Start Erzgebirge Martina Ertl-Renz: Verneigung vor Hirscher
Artikel von: Sven Günther
05.03.2018

Martina Ertl-Renz: Verneigung vor Hirscher

Sie war über Jahre DAS Gesicht der deutschen Alpine-Frauen, Weltmeisterin, Weltcupsiegerin, erfolgreiche Olympionikin: Martin Ertl-Renz, ein Star der steilen Pisten. Nach ihrer Sport-Karriere arbeitete sie als Expertin für die ARD. Jetzt schreibt sie für die Leser von www.wochenendspiegel.de über die Weltcup-Wettkämpfe des Winters. Foto: Peplies Consult

Sie war über Jahre DAS Gesicht der deutschen Alpine-Frauen, Weltmeisterin, Weltcupsiegerin, erfolgreiche Olympionikin: Martin Ertl-Renz, ein Star der steilen Pisten. Nach ihrer Sport-Karriere arbeitete sie als Expertin für die ARD. Jetzt schreibt sie für die Leser von www.wochenendspiegel.de über die Weltcup-Wettkämpfe des Winters.

Hirscherlativ

In diesem Winter konnte man schon viele Erfolge und Leistungen des Österreichers Marcel Hirscher bestaunen. Wenn man dachte, ein Superlativ wäre angebracht als ultimative Stufe der Würdigung, wurde man einige Tage eines Besseren belehrt und man fragte sich, welcher Ausdruck für die nächste Steigerung angemessen wäre, denn der Superlativ war aufgebraucht.
Nun setzte der Österreicher tatsächlich wieder einen drauf, als ob die Saison nicht schon wie am Schnürchen gelaufen wäre. Der Olympiasieger dominierte das Wochenende in einer beeindruckenden Art und Weise, dass nur noch er selbst die  Steigerungsform darstellt.
Die Wettbewerbe Slalom und Riesenslalom an Samstag und Sonntag gewann er nicht nur, sondern er dominierte sie und fuhr den Stangenwald ab, als ob er von einer anderen Welt käme. Zum fünften Mal hintereinander konnte er sich die kleine Kristallkugel im Slalom sichern und gar zum siebten(!) Mal gewann er vorzeitig die große Kristallkugel, die für den Gesamtweltcup-Sieg steht. Es fällt einem schon nicht leicht, diesen Umstand sprachlich zu würdigen. Sieben Jahre lang in Folge der beste Skifahrer der Welt zu sein, ist eine Leistung, die für sich schon schlecht fassbar ist. Der „Hirscherlativ“ besteht aber in der Art und Weise, wie diese Siege und Erfolge zustande kommen. Er  deklassiert den Rest der Welt. Dabei sind solche Leistungen keine Selbstläufer, auch Hirscher verlor in dieser Saison ein Rennen nämlich gegen einen anderen Weltklasseathleten, Henrik Kristoffersen aus Norwegen. Das ist es, was man sich klar machen muss. Ein Weltcupsieg verlangt einem heutzutage alles ab. er ist eine absolute Spitzenleistung, bei der man auf die Sekunde physisch und psychisch fit sein muss und bis aufs Äußerste bereit sein muss, zu attackieren. Das Wunder in der Leistung eines Marcel Hirscher liegt in der Konstanz. Er siegt ständig und er siegt mit großem Abstand. Laien würden sich vielleicht über die Nicht-Stärke der Konkurrenten auslassen, ich muss die Stärke von Hirscher hervortun. Die anderen Skifahrer auf den Plätzen 2-10 sind herausragende Könner, Hirscher ist noch mehr.
Ich kann mich vor dem Gesamtweltcupsieger dieser Saison nur verbeugen und hoffe, dass er noch einige Jahre auf seinem Niveau fährt; es macht nebenbei nämlich einen irrsinnigen Spaß, diesem Athleten bei seinem Sport zuzuschauen.