Start Chemnitz Brühl tut sich mit anstehendem Kietz- und Wohn-Crossover noch schwer
Artikel von: Redaktion
14.08.2015

Brühl tut sich mit anstehendem Kietz- und Wohn-Crossover noch schwer

Bürgerplattform am Dienstagabend auf dem Brühl. Foto: bit

 

Chemnitz-Zentrum. Zahlungskräftige Mieter, Familien mit Kindern, Kreative und Studenten – diese Mischung soll den Brühl beleben. Umfangreiche Sanierungen privater Bauherren sind voll im Gang. Auch die GGG mischt mit. Von kommunaler Seite stehen  keine Häuser mehr zum Verkauf. Tolles Projekt, so scheint es. Doch es gibt auch Zündstoff.

Top-Sanierungen ziehen Mieter ins Areal, für die bis zu 6,90 Euro  pro Quadratmeter kein Problem sind. Die GGG bietet Kreativen im sogenannten Carre 8 für 3,00 Euro pro Quadratmeter großräumige Wohnungen und Ateliers zum selbst entwickeln. Am anderen Ende des Brühls kosten Studentenwohnungen  im Durchschnitt 3,70 Euro pro Quadratmeter. Mit teuer und billig verbunden sind unterschiedliche Lebenskonzepte. Ob sie sich auf so engem Raum vereinbaren lassen, stand auf einer Bürgerplattform am Dienstagabend vor Ort und unter freiem Himmel in Frage.

Kreative, die bereits über Jahre viel Herzblut in verschiedene Projekte investiert haben, hatten sich offensichtlich einen größeren Anteil am Areal erhofft und sehen sogar eine im Jahr 2012 erstellte Studie zur Brühlbelebung verraten. Dass diese zunächst viel billigen Wohn- und Lebensraum für Kreative und Studenten vorgesehen habe, dann aber festgestellt worden sei, dass dies gar nicht machbar sei, wurde als Widerspruch kritisiert.

Die Studie sei nicht aufgegeben worden, hielt Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig entgegen. Doch die Alternative zum oberen Ende der Mietpreisspanne sei Nichtstun, weiterer Verfall und damit überhaupt kein Wohn- und Lebensraum gewesen – für niemanden.

Rückendeckung bekam sie dabei von Vertretern privater Bauherren und auch von der GGG. Um bei derart verkommener Baustubstanz eine vernünftige Sanierung mit einer schwarzen Null zu finanzieren, müssten derartige Mieterlöse erzielt werden. Außerdem sei die Nachfrage groß – ein Zeichen dafür, dass die Priese für innerstädtisches Wohnen keineswegs überteuert seien. „Hier wird im Moment keiner reich. Gar von Mietwucher zu sprechen ist völlig überzogen“, betonte Barbara Ludwig.

Allen, die sich derzeitig am Brühl engagierten, gebühre großer Dank – also Kreativen und „Kommerziellen“ gleichermaßen. Noch vor wenigen Jahren habe sich für Häuser auf dem Brühl – auch auf überregionalen Immobilienmessen – absolut kein Investor interessiert. Genausowenig hätte man Mieter begeistern können.

Der Brühl habe nach Ansicht Barbara Ludwigs jetzt beste Chancen, ein lebendiges innerstädtisches Areal zu werden, in dem Menschen mit unterschiedlichen Lebenskonzepten ihr Zusammenleben sehr wohl selbst regeln könnten. Auch werde es weiterhin Förderungen für private Baumaßnahmen geben. bit

 

Aktuelle Sanierungen auf dem Brühl. Foto: bit
Aktuelle Sanierungen auf dem Brühl. Foto: bit