Start Erzgebirge Nachruf auf den Annaberger Heimatforscher Gotthard B. Schicker
Artikel von: Andre Kaiser
14.12.2017

Nachruf auf den Annaberger Heimatforscher Gotthard B. Schicker

Prof. Schicker, der auch das Kochbuch „Erbgerichte“ schrieb. Gemeinsam mit der Agentur ERZ.art veröffentlichte er zuletzt das Buch „Annaberg, die Liebste…“, in dem die Annaberg-Buchholzer Straßennamen erklärt werden. Foto: Marcel Drechsler

Annaberg-Buchholz. Gotthard B. Schicker ist am 2. Dezember 2017 nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Mit ihm verliert die Stadt Annaberg-Buchholz einen engagierten und streitbaren Zeitgenossen. Der Publizist, Verleger und Kulturwissenschaftler konnte auf ein sehr bewegtes Leben zurück blicken.

1946 in Annaberg geboren, erlernte er den Beruf des Konditors. Im Rahmen der DDR-Talente-Bewegung wurde sein Gesangstalent entdeckt. Gotthard Schicker wurde zum Opernsänger ausgebildet und stand mit seiner markanten Bariton-Stimme auf den Opernbühnen der DDR. Es folgte ein Studium für Kultur- und Theaterwissenschaften an der Humboldt-Universität  Berlin. Er war am Umbau des Berliner Schauspielhauses am Gendarmenmarkt und dessen Eröffnung beteiligt. Auf Vorschlag des Runden Tisches Berlin wurde Schicker 1989 zum Stadtbezirksrat für Kultur gewählt und war fünf Jahre Kulturamtsleiter in Berlin.

Gotthard Schicker zog 1994 nach Budapest, gab die deutschsprachige Wochenzeitung „Der Neue Pester Lloyd“ heraus und belebte die „Budapester Rundschau“ wieder. Er gründete den deutschsprachigen Lions-Club Budapest. 2004 verlieh ihm die Budapester Hochschule für Außenhandel, in Anerkennung seiner Dozententätigkeit, den Titel eines Titularprofessors.

2011 kehrte Gotthard B. Schicker in seine Heimatstadt Annaberg-Buchholz zurück. Dort nahm er regen Anteil am politischen und gesellschaftlichen Leben. So gründete er einen Künstler-Stammtisch, gab die Online-Zeitung „Annaberger  Wochenblatt“ heraus, nahm oft als einziger Gast an Stadtrats- und Ausschusssitzungen teil und engagierte sich genauso für das Eduard-von Winterstein-Theater, wie für die Heimatforschung …

Gotthard Schicker gab eine beachtliche Reihe von Büchern heraus, in denen es thematisch meist um den besonderen Genuss, in Bezug auf Theater, aber auch Kochen und Essen, in Ungarn und Annaberg-Buchholz ging. Sein „Dicknischel“, in dem er besondere Erzgebirger vorstellte, verkaufte sich gut. Dort klang bereits seine Liebe zu den Köselitzen an. Mit dieser Familie beschäftigte sich Schicker bereits seit längerer Zeit. Sowohl der Privatsekretär Friedrich Nietzsches, der unter dem Namen Peter Gast bekannt wurde, als auch der Maler Rudolf Köselitz hatten es ihm angetan. Eine Ausarbeitung über die Familie Köselitz, faktisch sein Lebenswerk, konnte Gotthard B. Schicker noch abschließen und als fertiges Buch in den Händen halten, ehe er einem Krebsleiden erlag.

Das Buch: „Köselitz: Weltbürger aus Annaberg – eine Familien- und Stadtbiografie“ stellt praktisch das gesamte derzeitige Wissen über diese historisch bedeutsame Annaberger Familie dar. Die Herausgabe dieses heimatgeschichtlich bedeutsamen Werkes wurde von der Stadt Annaberg-Buchholz unterstützt. Wer noch ein außergewöhnliches Geschenk sucht, dem sei das Werk empfohlen. Es ist in den Annaberger Buchläden und in der Tourist-Information erhältlich.

Ralf Graupner

 

Das Buch “Annaberg, die Liebste…” stammt ebenfalls aus der Feder von Gotthard B. Schicker. Kürzlich neu erschienen, kann es ab sofort bestellt werden.