Start Niners: Kampf statt Krampf zum letzten Spiel
Artikel von: Judith Hauße
23.05.2023

Niners: Kampf statt Krampf zum letzten Spiel

T.J. Shorts (Bonn) bewies einmal mehr seine MVP-Qualitäten – auch wenn es ihm Chemnitz schwer gemacht hat. Fotos: JSpictures.de – Jan Stimpel

Saison für die Chemnitzer Basketballer beendet

Gegen Bonn verlieren heißt, von diesjährigen Champions lernen. Die Chemnitzer Basketballer der Niners Chemnitz verlieren auch ihr drittes Playoff-Spiel gegen die Telecom Baskets Bonn. Am Ende trennten sich beide Mannschaft in der Messe Chemnitz bei einem Endstand von 83:89 (42:54). Deutlich knapper als es in den letzten beiden Spielen der Meisterschaftsrunde der Fall war. Auch der Bonner Trainer Tuomas Iisalo sagte zum Spiel der Chemnitz im Interview mit MagentaSport: “Sie haben sehr gut gespielt, super physisch und haben die Rebounds komplett kontrolliert.”

Die Chemnitzer ließen in ihrem letzten Spiel der Saison noch einmal alles Herzblut auf dem Parkett. Sie haben gekämpft – allen voran das dieses Jahr starke deutsche Quintett um Nelson Weidemann (+ Dominic Lockhart, Jonas Richter, Kevin Yebo) – dem Top-Scorer der gestrigen Partie. Dieser erzielte 19 Punkte. Hinter ihm Kevin Yebo (18) und Kapitän Jonas Richter, der an diesem Abend auf 17 Punkte kam und damit nun zum besten Scorer aller Zeiten bei den Niners Chemnitz wurde.

WochenENDspiegel-Viertelanalyse zum Nachlesen

Starting-Five: Nelson Weidemann, Aher Uguak, Jonas Richter, Minde Susinskas, Kevin Yebo

Viertel 1 – Der Kampf ist eröffnet

Der erste Ball geht zwar an die Gäste aus Bonn, die ersten Punkte gibts aber nach einem Ballverlust der Baskets für die Chemnitzer. Jonas Richter für zwei (2:0). Chemnitz kommt im Gegensatz zu den ersten beiden Playoff-Partien in Bonn mit deutlich mehr Energie ins Spiel. Doch sind riskante Pässe heute wirklich ein Erfolgsgarant? (9:10). Der erste Wurfversuch von der Dreierlinie geht rein und bringt die kurzzeitige Führung (12:10). Die Bonner haben heute deutlich mehr zu knabbern, Kratzer und Delany bereits mit zwei Fouls belastet. Das spricht für mehr Intensität auf beiden Seiten (16:12). Lange konnte Chemnitz die auch halten, Bonn zeigt allerdings zum Ende des ersten Viertels sein wahres Ich, kann sich die Führung wieder holen (21:26). Ein etwas fragwürdiger Ballwechsel von Nelson Weidemann auf Jonas Richter, der kann den Ball unter dem Korb aber nicht selbst verwandeln , findet glücklicherweise seinen Teamkollegen Dominic Lockhart außen in der Ecke. Dieser trifft für drei und bringt Chemnitz wieder einen Punkt heran (25:26).

Viertel 2 – Aher Uguak muss das Feld vorzeitig räumen

Dominic Lockhart ist es auch im zweiten Viertel, der sich offensiv von außen ein Herz nimmt und erneut mit drei Punkten die Führung zurückholt (28:26). Im Gegensatz zu Spiel 1 und 2 der Meisterschaftsrunde zeigt Chemnitz heute auch endlich sein wahres Gesicht – Teambasketball und Kampfeswile. Nach dem unsportlichen Foul gegen Aher Uguak in den ersten zehn Minuten, muss der Kanadier nach einem erneuten Fehltritt das Feld räumen. Im wahrsten Sinne. Denn beim Sprungwurf zum 30:29 tritt er T.J. Shorts (Bonn) in die Kronjuwelen. Das gibt ein disqualifizierendes Foul und er kann vorzeitig duschen gehen. Der Korb zählt nicht. Kurz schütteln, kühlen und weiter gehts Männer.

