Start Zwickau Mit einer Million Mark im Trabi unterwegs
Artikel von: Uwe Wolf
23.03.2017

Mit einer Million Mark im Trabi unterwegs

Filialdirektor Andreas Bauer und Heike-Hofmann-Lauer, Mitglied der Geschäftsleitung  der Commerzbank Chemnitz Chemnitz, bei der Eröffnung der Ausstellung. Foto: Uwe Wolf

Glauchau. Klaus-Peter Müller erinnert sich noch heute gern an die Erlebnisse vor 27 Jahren. Der spätere Vorstandschef und heutige Aufsichtsratsvorsitzende der Commerzbank war als Leiter der ,,Zentralen Abteilung zur Vorbereitung des DDR-Geschäfts“ verantwortlich für den Aufbau der Commerzbank in den neuen Landern. „lnnerhalb weniger Monate musste ich Filialen in allen größeren Städten der DDR aufbauen und dafür 1000 Mitarbeiter finden.“ Das tägliche Geschäft musste damals oft abenteuerlich an. Mit dem Trabant fuhr Müller beispielsweise zur Zweigstelle der Bundesbank in Gotha. Gegen Vorlage seines Personalausweises und einer Visitenkarte erhielt er einmal eine Million Mark, die er dann im Trabant zur Filiale brachte. „lch habe mich in dem Trabi sicherer gefühlt als in jedem Mercedes, weil ja niemand darauf gekommen wäre, dass wir in diesem Auto eine Million Mark dabei haben.“

ln Glauchau feiert die Commerzbank am 16. März mit einem Tag der offenen Tür ihren 25. Geburtstag. Filialdirektor Andreas Bauer hat dabei gemeinsam mit Heike Hofmann-Lauer, Mitglied der Geschäftsleitung der Commerzbank Chemnitz, die Ausstellung ,,25 Jahre Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion“ in der Filiale eröffnet. „lch freue mich, gemeinsam mit meinem Team abseits des Tagesgeschäftes mit unseren Kunden, Geschäftspartnern und Freunden des Hauses ins Gespräch zu kommen, die erfolgreichen Ietzten Jahre zu reflektieren und auf die Zukunft anzustoßen“, sagt Bauer. Im heutigen Hotel ,,Deutsches Haus“ liegen auch die Wurzeln der Commerzbank Glauchau. Bereits 1914 war die „Glauchauer Bank“ am Schulplatz 1 (heute Deutsches Haus am Markt) in Glauchau ansässig. Zunächst ging sie im „Chemnitzer Bankverein“ und anschließend in der ,,Commerz- und Privatbank AG Berlin, Zweigstelle Glauchau“, auf.

Der Mietvertrag der Commerz- und Privatbank endete seinerzeit am 31. Dezember 1923. Doch erst nach zweieinhalbjähriger erfolgloser Suche fand die Bank im Jahr 1926 geeignete Räume im Geschäftshaus der in Konkurs gegangenen Firma Kariel & Co. Am Montag, 26. August 1926, eröffnete das lnstitut seinen neuen Sitz in der Leipziger Straße 24/25. 1940 erfolgte die Umbenennung in Commerzbank AG-1 Zweigstelle Glauchau.

ln der Leipziger Stral3e befand sich die Bank bis zu ihrer Schließung nach dem Krieg. Im August 1945 wurden alle privaten Banken – und so auch die Commerzbank in Glauchau – von der Sowjetischen Militäradministration entflochten und von der damals neu  gegründeten Sächsischen Landesbank übernommen. Der Geschäftsbetrieb wurde eingestellt, die Gebäude und Betriebseinrichtungen ohne Entschädigung enteignet.

Eine Rückkehr nach Glauchau wurde erst mit der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion nach dem Mauerfall und der Einführung der D-Mark möglich. Die Commerzbank hatte sich im Gegensatz zur Dresdner Bank dazu entschlossen, von Anfang an eigene Filialen zu eröffnen und so waren die Anfangsjahre von Provisorien geprägt. Am 2. Marz 1992 eröffnete die Commerzbank ihre Filiale in einem geräumigen aber behelfsmäßigen Container in der Quergasse 10. Und suchte weiter nach einem geeigneten Standort. In unmittelbarer Nähe bot sich das Eckgrundstuck Leipziger Stral3e/Quergasse an. Für die Errichtung des modernen Wohn- und Geschäftshauses musste die ,,Vitaminquelle“, ein Obst- und Gemüsegeschäft, weichen. Baubeginn war 1995. Die feierliche Eröffnung der neuen Bankfiliale erfolgte am 17. Dezember 1996. Der ausgediente Bankcontainer wurde den Sportlern des SV Fortschritt Glauchau übergeben und wird von diesen bis heute genutzt. lm Jahr 2010 wurde die Bankfiliale mit einer lnvestitionssumme von 250.000 Euro umfangreich modernisiert und für die Zukunft fit gemacht. Heute betreut Filialdirektor Andreas Bauer mit seinem 4-kopfigen Team rund 4.000 Privat- und  Geschäftskunden allen Fragen rund um Anlage, Vorsorge und Finanzierung

„Das Bankgeschäft hat sich in den vergangenen 25 Jahren natürlich stark verändert“, sagt Bauer. „ln den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung war der Beratungsbedarf besonders groß. Es gab Filialen, um ein Konto zu eröffnen oder eine Überweisung abzugeben.“ Heute führen viele Kunden ihre Standard-Bankgeschäfte online oder mobil durch. Die Commerzbank hat sich darauf mit einem modernen digitalen Angebot, wie zum Beispiel der Photo-TAN, der Kontostand-App oder dem digitalen Haushaltsbuch, eingestellt. ,,Der Beratungsbedarf in den Filialen hat sich verschoben, heute wird zu komplexen Sachen wie Vermögensanlage, Altersvorsorge oder bei Baufinanzierungen beraten. Die Zukunft des Privatkundengeschäftes ist digital aber eben auch noch persönlich“, bekräftig Andreas Bauer sein Bekenntnis zur Filiale der Commerzbank in Glauchau. Diese hat ein Anlagevermögen von rund 50 Millionen Euro. Das Kreditvolumen liegt bei 30 Millionen Euro. Die Bank betreut 3500 Privat- und 500 Geschäftskunden. Die Ausstellung zur Bankgeschichte ist noch bis Ende April zu sehen. pm