team im Frühjahr 1996 zur Gründung des WochenSpiegels für das Erzgebirge. „Seither hat Eure Zeitung den FC Erzgebirge und überhaupt den Sport in der Region immer unterstützt. Seit Gründung vor fast 20 Jahren ist WochenSpiegel auch FCE-Sponsor im Förderkreis”, kommentiert Martin dieses Bild. Foto: Archiv

Bis ihn Verantwortliche der Veilchen baten, beim Aufbau des FC Wismut, bald des jungen FC Erzgebirge zu helfen. „Es ging um Geld. Die Wismut GmbH hatte sich als Träger zurückgezogen und ich sollte vor allem mit meinen Kontakten bei Politikern und Unternehmern ,Klinken putzen’. Es gelang, eine Anschubfinanzierung von 750.000 D-Mark rettete den Verein erst mal vorm Ruin, Gehälter und Verbindlichkeiten konnten gezahlt werden”, blickt Martin zurück und versprach, die Veilchensportler würden es mit Zinsen zurückzahlen. (Das taten sie spätestens 2003 mit dem Aufstieg in Bundesliga zwei.) Zugleich war ihm klar, dass die Steuerzahler den FCE künftig nicht finanzieren könnten; darum zählte er fortan zu jenen, die Sponsoren warben und 1993 den Förderkreis auf den Weg brachten. Da gehörte Henselin bereits dem ersten gewählten Vorstand an, war Vizepräsident und Sicherheitsbeauftragter des Vereins. 1999 gab er diese Staffelstäbe an Jüngere ab,wechselte jedoch als Vorsitzender, später Stellvertreter in den Ehrenrat. Wo Martin, wie oben erwähnt, nun also wieder das Vertrauen der Mitglieder erhielt.

Das sei freilich seine letzte Kandidatur gewesen. 2018 müsse – mit dann über achtzig – wirklich Schluss sein, versichert er, möchte bis dahin aber schon noch ein paar Wünsche erfüllt sehen. Das neue Sparkassen-Erzgebirgsstadion zum Beispiel. Und spätestens dann will „Eddi” seine Veilchen wieder dort sehen, wo sie sie hingehören: in der 2. Bundesliga. „Das ist dann auch das beste Dankeschön für Leute wie uns, die vor allem in den letzten 25 Jahren an vorderster Front für den FC Erzgebirge gekämpft haben: „Fast alle, mit denen ich Anfang der Neunziger dabei waren, sind heute noch im Verein aktiv. So wie Helge Leonhardt als Präsident, sein Bruder Uwe im Aufsichtsrat oder Karl Matko, Roland May und ich im Ehrenrat. Lothar Schmiedel nicht zu vergessen, den langjährigen Geschäftsführer und heutigen Vorstand! Auch Weggefährten wie Bertram Höfer und Frank Vogel stehen ihrem ,Kumpelverein’ weiter zur Seite. Solch eine personelle Konstanz bei den Verantwortlichen findet man wohl kaum sonst im deutschen Fußball.” os