Die Top-Scorer der Partie – beide mit der Rückennummer 0: T.J. Shorts (Bonn, l.) und Nelson Weidemann (Niners, r.).

Bonn scheint der Tritt in die Mitte allerdings dann doch nicht so viel ausgemacht zu haben. Sie können ihren Vorsprung komfortabel mit einem 9:0-Lauf ausbauen (28:35). Chemnitz behält die Nerven und kämpft sich durch (33:37). Mann des Abends bleibt bis dato der sonst offensiv zurückhaltende Dominic Lockhart, der heute Mut in der Offensive beweist und bislang auf zehn Punkte kommt (36:41). Trotz defensiv starker Leistung unter dem Korb, gelingt es den Niners nicht, einfache Bälle der Gäste zu verhindern (39:46). Kurz vor der Halbzeitpause lassen sich die Chemnitzer wieder etwas mehr abschütteln vom Gegner, der geht 42:54 in Führung.

Viertel 3 – Chemnitz bleibt dran

Mit einem Dreier von Nelson Weidemann eröffnet Chemnitz die zweite Hälfte (45:54). Ganz in die Ecke drängen lässt sich Chemnitz demnach nicht. Trotz offensiver Spitzen – allen voran von MVP T.J. Shorts, der auch heute wieder eine starke Leistung aufs Parkett bringt, können die Bonner ihren Vorsprung nur mühsam ausbauen (53:61). Chemnitz kann allerdings die Fehlwürfe der Gäste nicht in ihr eigenes Glück verwandeln (58:67). Glücklicherweise bleibt der Abstand zu Bonn einstellig (65:71). Ein Selbstläufer wird es heute damit nicht ganz für Bonn. 65:73 gehts in die Schlussphase.

Kevin Yebo (Niners, l.) kämpft sich unter dem Korb gegen Finn Delany (Bonn, r.) durch.

Viertel 4 – Bonn ist die abgezocktere Mannschaft von beiden

Chemnitz bekommt zusehends Probleme, den Abstand von inzwischen 15 Punkten zu kompensieren (65:80). Dreier von Weidemann, der heute wohl seine beste Partie der Saison spielt – ein Trostpflaster (68:80). Die Niners lassen den Gegner zu oft frei an der Dreierlinie stehen, das wird bestraft (72:85). Knapp eine Minute vor Schluss können sich die Chemnitzer noch einmal vier Punkte an den Gegner herantasten. (83:87). Chemnitz muss sich am Ende zwar 83:89 geschlagen geben, aber heute haben sie gegen starke und abgezockte Bonner gekämpft und den Fans ein versöhnliches Saisonende verschafft. Vermutung: Wären ein paar mehr Freiwürfe gefallen bei den Chemnitzern, wer weiß, wie das Spiel ausgegangen wäre.

Zahlen, bitte!

Top-Scorer: T.J. Shorts (Bonn, 21), Nelson Weidemann (Niners, 19), Kevin Yebo (Niners, 18), Jonas Richter (Niners, 17), Sebastian Herrera (Bonn, 14).

Niners-Kapitän verpasste knapp ein Double-Double (17 Punkte, 9 Rebounds).

Zuschauer: 4.637

Chemnitz trifft nur 19 seiner 28 Freiwürfe (68 Prozent). Bonn hingegen kann 19 von 24 Freiwürfen versenken (79 Prozent).

Insgesamt gingen bei den Niners 10 von 27 Dreiern durch den Korb (37 Prozent). Bei Bonn waren es 10 von 30 Versuchen (33 Prozent). Dafür gingen bei den Rheinländern mehr Würfe unter dem Korb rein (54 Prozent). Chemnitz kommt auf 47 Prozent.