Start Zwickau Max Kappler im Interview
Artikel von: Redaktion
19.07.2016

Max Kappler im Interview

Daumen hoch zeigte Max vor dem Start. Am Ende wurde es nur Rang 19 zu seinem Heimrennen. Foto: Steffen Ullmann
Daumen hoch zeigte Max vor dem Start. Am Ende wurde es Rang 19 zu seinem Heimrennen. Foto: Steffen Ullmann

Der Oberlungwitzer Max Kappler war in diesem Jahr einer von zwei Nachwuchsfahrern, die beim GoPro Motorrad Grand Prix Deutschland an den Start gehen konnte. Anders als bei Tim Georgi war dies der dritte Wildcard-Einsatz für den 18-Jährigen, auf dem Sachsenring. Doreen Müller sprach für WochenENDspiegel vor und nach dem Sachsenring-Grand Prix mit dem jungen Talent.

Bereits 2014 bist Du beim Sachsenring-Grandprix an den Start gegangen, auch 2015 warst Du dabei. Im letzten Jahr lief es jedoch nicht so gut für Dich beim Heimgrandprix. Was hat sich seitdem bei Dir getan?

Im letzten Jahr bin ich noch für das Saxoprint RTG Team gefahren und in diesem Jahr machen wir dies eher unter Eigenregie. Der logistische Partner ist RZT geblieben, aber wir sind nun ein eigenes Team mit Saxoprint RZT. Wir sind auf eine 2015er Werks-KTM umgestiegen, was zwar ein schwieriges Bike ist, aber wenn man die KTM richtig eingestellt hat, geht sie richtig gut. Seit Saisonbeginn begleitet mich nun auch Riding Coach Alvaro Molina und seit dem geht es richtig vorwärts.

Bei Dir ist es bereits die dritte Wildcard auf dem Sachsenring. Hast Du dadurch schon mehr Routine in der Moto3?

Dass denke ich schon. Ich bin nicht mehr so aufgeregt. Man kennt die ganzen Abläufe und weiß, dass einfach ein paar mehr Zuschauer da sind, was beeindruckend ist. Die vollen Zuschauertribünen, das ist der Sachsenring! Emotionen pur!

Bisher hast Du Dich nicht richtig dazu geäußert welches Ergebnis Du erwartest. Irgendwelche Vorstellungen hattest Du doch bestimmt dennoch für Deinen Heimgrandprix, oder?

Ich hatte anfangs gescherzt und gesagt Platz 28, was es im Quali auch wurde, aber eigentlich hatte ich mir kein richtiges Ziel gesetzt. Ich wollte Spaß haben und viel lernen. Klar schaut man auf die Platzierungen, aber wir haben uns eher den Rückstand angeschaut und der ist 1,8 Sekunden gewesen. Das sind die weltbesten Fahrer und wenn man sieht wie die Saison in Spanien gelaufen ist, haben viele nicht damit gerechnet, dass es so gut läuft.

Du bist sonst in der Spanischen Junioren-WM unterwegs. Was macht für Dich den Unterschied der beiden Klassen aus?

So groß ist der Unterschied eigentlich nicht, auch wenn die WM-Piloten noch eine halbe Sekunde schneller sind. In Spanien liegen sie genauso eng zusammen wie hier. Der Ablauf ist identisch, mein Team ist gleich, aber die Strecken sind logischerweise anders.

Du hattest davon gesprochen, dass Dein Ziel es ist etwas zu lernen. Hast Du einen bestimmten Fahrer, den Du Dir genauer anschaust?

Im Grunde genommen kann ich von jedem in der WM etwas lernen! Aber rein vom Fahrstil, Linienwahl ist Brad Binder schon ein Vorbild. Er fährt sehr exakt, hat kaum Fehler im Fahrstil und fährt gute Linien.

Der Dank an die Fans. Max Kappler bei seinem Heim Grand Prix. Foto: Steffen Ullmann
Der Dank an die Fans. Max Kappler bei seinem Heim Grand Prix. Foto: Steffen Ullmann

Nun ist das Besondere am Sachsenring auch die Aufteilung des Fahrerlagers. Ihr seid mit Eurer Box diesmal im Fahrerlager 2, kommt man abseits der Strecke dadurch überhaupt mit den anderen Startern ins Gespräch?
Mit Philipp Öttl habe ich schon das ein oder andere Mal gesprochen, aber sonst ist man als Wildcard-Fahrer nicht so integriert in die Gruppe.

Und wie ist es in Spanien für die deutschen Fahrer?
Man wird in Spanien akzeptiert. Die Rennen sind gut besucht und es wird alles ganz anders vermarktet. In Barcelona z.B. kommen am Rennsonntag schon so an die 15.000 Besucher. Wenn man weiß, dass eine Woche vorher dort die Weltmeisterschaft war und eine Woche später zur Junioren-WM kommen so viele Leute, dass ist schon ein gutes Gefühl. Es sind mehrere internationale Sender, die live übertragen, es gibt einen Youtube-Channel, auf 3-4 Sendern im TV wird live übertragen. Spanien, die leben den Motorsport. Ich will nicht sagen, dass es in Deutschland anders ist, denn hier in der Region um den Sachsenring wird der Motorsport auch gelebt, aber Deutschland geht schon leider mehr in Richtung Fussball.

Kennen Dich denn die spanischen Besucher auch?
Klar die kennen mehr die Lokalmatadore, aber die unterstützen einfach jeden Fahrer egal aus welchem Land er ist. Es wird einfach Jeder als Fahrer gefeiert. Ich muss im Fahrerlager auch viele Bilder machen. Das ist schon ein schönes Gefühl.

Am Sonntag im Rennen wurde Max Kappler schließlich 19. und ließ sogar einige WM-Piloten hinter sich, nachdem er im WarmUp noch einen Sturz verkraften musste. Natürlich wollten wir von ihm am Ende des Wochenendes wissen, wie er denn das Rennen und seine Platzierung fand.

Am Anfang war ich die ganze Zeit vor Philipp Öttl, zu Mitte des Rennens war er schnell unterwegs und ich konnte nicht mehr so mitgehen. Am Ende habe ich mit Romano Fenati gefightet und es ist schade, dass ich an ihm nicht vorbei kam. Aber es war ein schönes Rennen, ich habe viel gelernt, denn ich bin glaub ich noch nie 27 Runden am Stück im Nassen gefahren! Sachsenring macht im Nassen richtig Spaß und trotz diesem Wetter waren die Tribünen voll. Gänsehaut pur! Der Rutscher früh im WarmUp war mein eigener Fehler, das ganze Team hat aber perfekt alles wieder hinbekommen und eine klasse Arbeit gemacht. In meinem Umfeld haben alle an mich geglaubt, mir Rückendeckung gegeben, auch die Sponsoren und ganz speziell mein Coach Alvaro investiert viel mental in mich. Und jetzt endlich zum Sachsenring konnte ich es etwas zeigen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Von Doreen Müller